Konzert:

Pressure Festival 2006 - Sonntag

Konzert vom 25.06.2006Nach einer viel zu kurzen Nacht eröffneten MAINTAIN den dritten Tag des Pressure Festivals. Bothel’s Finest konnten leider nicht allzuviele Besucher in die Halle locken (dafür war es einfach noch zu früh), aber für einen Opener an einem Festival-Sonntag eine respektable Menge ziehen. Charistmatisch wie gewohnt führte Sänger durch die Show und konnte dazu bei seiner eigentlich Aufgabe überzeugen. Das Quartett ließ keine Ausreden zu und gab sich selbst so engagiert, wie nur wenige Zuschauer waren. Aber besser ein paar Mosher als gar keine, oder?


Die nächsten beiden Bands (IN BLOOD WE TRUST und CROWLEY’S PASSION) ließ ich ausfallen, um im Park noch ein wenig zu chillen und die warme Mittagssone zu genießne. Leider wurde es im Laufe des Tages immer schwüler, das ankündigende Gewitter entlud sich dann am frühen Abend. Machte uns, dank Halle, nix, hat aber die Kollegen beim Hurricane weggeschwemmt.


BRIDGE TO SOLACE mußten ihren Auftritt absagen, da sich einer Jungs den Arm gebrochen hatte. Mehr Infos hatte die Alveran-Crew auch nicht. Von hier aus gute Besserung! Hoffentlich ist bis zur Tour mit ENDSTAND wieder alles heil!


NUEVA ETICA waren die Nutznießer und konnte eine halbe Stunde früher beginnen. Pünktlich zum Pressure erschien bei Alveran ihr Debüt - und NUEVA ETICA taten alles, damit sich die Scheibe gut verkauft. Von der ersten Sekunde an wurde Vollgas gegeben. Die spanischen Texte fielen kaum auf, aggressiver Gesang von zwei Shoutern klingt in jeder Sprache gleich geil. Schon nach dem ersten Song waren die Argentinier total verschwitzt, schonten sich aber nicht. Der Funke sprang schnell auf die Fans über, die gut Alarm machten, was besonders beeindruckend ist, da die meisten das Material ja noch gar nicht kennen dürften. Viel zu schnell war auch diese Show vorbei, mit der NUEVA ETICA einen fulminanten Einstand in Deutschland gegeben haben. Wiederkommen, aber flott!


Von Argentinien nach Belgien, von Hardcore zu Punkmetal. RISE AND FALL nehmen sich selbst nicht allzu ernst und machen trendfreie Musik, auf die sie Lust haben. Das Ergebnis ist eine - besonders live - arschgeile Mischung aus Hardcore, Punk und Rotzrock, die furchtbar gut nach vorne abgeht. Die vier Belgier hatten erkennbar Spaß auf der Bühne und posten ordentlich. Auf Klischee-beladene szenetypischen Ansagen oder Gesten verzichteten sie, was sie zu einer willkommenen Abwechslung werden ließ. Bei den Besuchern kam die eingängige Mischung sehr gut an, so dass RISE AND FALL unter’m Strich sicher zufrieden mit dem Tag waren.

Pressure goes Death Metal, pt.2: NEAERA sind Death Metal - würden sie das gleiche Schicksal wie MISERY SPEAKS erleiden? Nein. Die Halle war ziemlich voll, als die Münsteraner mit einem Track vom neuen Album "Let The Tempest Come" loslegten. Und auch wenn die Mannschaft kräftig moshte und Sänger Sebastian growlte wie ein Großer, störte die Meute nicht. Schnell hatte sich ein großer Pit gebildet, in dem sich sogar die Kung Fu-Fraktion munter austobte. Versteh’ das einer. Andererseits kann bei dem Brett, dass NEAERA fahren, nicht einfach nur dastehen.Sänger Sebastian suchte immer wieder den Kontakt mit den Fans und ließ si h mehrmals in die Menge fallen, so dass die Security ordentlich was zu tun hatte. Die Jungs haben den Sprung zur ganz großen Death Metal-Combo geschafft und verstehen es, ihre komplexen Songs entsprechend (und mit ordentlich Verve) zu präsentieren. Kurz: ein weiterer gelungener Gig beim Pressure.


