Rock Hard Festival 2005 - Samstag
Communic
"Schwere Kost" pflegt der eine Ukrainer zum anderen zu sagen - und manch einer hielt es beim Opener COMMUNIC mit den Boxern. Denn als die Norweger loslegen, ist es irgendwie nach der Nacht im Partyzelt zu hell, der Sound schlicht zu progressiv für die justament aufgestandenen Metaller. Außerdem hatte man ja noch die gelungenen Auftritte von ABANDONED und den regelrecht abgefeierten GIRLSCHOOL in den vom Freiag in den Knochen. Doch als sie das kraftvolle Titelstück ihrer aktuellen Scheibe ,Conspiracy In Mind’ ins bereits erstaunlich gut gefüllte Amphi-Theater powern, ist doch so mancher überzeugt. War fast wie Tolstoj-Lesen…(memme)
Heaven Shall Burn
Anschließend die tolle Speerspitze einer ausufernden Bewegung: HEAVEN SHALL BURN. Allerdings sah Sänger Markus mit blindem Pott-Schnitt komisch aus - und plötzlich so lütt. Des Rätsels Lösung: Sänger krank, Maroon-Fronter Andy vertritt ihn - und wie. Kaum größer als eine Maggi-Flasche und ständig textablesend zeigt er eine wirklich wunderbare Leistung - Kracher wie "The Martyr’s Blood" kommen "wie in echt". So gut kann Metalcore sein. (memme)
Ensiferum
Heroische Melodien bedeuten das Intro von ENSIFERUM, zwar nicht "Ferrum Aeternum", aber ooch fein. Allerdings sieht Sänger Petri panne aus mit seinem lustigen Cowboyhut. Was folgt, ist keine Überraschung: Wunderschöne Songs reihen sich aneinander, ob "Iron", "Token Of Time" oder wie sie alle heißen. Auch der leicht unrunde Sound stört nicht beim Mit-Singen und –Schunkeln. LaiLaiHei sach ich. Allerdings hatten die Jungs lange mit Sound-Problemen zu kämpfen - und die dürren Finnen hatten den Tag nicht gerade die fetteste Bühnenpräsenz. Dennoch: Die Theaterbesucher rockten hart. (memme)
The Haunted
Halb fünf - schneller! THE HAUNTED mit neu/ altem Sänger Peter Dolving rennt rum wie ein Irrer, während seine zu Kultfiguren stilisierten Instrumentalisten eher zu Halter ihrer tongebenenden Instrumente mutieren. Will heißen: Kein Bock oder Rheuma? Macht aber nüscht, denn die Songs gehen aber wie Pershings - and so did the crowd. Eine Stunde lang gab’s Hammersongs wie den vom Hass oder "99" oder das gelobte "God Puppet". Kein Frage, THE HAUNTED sind wirklich eine tolle Band - nur schienen sie mit am Kanaltheater im Nordsternpark merkwürdig reserviert. Aber wie gesagt: Moshpit voll, die Fans waren zufrieden. (memme)
Samael
Das Interesse an den innovativen Schweizern war relativ groß - der innere Kreis des Amphitheaters war gefüllt, auf den Rängen war kaum noch Platz - aber die Reaktion war zunächst verhalten, denn die meisten saßen. Blickten neugierig nach vorn, aber auch skeptisch. SAMAEL haben wenig verkehrt gemacht und mit "Rain" und "Shining Kingdom" mit zwei alten Krachern eröffnet, die natürlich sowohl alten Fans das Herz öffneten als auch die Metaller im Ring versöhnen konnten. Charisma-Bolzen Vorph wirkt trotz Tageslicht dunkel genug, um "Baphomet´s Throne" als düsteres Aggressionsstück herauszuschreien, Xy ging wie ein Derwisch hinter seinem Key-Drum-Podest ab. Und der kleine Masmi, der alle Gegensätze grinsend in sich vereint - auf der einen Seite der einzige Basser des ganzen Festivals, der es schafft, seine
dicken Saiten zu zerreißen, und zum anderen geschmeidig zu den Beats herumhüpft und - tanzt. Ja, tanzt. Während das Publikum auch 9 Jahre nach "Passage" immer noch nicht weiß, wie es sich dazu bewegen soll. Und dann doch verschämt die Hüften schwingt, denn SAMAEL spielen hier einen der großartigsten Gigs der letzten Jahre, und das Publikum honoriert es mit Standing Ovations - im Rund stehen einige auf, die bis eben noch gesessen haben und verlangen nach mehr, und SAMAEL servieren "Jupiterian
