RAVEN,WALLOP - Aschaffenburg, Colos-Saal
Am Freitag, den 09.08.2024 war es endlich soweit. Die Helden meiner Jugend RAVEN hatten zum allerersten Mal letztlich doch noch den Weg ins Colos-Saal gefunden. Allerdings sah es zunächst so aus, als ob es nicht wirklich viele Metalheads interessierte. Dies lag mit Sicherheit aber auch daran, daß die Urgesteine des NWOBHM bereits ein paar Tage zuvor in Wacken und im 7er Club in Mannheim ihr Unwesen getrieben haben.
Die Zeitreise begann für mich indes schon vor dem Anpfiff. Im Vorprogramm war an diesem Tag WALLOP angekündigt. Eine Combo aus Offenbach, die ich zwar die Jahre über nicht weiter verfolgt hatte und deren Comeback 2020 an mir vorüberstrich, die ich aber aufgrund eines einzigen legendären Konzertes über all die Jahre nicht vergessen hatte. Es war im Juni 1986 als im Bürgerhaus in Mühlheim eben WALLOP eine Show eröffneten, die im Anschluß DESTRUCTION und HELLOWEEN komplettierten. Als Sänger Mikk Wega mir im Foyer über den Weg lief, sprach ich ihn direkt auf diesen denkwürdigen Abend an, worauf er ein paar schöne Insider-Anekdoten aus dieser Zeit zum Besten gab.
Hervorragend eingestimmt gab's dann pünktlich um acht die Musik dazu. Nach der Titelmelodie aus den Miss Marple Filmen der 60er Jahre startete WALLOP mit “Running Wild“, einem Track aus dem 2020er Comeback-Album “Alps On Fire“ das Set und es war sofort Feuer unterm Dach. Der Saal war zwar immer noch spärlich gefüllt, das anwesende Publikum feierte aber diesen schnörkellosen, authentischen 80er Jahre Teutonenmetal vom ersten Ton an so lautstark, daß man annehmen könnte, die Menge sei um ein vielfaches größer. Die Jungs auf der Bühne hatten ebenfalls sichtlich ihren Spaß an der Sache und nahmen die Zuschauer auch immer wieder mit. Als Highlight wurde selbstverständlich die Nummer “Crash, Bang, Wallop“ (im Original von RAVEN und Ursprung des Bandnamens) zusammen mit John Gallagher von RAVEN gebracht. Jetzt war das Auditorium komplett aus dem Häuschen. Von der neuen Scheibe “Hell On Wheels“ bekam man vier Songs zu Gehör, der Rest war von der letzten Alps-Platte. Nach “One Track Mind“ war Schluss, die Stimmung im Saal würde ich als ungemein ausgelassen bezeichnen und alle feierten die Oldschooltruppe gebührend ab.
Der Umbau dauerte nicht lange, da RAVEN, wie uns Mikk vorher gesteckt hatte, den größten Teil des WALLOP Equipments benutzten. Der Reisetroß RAVEN bestehe lediglich aus einem Transitbus den John höchst persönlich steuerte, verriet uns Mikk obendrein.
Mit höllischem Grinsen der Protagonisten und “Destroy All Monsters“ ging der wilde Ritt gegen 21 Uhr los. Der Saal hatte sich im Übrigen nun doch noch auf ein angenehmes Niveau gefüllt. John Gallagher (Gesang und Bass) benutzte ein Headset statt eines üblichen Mikros, was ihm wesentlich mehr Bewegungsfreiheit gab, die er auch zu nutzen wußte. Mein lieber Herr Gesangsverein ging jetzt die Lutzi ab. Bereits nach der zweiten Nummer “Hell Patrol“ vom 81er Debüt sah Mark Gallagher (Gitarre) wie frisch geduscht aus. Sein Gitarrenspiel alleine ist wirklich den Besuch wert. Er verfügt zwar nicht über eine besonders außerordentliche Virtuosität in seinem Spiel, seine optische Darbietung und seine Leidenschaft hierbei sind indes von enormer Intensität, wodurch er wiederum seinen ganz eigenen Stil kreierte, dem man sich nebenbei bemerkt unmöglich entziehen kann. Was die beiden älteren Herren da auf der kleinen Bühne abrissen war schon erstaunlich.
Die Mischung der Songs war ungemein ausgewogen. Vom aktuellen Longplayer wurden drei Songs gezockt, zwei weitere aus der starken Combackphase, der Rest war geiler alter Scheiß aus den frühen 80ern. Ein ausuferndes, energetische Gitarrensolo war natürlich genauso obligatorisch wie das Basssolo von John. Eigentlich bin ich niemand der mit der Zunge schnalzt, wenn der Bassist alleine auf der Bühne fuddelt, für John galt dessen ungeachtet analog das, was mich an seinem Bruder begeistert hatte, da er mit der gleichen Leidenschaft und Freude zu Werke ging.
Am Ende ist RAVEN ein Gesamterlebnis das immer wieder einen Heidenspaß macht. Der heutige Opener hat sich definitiv gleichermaßen in diese Kategorie eingeordnet. Beide Bands hatten einen guten erdigen Sound, der zudem keine Hörschäden hinterließ.
Nach dem Gig nahm sich John selbstverständlich seiner Anhängerschaft an und stand für Fotos, Autogramme und das ein oder andere Fachgespräch geduldig jedem zu Verfügung. Sein Bruder Mark ward allerdings nicht mehr gesichtet, gemessen an der abgerissenen Energieleistung an diesem Abend hat ihm dass auch niemand verübelt. Mike Heller (Schlagzeug) war zwar auf der Bühne am Zusammenpacken, nahm sich jedoch auf Ansprache ebenso für jeden Zeit und verteilte sogar noch etliche Drumsticks an alle, die freundlich darum baten.
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