Protest The Hero, Long Distance Calling, Blood Command, Uneven Structure - Hamburg, Logo
Ein ungewöhnliches Tourpackage hatte sich an einem lauen Märzabend im Hamburger Logo eingefunden: von dezent poppigem Hardcore über instrumental Postrock bis zum komplex-krachigen PROTEST THE HERO-Sound reichte die Spanne. Das Publikum war dann ebenso buntgemischt und füüllte das Logo zu gut drei Vierteln. UNEVEN STRUCTURE fielen der Parkplatzsuche zum Opfer (Sonntagabend in Hamburg ist das immer ein ganz großer Spaß. Nicht.).
BLOOD COMMAND machten also den Auftakt – und hinterließen einen ebenso schwachen Eindruck wie bei der COMEBACK KID-Tour im August. Musikalisch ist bei ihnen alles gut, aber stimmlich konnte die Sängerin nie auch nur annähernd überzeugen, da sie ihre Stimme viel zu dünn und kraftlos war. Das brachte sie immer wieder in Schülerbandregionen, was für eine tourende Band nicht angemessen ist und einen krassen Niveauunterschied zu der Leistung ihrer Mitstreiter darstellte, da die durchweg überzeugen konnten und den eingängigen, leicht poppigen, Hardcore sauber spielten. Viel Licht und Schatten also, entsprechend wenig Resonanz gab es in den gut 30 Minuten Stagetime.
LONG DISTANCE CALLING werden sich nie über die Leistung eines Sängers Gedanken machen müssen, das ist mal klar. Was der Münsteraner Haufen, der sich in den letzten drei Jahren den Arsch abgetourt hat, an diesem Abend bot, war dann auch erste Sahne und ließ die ersten Reihen gut 40 Minuten lang abgehen. Instrumentaler Postrock kann sich Live schnell als Langweilernummer entpuppen, wenn zu wenig Variation im Spiel ist, aber das kann beim LONG DISTANCE CALLING-Material nicht passieren, die fünf präsentierten Songs decken ein breites Spektrum ab und gehen zudem direkt ins Blut. Wenn dann noch die Herren Musiker selber mächtig Bock auf die Show haben und auf der Bühne Alarm machen, passt einfach alles.
Setlist (wie immer ohne Gewähr):
Into The Black Wide Open
Black Paper Planes
I Know You, Stanley Milgram!
Arecibo (Long Distance Calling)
Metulsky Curse Revisited
Wo LONG DISTANCE CALLING kontrolliert zu Werke gingen, wurde es dann bei PROTEST THE HERO bekloppter, im positiven Sinne. Die Band machte zwar einen nüchternen Eindruck als sonst, ging aber trotzdem noch mächtig steil und hatte einige Gesichtsausdrücke, die dezent auf Rauchwarenkonsum hinwiesen. Trotzdem war alles auf den Punkt gespielt, was bei der komplex-chaotischen Chose ja extrem wichtig ist. Die Band ist über die Jahre ein sehr gut aufeinander eingespielter Haufen geworden, das wurde deutlich. Und wer zwischen den Songs dem Pfeiler auf der Logo-Bühne eine Liebeserklärung macht und kanadische Eigenarten erklärt, hat sowieso leichtes Spiel. So wurde der Abend für PROTEST THE HERO ein voller Erfolg und ging das Publikum ausgelaugt, aber glücklich nach Hause. So muss eine Woche enden.
Setlist (wie immer ohne Gewähr):
Sex Tapes
Bloodmeat
Termites
Goddess Bound
Goddess Gagged
Tongue-Splitter
Turn Soonest To The Sea
Limb From Limb
Hair-Trigger
Blindfolds Aside
Sequoia Throne
C'est la Vie
Long Distance Calling
Blood Command
Uneven Structure