Vibe" und "Savior". Das Frage-Antwort-Spielchen bei "Savior" ist auch schon wieder lauer, aber zum grandiosen Finale läßt Masmi noch den Bass auf die Bretter sausen. Sehr groß! (laetti)
Setlist:
Rain
Shining Kingdom
Inch Allah
Reign Of Light
On Earth
The Cross
Telepath
Oriental Dawn
Baphomet´s Throne
High Above
Moongate
Infra Galaxia
The Ones Who Came Before
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Jupiterian Vibe
My Saviour
Sonata Arctica
Die Chance, ein letztes Mal bei vermeintlichem "Kinder-Metal" Luft zu holen, bevor die Nordlichter Amon Amarth und Children Of Bodom alles in Grund und Boden walzen, bekommt die geneigte Bangerschar um Punkt halb Sieben: SONATA ARCTICA geben sich die Ehre - und zwar allesamt bekleidet. Entgegen der Ansage, die Jungs hätten am Abend zuvor ein wenig Gas gegeben, und Basser Marko käme eventuell nackt auf die Bühne, hüllen sich die Finnen nämlich allesamt artig ins metallische Gewand. Musikalisch ist bei Sänger Tony (der in seinem blassgelben Shirt von Ferne wie eine Presswurst aussieht) und seinen Mannen wie gewohnt alles im Lot, die gewaltigen Chöre funktionieren ebenso wie die gestochen scharfen Keyboard- und Gitarrenläufe, und sogar die ruhigeren Passagen ("Blinded No More") klappen nach anfänglichen Soundproblemen unfallfrei. Danach geht’s mit "Victoria’s Secret" zwar wieder etwas zügiger zu Werke, doch schon beim anschließenden "Broken" scheint es der Band etwas am nötigen Esprit zu fehlen - war die Nacht davor tatsächlich etwas länger? Statt die hungrige Meute weiter anzufeuern, setzt sich unsere Presswurst gemütlich vor’s Drumkit und trinkt erstmal einen. Naja… "Stay For A While", "Full Moon" und "Welcome To My Land" sorgen dann allerdings wieder für steigende Laune, bevor "Don’t Say A Word” schon fast den Abschluss bildet, als SONATA ARCTICA, die langsam tatsächlich aufgewacht sind, mit einer Mischung aus "Smoke On The Water” und einem mir unbekannten Trinklied auch schon wieder die Biege machen. Durchaus gut, aber hätte mehr draus werden können. (heavy)
Amon Amarth
"An Ancient Sign Of Coming Storm" zeigte sich am Himmel, denn wer die Wolkenformationen sehen konnte, wusste dass es in nicht allzu langer Zeit schon wieder schütten würde - und AMON AMARTH walzten stoisch dagegen an. Im dichten Pit und dem ersten stehenden Händemeer hat man die steife Brise nicht so sehr gemerkt wie auf den Rängen, wo sich der Chill mit der Gänsehaut des ersten Riffs von "The Pursuit Of Vikings" verband. Die Wikinger kamen, sahen und siegten, der Pit stand im "Bloodshet" und ab "Fate Of Norns" herrschte Tiefflieger-Alarm im Bühnengraben. Ein Fan hatte sich dagegen passend vorbereitet und einen Kampfschild mitgebracht, der die hinteren Reihen vor Crowdsurfern von oben schützte - oder einfach genauso störte wie alles andere von oben. "Masters Of War" läutete den Höhepunkt an alten Gassenhauern ein, Olli und Johann donnerten das Anfangsriff von der Bühne, der Break läßt die Headbanger luftholen - und mitten hinein brüllt Johann Hegg in bestem deutsch das Lebensmotto "Saufen", bevor die Gitarren wieder die Regie übernehmen - und ganz unmusikalisch und außer der Reihe ein Schwimmer im Kanal hinter der Bühne Szenenapplaus bekommt. Selten machte ein Raubzug so glücklich.(laetti)
Setlist:
An Ancient Sign Of Coming Storm
Stabwounds In Our Backs
The Pursuit Of Vikings
Fate Of Norns
Bloodshed
Bleed For Ancient Gods
