Rock Hard Festival 2009 - Samstag

Wäre die alte Todesmetall-Kultformation ASPHYX nicht inzwischen wieder aktiv, könnten HAIL OF BULLETS diese Rolle locker ausfüllen. Bestehend aus Musikern von THANATOS, HOUWITSER und erwähnten ASPHYX, machten sie mit Stücken ihres noch aktuellen Debüts „… Of Frost And War“ deutlich klar, wie man in diesem Genre die Hosen anbehält. Martin Van Drunen ist einfach ein Growlviech, das zu den besten seines Fachs zählt und Killern der Marke „Nachthexen“, „Stalingrad“ oder dem famosen „Berlin“ seinen unverkennbaren Stempel aufdrückte. Nichts für Feingeister, bewiesen die Wohnwagenfahrer allein schon durch ihre Erfahrung und Routine, dass sie eine neue Referenzband des Genres darstellen. Starker Auftritt! (do)
Vorweg: Ich mag die DRAGONFORCE-Scheiben. Glaubt man meinen Freunden, so stehe ich auch nicht unter dem Verdacht, ein sog. "Verfechter der wahren Lehre" zu sein. Metal muss also nicht immer bierernst, düster, zerstörerisch und/oder bretthart sein. Was DRAGONFORCE allerdings bei Ihrem Auftritt abliefern, bringt selbst meinen Toleranzpegel zum Anschlag. Okay, ein Drumkit kann magenta-metallic sein, wer's mag. Zum quietschbunten Cover-Backdrop der Briten passt's ja auch. Und wenn das Nena-Gedächtnis-Keyboard mit neon-pinken Streifen verziert ist - von mir aus. Entscheidend ist ja die Mucke. Wenn auf der Bühne aber NUR noch albern rumgehampelt wird, ist irgendwann Schicht. Was DRAGONFORCE durch die Boxen jagen, ist definitiv großes Handwerk, technisch einwandfrei - wenn auch stets haarscharf an der Grenze zum Kitsch. So eine Band muss polarisieren. Musikalisch ohnehin - aber auch optisch? Braucht man einen Keyboarder, der hinter seinem Instrument rumturnt, als hätte er spastische Zuckungen, 'ne Horde Hummeln in der Bux und ein viertel Pfund Koks, zu viel Kaffe und 'ne Jahresration Red Bull intus - sowie obendrauf noch Bandkollegen, die dem teils Trampolin hüpfend nur in wenig nachstehen? Für große Teile des Publikums war's ein Erfolg - ich brauche
das nicht. "Mal was Anderes" hin oder her, dafür war's echt zu viel des Guten: Statt echter Emotionen nur TeleGym nonstop. PS: Wie man Spaß im Hartwurstsektor präsentieren kann, ohne dass es albern wirkt, haben übrigens D:A:D später eindrucksvoll demonstriert. (heavy)
Für den gemeinen Thrasher war das Bay Area-Urgestein FORBIDDEN eine echte Perle des Fesitvals, zumal sich der Haufen primär (und wenn mich nicht alles täuscht, sogar ausschließlich?!) auf Stücke seiner ersten beiden Alben „Forbidden Evil“ und „Twisted Into Form“ konzentrierte. Frontmann Russ Anderson, der mittlerweile auch ganz gut an körperlicher Breite gewonnen hat, hatte das Publikum jederzeit im Griff, kein Wunder mit Perlen wie „March Into Fire“, „Twisted Into Form“ oder „Chalice Of Blood“. Es mag insgesamt stärkere Auftritte auf diesem Festival gegeben haben, aber auch FORBIDDEN enttäuschten sicherlich niemanden. (do)
Der Meister persönlich, der Godfather of klassischem Bombast Heavy Metal und Mastermind der US Legende SAVATAGE gab sich heute als Co-Headliner die Ehre: JON OLIVA mit seinem JON OLIVA`S PAIN. Nachdem er vor vier Jahren einen zwar wirklich beeindruckenden Gig hingelegt hat, blieb als kleiner Beigeschmack, dass er damals irgendwie etwas „benebelt“ wirkte, was sich unter anderem in seinen Ansagen und in seinem Stageacting äußerte. Heute war der Mountain King voll da, auch wenn er mit einem Krückstock die Treppen der Bühne emporstieg und doch irgendwie angeschlagen wirkte. Nicht überraschend und dennoch großartig verliefen dann die nachfolgenden knapp 70 Minuten. Schwerpunktmäßig gab es altes SAVATAGE Zeug auf die Ohren - „City Beneath The Surface“ und „Sirens“ hauten da schon mal voll rein. Von seiner eigentlichen Nachfolgeband JON OLIVAS PAIN gab es mit „Through The Eyes of The King“, All The Time“ und dem 7 minütigem „Maniacal Renderings“ lediglich drei Songs zu hören, die sich allerdings hervorragend ins Repertoire integrieren lassen. Aber wen wundert das schon - J.O.P. machen halt die Musik, die wir von älteren SAVATAGE gewohnt sind und lieben. Natürlich fallen die Fanreaktionen bei den echten Sava Hits deutlich euphorischer aus. Bei „Hounds“ welches Jon seinem Bruder Criss widmet, und „Gutter Ballet“ flippt das Amphitheater vollständig aus und rockt mit. Selbst Götz vom Rock Hard steht im Fotograben und geht mit den Songs mit. Überraschenderweise ist mit „Chance“ sogar ein Song aus den Zeiten mit Zak Stevens ins Programm gerutscht, der dann doch zu einer erhöhten Gänsehautfrequenz führt. Gesanglich gibt Jon alles, kommt allerdings nicht mehr ganz an seine Glanzleistungen heran - doch dies ist nebensächlich wenn man alle anderen Faktoren, seine ehrlichen Ansagen und auch die gesamte Leistung seiner Musiker berücksichtigt. Wunderschön kommt „Tonight He Grins Again“ und die Überballade „Believe“ daher, die schon alleine durch Jon´s Präsens an seinem Konzertflügel emotional kaum zu übertreffen sind. Wenn das mal nicht ein Fehler war, diese Combo nur als Co-Headliner zu setzen. Mit „Jesus Saves“ und „Hall Of The Mountain King“ verabschieden sich JON OLIVA und seine Mannschaft aus Gelsenkirchen auf eine ganz beeindruckende Art und Weise. Sie haben es sogar geschafft, die Skeptiker des damaligen Gigs voll auf ihre Seite zu ziehen und sind im Nachhinein zumindest für mich die absoluten Gewinner des Festivals. (xhb)
Es fehlt mir schwer, über diesen Gig zu schreiben. Schuld war der Alkohol, der mich hinterrücks überfallen hatte. So ein Fiesling, nee, nee! CHILDREN OF BODOM kochten aber auch reichlich auf Sparflamme, da Alexi Laihos Verletzung, die er sich auf der letzten Tour zugezogen hatte, immer noch Probleme bereitete. Trotzdem bemühte sich die Band, ihren Gig einigermaßen professionell durchzuziehen, was Keyboarder Janne dann sogar noch zu kaum verständlichen, deutsch gesprochenen (!) Witzen hinreißen ließ. „Needled 24/7“, „Are You Dead Yet?“, „Bodom After Midnight“ oder das abschließende „Downfall“ wurden gehörig abgefeiert, aber angesichts der Tatsache, dass die Band längst nicht ihr volles Potential ausgeschöpft hat, war es unterm Strich nur ein eher mäßiger Gig, für den aber viele andere zuvor überzeugender aufspielende Bands mehr als entschädigt haben. (do)