Konzert:

Primal Fear, Rage in Hamburg - Markthalle

Konzert vom 18.09.2002Für Freunde des Power-Metal gab’s für 19 Euro ein amtliches Doppelpack. Nur schien das nicht allzuviele zu interessieren. Ob’s an der Konzertflut liegt oder dem gleichzeitigen Tiefpunkt der deutschen Kicker in der Champions-League? Jedenfalls klafften große Lücken in der Markthalle. Gut für die, die gerne mal zwischendurch ein Püls lutschen. Das Bierchen konnte jedenfalls freudig rangeschafft werden, ohne dass werter Metaller watt verpasste.



Nun denn, Schädelsammler Peavy Wagner betrat mit seinen Kompagnons die Bühne. Und ich bekam einen Schreck. Lange war ich nicht mehr so dicht an der RAGE-Bühne und musste bemerken, dass der Bassist doch tüchtig zugelegt hatte und auch ansonsten rein optisch ein - sagen wir mal - durchaus amüsantes Bild abgab mit seinem Piratenkopftuch, das er augenscheinlich zur Verhüllung der Haarlücken nutzte. Aber die Zeit nagt ja an uns allen und, noch wichtiger: An Wagners stimmlich-musikalischer Darbietung änderte das natürlich nichts. Peavy gehört zu den absoluten Ausnahmesängern der Szene, was zum einen an seiner Fähigkeit und zum anderen am hohen Wiederkennungswert liegt. Zum guten Gelingen der Veranstaltung trug natürlich auch der Neo-Hamburger und Ausnahmetrommler Mike Terrana bei. Dem Kratprotz beim Kesselflicken zuzuschauen, ist wirklich eine wahre Pracht. Energiegeladen und ständig genau auf den Punkt. Dass sein Solo wie viele andere überflüssig war, liegt sicherlich ganz allein an meinem persönlichen Geschmack. Für kleine Abzüge in der B-Note sorgte allenfalls der weißrussische Kollege Smolski an der Gitarre. Während seine Fertigkeiten über jeden Zweifel erhaben sind, agiert er doch sehr zurückhaltend. Wäre diese Zurückhaltung ihm zu eigen, wenn es um seine "stratovarischen" Ausflüge am Sechssaiter geht, dann wäre vielen gedient. Aber wie gesagt: Insgesamt spielte das Ur-Herner Trio eine Bombenshow. Höhepunkte? Mir gefielen der Opener "All I Want", "Down", "From The Cradle To The Grave" und die Ur-Schwarte "Don’t (You) Fear The Winter"am besten und ich hätte gerne noch ein paar ganz alte Singalongs gehört. Aber: Für mich standen die Drei bereits als klarer Sieger fest.



Dann kam Matze Lasch (Mat Sinner) mit seinen Kumpels (wovon Muskelmann Ralf Scheepers mit - zumindest für mich neuen, kürzeren Haaren einen "besseren" Eindruck machte). Und na klar, auch PRIMAL FEAR sind aus der deutschen Metal-Szene nicht mehr wegzudenken. Obwohl es mir - streng genommen - nix ausmachen würde, auf die Süddeutschen zu verzichten. Sie machen wirklich ordentlich Dampf - vielleicht sogar ein bisschen zu viel oder zumindest zu oft auf einem Level (Mal abgesehen von der ein oder anderen (Semi)-Ballade). Anyway. Nicht wenige dachten ähnlich, wie ein (zugebenermaßen kaum repräsentatives) Pinkler-Gespräch auf der Toilette ergab. Dennoch "Chainbreaker, "Black Sun", "Nuclear Fire" oder "Angel in Black" (Ende des regulären Sets) sind ordentliche Nackenbrecher und die Zugabe endete mit dem feinen "Metal Gods"-Cover von Priest. Gut drei Stunden hatte das kraftvolle deutsche Doppel-Herz der Markthalle eingeheizt, ein mehr als zufriedenstellendes Preis-Leistungsverhältnis. Schade, dass die Kapellen nicht in umgekehrter Reihenfolge gespielt haben, dann wär’s hundertprozentig gewesen. Finde ich zumindest.