Konzert:

Radkey - Wiesbaden, Schlachthof

Konzert vom 18.10.2015

Die drei jungen Brüder Isaiah Radke, Solomon Radke und Dee Radke kommen aus Missouri/USA und sind besser als Afro- oder Garage Punk-Band namens RADKEY bekannt. Nach einigen beachtenswerten EPs hat man nun seit August 2015 den ersten Longplayer namens "Dark Black Makeup" am Start, der durchweg sehr gute Kritiken erhielt. Die Band hat in den letzten Monaten somit sehr viel positives Feedback erhalten und wurde vom englischen Guardian als "New band of the week" gefeatured. Konsequenterweise ging es für RADKEY, dessen Tour Manager gleichzeitig der Daddy der drei Punker ist, also auf große Tour, die sich seit August durch Nordamerika und Europa zog.

An einem Sonntag, machten Sie Halt im Wiesbadener Schlachthof, wo sich baulich einiges in letzter Zeit getan hat. Nach dem Teilabriss der alten Halle ist eine neue Location entstanden, die mit dem "Kesselhaus" einen kleineren Konzertsaal mit Bar bietet, der optisch aber auch akustisch durch seine rustikale Gestaltung mit altem Steinwerk zu überzeugen weiß. An dem Abend hatten RADKEY keine Vorband und traten alleine auf. Das war bei einem Eintrittspreis von fast 17 Euro und der doch noch mageren Bekanntheit der Band etwas schade. Schlimmer war aber noch, dass sich keine 30 Besucher eingefunden hatten, um den Sonntag Abend mit etwas Afropunk ausklingen zu lassen. Dennoch völlig unbeeindruckt enterten die Jungspunte gegen 20.30 Uhr die kleine Bühne und starteten ihr Set.

Große Berührungsängste gab es nicht, so dass die wenigen Zuschauer doch recht nahe an der Bühne standen und die Band vom ersten Song abfeierten. Auf der Setlist standen Nummern wie "Parade It", "Cat And Mouse", "Red Letter", "Love Spills", "Hunger Pain" oder "Romance Dawn".

RADKEY sind beachtenswert. Ihre Bühnenshow ist energiegeladen. Nur 30 Leute? Egal, die Band spielte mit einem Engagement, als gäbe es an dem Abend den großen Plattenvertrag zu gewinnen. Basser Isaiah Radke kann während des ganzen Auftritts nicht still stehen und springt ständig auf und ab und hin und her. Zwischen den Songs immer ein kurzer Schluck am Boden aus der Wasser-Plastikpulle, bevor die nächsten Tunes unter das Volk gehämmert werden wollen. Sänger Dee Radke, eigentlich noch ein junges dünnes Würstchen, hat eine ungewöhnlich markante, und starke baritone Stimme, die man ihm aufgrund des Alters nicht zutrauen würde. Schließe ich die Augen, erinnere ich mich bei seinem Gesang nicht selten an Glen Danzig, an die MISFITS und an TURBONEGRO. Der 18jährige Solomon arbeitet unterdessen wie ein Uhrwerk extrem druckvoll hinter den Drums. Die Band wird somit live zu einem Genuss, so dass auch unter den wenigen Zuschauern schnell Stimmung aufkommt. Nach wenigen Songs dreht sich jeder im Kreis und alle Song werden abgeklatscht.

Leider war nach 70 Minuten schon Schluss. Trotz der Zugaberufen wurde nichts mehr nachgelegt. Dafür kam die Band raus und mischte sich für Selfies und Autogramme unter die Leute. Der kleine Merchandise Stand am Rande war wohl schon auf den vorherigen Tourterminen gefleddert worden. Die letzte LP des neuen Albums, die ich trotz fehlenden Plattenspielers in Erwägung zog, wurde vor meinen Augen verkauft und das schönste T-Shirt gab es auch nur noch in Größe S, etwas schade. Es bleibt ein Abend mit verdammt guter Musik. RADKEY bedienen sich bei alten Musikgenres, wie dem Punk oder Rock´n Roll, verstehen es aber, diese so aufzufrischen, dass man den Muff, der den Musikrichtungen auch anhaftet, nicht mehr riecht. Alles klingt frisch und direkt, die Band ist hungrig und vermittelt das Gefühl, authentisch zu sein, auch wenn man dies den Jungs aufgrund ihres Alters im Hinblick auf den Musikstil nicht so wirklich abnehmen will. Die Songauswahl für das Liveprogramm war äußerst stark, keine Ausfälle und alles mit einer Performance dargeboten, dass ich mir an dem Abend alles direkt nochmals angesehen und angehört hätte. Für die nächste Tour würde ich aber, wenn ich denn was zu sagen hätte, RADKEY nicht nochmals als Headlinder losschicken. Die Band muss besser im Vorprogramm einer anderen bekannteren Combo platziert werden, damit sie einem breiteren Publikum bekannt wird. Es wäre schade, wenn die energiegeladenen Auftritte wie in Wiesbaden, der sich sicherlich finanziell nicht gelohnt hat, diese Band bremsen würde.

 



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