Konzert:
Raunchy, Last One Dying, Venatic - Hamburg, Headcrash

Und so standen die Hamburger VENATIC vor einem recht leeren Raum... "Hey Hamburg, lasst Euch mal hören" verpuffte ebenso wie die meisten Songs der Band, die eigentlich ein Heimspiel hätte haben müssen. Und bei allen Vorschusslorbeeren in unserer Redaktion nach ihrem letzten Album: Grade der Gesang enttäuschte mich komplett. Der ambitionierte Stil zwischen Alternative Rock und modernem Metal scheiterte live für mich, der Versuch mit einem Sänger Growls und cleanen Gesang schnell zu wechseln ging nicht auf. Es dauerte meist mehrere Takte bis die sauberen Parts aus ihrer Schieflage aufstanden und dann schon bald wieder Platz für die aggressiveren Töne machen mussten. Da half es auch nur in Maßen, dass die Gitarren ordentlich braten und etliche schicke Passagen hervorzauberten. Erst als es dann zum extrem eingängigen "43" im hinteren Teil des Sets kam funktionierte es besser - dieser Song ist oder wird ein Hit, keine Frage und er war es auch der dafür sorgte, dass einige wenige zumindest im Takt wippten.
Mit angekündigtem, aber zu Beginn des Auftritts noch nicht anwesenden "Special Guest" schlugen LAST ONE DYING in eine deutlich härtere Kerbe: Sie blasen die VENATIC-Letargie förmlich aus dem Club, "Hour Of Lead" eröffnet nach Intro vom Band das Set des Fünfers aus dem Kölner Raum. Live sowohl soundmäßig als auch optisch (ja, steinigt mich) eher Metal als Core war das spielerisch keine andere Liga sondern ein anderer Sport: Tightes Drumming, agressiver und packender Gesang und scharfe Gitarren - deren Präzision zwar manchmal etwas hinter den Drums zurücksteht, das Bild einer tollen Liveband aber nicht im geringsten stört. Und dann kommt er. Klein, kompakt, kurze Haare, gute Laune: Mantas (Jeffrey Dunn), ex-Gitarrist und Gründungsmitglied von VENOM steigt bei "Hate Me" ein und hat richtig Bock zu spielen - und ja, früher hat man die Gitarre eben noch nicht auf Kniehöhe getragen. Er war nie ein Virtuose an der Gitarre und wird wohl auch nie werden, er macht die vielleicht fehlende (wenn auch nicht mehr negativ auffallende) Technik durch gekonntes Posen wett und lässt sich trotz nicht allzu zahlreichenen Zuhörern nicht davon abbringen, den Metal zu zelebrieren. Womit wir beim Thema wären, denn "den nächsten Song spielen wir nicht, den zelebrieren wir", so Sänger Hades: "Black Metal" vom gleichnamigen VENOM Album aus den frühen Achtzigern ruft Erinnerungen wach und die Band spielt das Cover mit gesunder Ehrfurcht und Power - und Mantas lächelt. Und auch wenn viele im Publikum noch nichtmal auf der Welt waren als der Song geschrieben wurde, lächelten die Älteren auch. Schön wars!
Setlist LAST ONE DYING (ohne Gewähr):
Hour Of Lead
Machine
Annabel Lee
Legacy
Hate Me
Darkness
Exclude Me
Anthem
Black Metal
Into The Deep
Auch wenn er mit seinem Hut und der Brille eher humoristisch als cool wirkte: RAUNCHYs Sänger Kasper Thomsen ist ein Bühnenclown sondersgleichen und hat den Club mit dem Opener "Wasteland Discotheque" vom aktuellen Album in Sekundenbruchteilen im Griff. Schnell fällt jedoch auf - und RAUNCHY machen darum auch kein wirkliches Geheimnis - dass hier vieles nicht live gespielt wird. Es hat also irgendwie was von MADONNA, nur dass es mehr nach Mann riecht. Und wie einem Fan schnell auffällt: Nichtmal Keyboarder Jeppe Christensen ist dabei. "Somewhere in spain" sei er, so Thomsen darauf, er wisse auch nicht warum. Aha, scheint auch egal zu sein. Sein cleaner Gesang wird ebenso eingespielt wie alle Keyboards und wirkliche Livemusik ist es damit für mich nicht mehr. Der Laune und der Show tat es keinen Abbruch, die war so gut wie nie zuvor an dem Abend. Ein Hit jagt den nächsten, Thomsen prostet den Fans zu, "Watch Out" geht raus "to all the ladies out there" und ebendiese lächeln seelig. Man posiert für Handyfotos und hält das Tempo hoch, Eingängigkeit und flotte Songfolge lassen wenig Zeit zum Durchatmen. Mit "Farewell To Devotion" entlassen die Dänen die Hamburger auf den Kiez zu später Stunde: "Ich weiß dass heute Donnerstag ist, aber wir sind hier für Bier und Party". Eben.







