Riot V, Silverlane - Mannheim; 7er Club.
Am Mittwoch, 17.05.2023, mäandern die metallischen Massen mehrheitlich zum Mekka der Mannheimer Musikszene. Im legendären 7er-Club luden RIOT V zur Messe und wie nicht anders zu erwarten, prangt am Einlass das Schild: “Sold Out”. Den Besuchern ist die Vorfreude deutlich anzumerken.
Bevor allerdings RIOT V die Bühne entern, stehen SILVERLANE aus Forchheim auf den Brettern und dürfen eröffnen. Stilistisch eine seltsame Wahl, da die Oberfranken modernen Metal mit Gothic- und Symphonic-Metal kombinieren und im Publikum daher doch das ein oder andere ratlose Gesicht hinterlassen. Instrumental solide, kann der Gesang leider nicht überzeugen, so dass sich der nette Außenbereich des 7er im Verlauf des Auftritts füllt.
Danach ist das Publikum erst recht heiß auf eine der langlebigsten und beständigsten Bands des Planeten. Auch ohne Mark Reale und ohne jedes weitere Gründungsmitglied führen RIOT V das Erbe würdig weiter. Von der ersten Sekunde an gibt die Band Vollgas. 99% aller Bands hätten “Fight Or Fall” und “On Your Knees” in ihrem Zugabenblock, RIOT V eröffnen mit diesen Klassikern mal ganz locker ihren Gig. Natürlich ist auch die Meute vor der Bühne auf den Punkt hellwach. Glückliche Gesichter, gereckte Fäuste, leidenschaftliches Mitsingen… oder auch -gröhlen. Egal. Spätestens mit “Fire Down Under” an vierter Stelle des Sets explodiert die Stimmung im Club endgültig und von der ersten bis zur letzten Reihe sind alle voll dabei. Todd Michael Hall zeigt erneut eine souveräne, eigentlich völlig überirdische Gesangsleistung. Er trägt seine Vokalakrobatik mit solcher Lockerheit und ohne jeden unsicheren Ton vor, dass es eine wahre Freude ist. Auch Mike Flyntz an der Leadgitarre hat sich längst zur Identifikationsfigur der Band entwickelt. Er füllt die übergroßen Fußstapfen, die Mark Reale hinterließ, wirklich sehr gut aus. An der zweiten Gitarre macht der Ersatzklampfer Jonathan Reinheimer für den verhinderten Nick Lee seine Sache auch richtig gut. Das Rhythmus-Team van Stavern/Gilchriest legt einen bemerkenswert präzisen, auf den Punkt gespielten Teppich.
Und wenn wir schon bei “bemerkenswert” sind: ohne weiteres fällt mir keine Band ein, die über einen so langen Zeitraum (seit dem Debütalbum “Rock City” von 1977) über derart homogenes Liedgut verfügt. Da stehen eben die uralten Kracher wie “Overdrive” und “Warrior” ebenso auf der Playlist wie “Bring The Hammer Down” oder “Victory” von den letzten beiden Alben. Technische Speed Metal-Stücke der Marke “Black Leather and Glittering Steel” finden sich neben klassischen Hard-Rock-Nummer wie “Magic Maker”. Trotzdem wirkt alles wie aus einem Guss. Der 7er wird daher zum wahren Hexenkessel, die Stimmung erreicht bei den stürmisch geforderten Zugaben - darunter natürlich “Swords And Tequila” und “Thundersteel” - den absoluten Siedepunkt, sodass sich RIOT V sogar noch zu dem nicht wirklich geplanten “Road Racin’” hinreißen lassen. Und damit endet ein extrem kurzweiliger Auftritt, der nur glückliche Besucher hinterlässt. Es ist selten, dass man eine Band, die ausnahmslos Granaten in der Setlist hat (und eine zweite ebenso füllen könnte), in Clubatmosphäre erleben darf. Wenn also RIOT V das nächste Mal irgendwo bei euch in der Nähe sind: nicht schuldhaft zögern, hingehen!
(Ganz herzlichen Dank an Ralf Stadler für die tollen Fotos!)
Silverlane