Konzert:
Reload Festival 2012 - Sonntag

YOUR DEMISE eröffneten den Reigen auf der Bühne und waren trotz der frühen Uhrzeit hoch motiviert und wach. Optisch wie immer interessant anzusehen (very british), tobten die Jungs um Shouter Ed über die Bühne und bezogen schnell das Publikum mit ein. Dank der Setlist, die sich zu gleichen Teilen auf „The Golden Age“-Songs und ältere Nummern verteilte, kamen sowohl Fans des neuen, kontrovers diskutierten, Albums auf ihre Kosten wie auch die „früher war alles besser“-Fraktion. Live sind die Brüche sowieso nicht so groß wie auf Platte, die Setlist fügte sich zu einem beeindrucken homogenen Ganzen zusammen, mit dem YOUR DEMISE gut 40 Minuten unterhielten. Das Publikum sah es ähnlich und aktivierte noch einmal letzte Reserven nach zwei langen Festivaltagen. Gelungener Einstieg in den dritten und letzten Tag des Festivals.
Der Gig von WE BUTTER THE BREAD WITH BUTTER fiel dann dem Zeltabbau zum Opfer, STREET DOGS standen mithin als nächstes an. Die Bostoner waren diesmal leider nicht in Arbeiterkluft aus dem frühen 20. Jahrhundert gekleidet, wie noch bei ihrer Tour mit THE BONES, sondern betonten den Punkrock-Anteil ihrer Musik auch optisch. Mike McColgan und seine Jungs hatten mit ihren sehr eingängigen Songs leichtes Spiel bei den Anwesenden und brachten Bewegung in die Leute, die mit den beiden vorherigen Bands weniger anfangen konnten. Beeindruckend waren dabei die Backing Vocals, die mit großer Intensität vorgetragen wurden und immer wieder für Gänsehautmomente sorgten. STREET DOGS stellten einmal mehr ihre Live-Qualitäten unter Beweis, für einen Sonntagnachmittag genau die richtige Band, um auch die letzten Festivalbesucher wieder wach zu kriegen.
UNEARTH hatten dann eine kürzere Umbaupause, da es vorher Verzögerungen gegeben hatte, wovon sich die Tour-erprobten Bostoner aber nicht stören ließen. Motiviert bis in die Haarspitzen gaben die fünf Amis, bei denen mit Nick Pierce ein neuer Drummer hinter dem Kit saß, von Beginn an Vollgas und konnten die vor der Bühne wartenden Hardcore Kids und Metalheads gleichermaßen mitreißen. Shouter Trevor, der ja über die Jahre zu einer echten Rampensau geworden ist, feuerte die Leute immer wieder zu mehr Bewegung an, während die Herren Gitarristen wie üblich die Spaßvögel vom Dienst waren und ordentlich Kilometer abrissen. Schade nur, dass sie den Cocktailstand nicht gesehen hatten, der gar nicht so weit weg von der Bühne postiert war, immerhin sind die beiden dafür bekannt, auch mal die ganzen Breite eines Clubs auszunutzen – wäre doch hier auch möglich gewesen. Macht aber nix, so gab es eine sehr ansprechende Leistung der beiden auf der Bühne zu sehen, egal ob Songs von „The Oncoming Storm“ oder aus dem aktuellen Album „Darkness In The Light“. UNEARTH sind ganz klar eine begnadete Live-Band, der auch nach gut zehn Jahren noch nicht das Feuer der Leidenschaft abhanden gekommen ist.
SOULFLY-Kopf Max Cavalera und seine Mannen sollten dann den Abschluss für mich bilden, da es nach ihrem Gig direkt nach Hause ging, um das EM-Viertelfinale zu schauen. Der gute Mann hat ja 2011 mit BORKNAGAR-Drummer David Kinkade und Tony Campos (STATIC-X, MINISTRY) die Rhythmusabteilung ausgeatuscht, was sich an diesem Abend bemerkbar machte, so druckvoll war SOULFLY Live lange nicht mehr unterwegs. Tony ist zudem zusammen mit Marc Rizzo sehr aktiv auf der Bühne, was angesichts des Bierdeckel-Bewegungsradius von Max sehr positiv ist, um das sonst sehr statistische Geschehen auf der Bühne zu durchbrechen. Musikalisch kann die Band sowieso nichts falsch machen, egal ob sie sich aus dem eigenen umfangreichen Fundus oder bei SEPULTURA-Frühwerken bedienen. Auch an diesem Abend ging das Publikum schnell steil (für Krachfraktion kamen mit SUBWAY TO SALLY und DROPKICK MURPHYS ja nicht mehr ganz passendes), in den ersten Reihen ging es den ganzen Set über gut zur Sache. Nach gut 20 Minuten schien auf der Bühne ein wenig die Luft raus zu sein, aber spätestens mit „Back To The Primitive“ wurde das Energielevel noch einmal hochgefahren und der zweite Teil des Sets knackiger gespielt. Max Cavalera sammelte sich ab da noch einmal und ging mehr aus sich heraus, trotz seiner mittlerweile beträchtlichen Leibesfülle ging er mit. Er wirkte motivierter als bei den Shows in den Jahren zuvor, vielleicht haben die beiden neuen Bandmitglieder ihn noch einmal motivieren können. In dieser Form machen SOULFLY auf jeden Fall Spaß und hatten ihren späten Slot im Billing vollkommen zu recht bekommen.
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Setlist (wie immer ohne Gewähr):
Resistance
World Scum
Blood Fire War Hate
Refuse/Resist (SEPULTURA Coversong)
Frontlines
Prophecy
Back To The Primitive
Intervention
Porrada
Revengeance (mit Igor & Ritchie Cavalera)
Roots Bloody Roots (SEPULTURA Coversong)
Seek 'N' Strike
Jumpdafuckup / Eye For An Eye
Danach ging es dann ab nach Hause, SUBWAY TO SALLY und DROPKICK MURPHYS wurden wie gesagt gegen das Länderspiel eingetauscht. Das Reload Festival präsentierte sich als rundum gelungene Veranstaltung, bei der von Organisation über die Security bis zu den Preisen alles stimmte. Kein Wunder, dass sich jedes Jahr mehr Besucher einfinden, die Punkte in Verbindung mit dem abwechslungsreichen Billing machen das Festival zu einer kleinen Perle im deutschen Festivalsommer.