Where Silent Gods Stand Guard
Masters Of War
Victorious March
Death In Fire
Children Of Bodom
Den Gig von CHILDREN OF BODOM kann man, wenn man unbedingt will - typisch deutsch und auf der Suche nach dem Haar in der Suppe - zwiespältig betrachten; für den spaßwilligen Festivalbesucher war’s allerdings nur geil. Die bekloppten Finnen legen mit einem cool geswingten Bläser-Intro los, bevor’s mit "Sixpounder" plötzlich unvermittelt drei Kilo Stahl ungebremst in die Fresse gibt. Wie aus dem Nichts bricht das Inferno los, und der Innenraum geht steil. Da sich zu derart brachialen Klängen selbst der gelbe Stern verzieht, kommt zum ersten Mal an dem Tag auch die Lightshow ordentlich rüber. Da ist es auch egal, dass anfänglich selbst Alexis Sechssaitige Schiss hat, mitzuspielen. Bei "Silent Night Bodom Night" erlebt das RockHard-Festival seinen ersten kollektiven Ausraster an diesem Abend - nicht unwesentlich unterstützt durch einen sich bessernden Sound sowie kirre machende Flashlights auf der Bühne. Apropos Bühne - zwar hat Alexi schon motiviertere Gigs abgeliefert, aber den Gesamteindruck kann das nicht schmälern: Die Crowdsurfer machen sich’s auf der Menge bequem, und wer’s lieber etwas distanzierter mag, schüttelt sich zehn Reihen weiter oben zu Brutalo-Gourmethappen à la "Needled 24/7" die Schuppen aus der Wolle. "Kissing The Shadows" wird dann als letzter Song angekündigt, bevor sich auch COB tatsächlich auf das ewig dämliche Zugabe-Spielchen einlassen, um nach einer Minute Geklatsche planmäßig wieder auf die Bühne zu kommen und drei weitere Lieder zum Besten zu geben. Bescheuert… Einer davon ist jedenfalls von der neuen Scheibe, an der die Finnen seit vier Wochen arbeiten und kommt ziemlich modern daher. Danach schwingt Hein allerdings endgültig die Sense, und nach gut 75 Minuten routiniert inszenierten Krachs rotzt der Fronter zum letzten Mal vorm Mikro. (heavy)
Jon Oliva
So richtig konnte ich das nicht verstehen das man JON OLIVA auf die Headliner Position setzte. Sein Solo Album "Tage Mahal" ist zwar eine gute Nummer aber reicht das für ein 90 Minuten Set? Also waren SAVATAGE Klassiker vorprogrammiert. Der gute Jon kam also auf die Bühne - pfundiger denn je aber immer noch sympathisch. Ein Set mit "Gutter Ballet" zu beginnen ließ auch von Beginn an auf vieles hoffen. Und tatsächlich blieb es insgesamt bei zwei PAIN Songs nämlich "Time" direkt im Anschluss und "The Dark". JON agierte zum größten Teil im Stehen, auch wenn er gelegentlich hinter seinem Keyboard platz nahm. Er scheute es auch mal wieder nicht, lange Reden zu halten, die ohne das Wörtchen "Fuck" zweifelsohne deutlich kürzer ausgefallen wären. Riesen Highlights im Set ließen nicht lange auf sich warten: "Tonight He Grins Again" und auch die Ballade "Believe" bewiesen das JON stimmlich vielleicht nicht ganz an seine Glanzzeiten heran kommt, es jedoch immer noch drauf hat. Voller Überzeugung ging Jon völlig aus sich heraus, rollte mehrmals auf dem Boden der Amphitheater Bühne und kreischte Gassenhauer wie "Sirens" als wenn es das letzte ist, was er tun wolle.
Leider sind auch die Jahre an ihm nicht spurlos vorbei gegangen aber um es mit Jon´s eigenen Worten zu sagen "Der alte Mann kann es doch noch". (xhb)
Setlist:
Gutter Ballet
Time
Jesus Saves
Hounds
Tonight He Grins Again
The Dark
Ghost In The Ruins
Thorazine Shuffle
Believe
City Beneath The Surface
The Dungeons Are Calling
Sirens
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Power Of The Night
Hall Of The Mountain King
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