CEPHALIC CARNAGE mussten dann der Nahrungsaufnahme weichen, außerdem musste ein aufgebrachter Bekannter davon abgehalten werden, sich mit der (sehr freundlichen und immer ruhigen) Security anzulegen. So war ich erst bei RAISED FIST wieder in der Halle. Anfang Mai hatten die Schweden ordentlich in Hamburg gerockt. Wie gehofft war die Band auch heuer wieder extrem motiviert, wurde aber durch den bescheidenen Sound gebremst. Waren bis zu NEAERA alle Bands mit einem gleichermaßen fetten wie differenzierten Sounds gesegnet, konnte man bei RAISED FIST nicht mehr viel von den Gitarren erkennen, was natürlich auf Kosten der Eingängigkeit geht und die Songs von "Sound Of The Republic" nur noch halb so geil klingen läßt. Auf der Bühne störte das aber niemanden und auch die Fans ließen sich das nicht anmerken. Stattdessen wurde ein Circle Pit nach dem anderen zelebriert, ein großer Moshpit entstand und übermotivierte Edger liefen durch die Menge. Dabei ging es, wie immer, überaus fair zu und es wurde Rücksicht auf die weniger enthusiastischen Zuschauer genommen. Die Security pflückte Crowdsurfer um Crowdsurfer runter, während Sänger Alle immer wider auf Tuchfühlung ging und Jedem die Chance gab, ein paar Worte zu singen. Großes Tennis! RAISED FIST sind intensiv, egal ob in einem kleinen Club oder auf einer (relativ) großen Bühne. Matte Modin trommelte wie üblich entspannt und locker, während Alle für die große Show zuständig war und die Saitenfront wild über die Bühne sprang. Mit einem besseren Sound wären RAISED FIST Star des Festivals geworden…



NARZISS konnten mich nicht davon abhalten, noch ein letztes Mal im Park zu entspannen und Kraft für den Endspurt zu sammeln. MAROON wiederum riefen mich rein und ich folgte. Wie so ziemlich jeder, so voll war die Halle vorher nur bei IGNITE. Das Nordhausener Rotzkommando (quasi permanent hat irgendeiner der Mucker durch die Gegend gerotzt und wahlweise einen Bandkollegen, sich selbst oder einen Fotografen getroffen) war sichtlich motiviert und prügelte die nächsten dreißig Minuten mit einer Wucht durch ihren Set, wie es an diesem Tag noch keine Band geschafft hatte. der Schwerpunkt lag auf dem neuen Album "When Worlds Collide", aber auch von "Endorsed By Hate" wurde einige Songs gespielt. Andre war dermaßen angeheizt, dass er schon nach den ersten Takten schwitzte wie ein Bulle und sich flugs Cap, Jacke und Shirt entledigte und den anwesenden Weiblichkeit einiges zum Gucken gab. So befreit ging er schnell auf Tuchfühlung mit der tobenden Menge jenseits des Fotograbens, die ordentlich Alarm machte. Seine Bandkollegen bangten derweil, posten und rotzten, dass es eine wahre Pracht war. So ganz nebenbei wurde die Brachialität einer MAROON-Scheibe live umgesetzt, mit fast schon traumwandlerischer Sicherheit. Hier passte alles, hier präsentierte sich eine mehr als fitte Live-Band, die einen grandiosen, intensiven, unter die Haut gehenden Auftritt hinlegte.


Die DARKEST HOUR-Dudes ließen sich davon nicht stören, das wäre einfach nicht ihr Stil gewesen. Zu den ersten Klängen des Intros kam Gitarrist Mike auf die Bühne geschlurft, stellte sich auf eine Monitorbox und begann zu spielen. So nach und nach kamen seine Kollegen, Basser Paul barfuß, Drummer Ryan nackt (wie später in einer Songpause durch eine klassische Flitzer-Aktion zu sehen war) - und dann spielten sie einfach ein paar Songs. Live macht den Amis niemand mehr was vor, und auch wenn sie unter dem zu basslastig-lautem Sound litten, machten sie mit ihren Fans ein Fass auf. Die fünf Dudes auf der Bühne keulten mit mächtig Spass Kracher wie "This Will Outlive Us" runter, während vor der Bühne der Punkt abging und ein Circle Pit nach dem nächsten losging. DARKREST HOUR hatten Spass, die Fans hatten Spass - schon waren die dreißig Minuten um…


… und Trevor kam auf die Bühne, der Elton des Death Metal. Ehrlich, der Sänger von THE BLACK DAHLIA MURDER (die während der DARKEST HOUR-Show noch fleißig hinter der Bühne übten), hat eine tendenzielle Ähnlichkeit mit der kleinen Grinsebacke. Macht aber bessere Musik, auch wenn TBDM unter dem gleichen Soundmatsch zu leiden hatten wie die Bands vor ihnen. Machte nix, Death Metal knallt auch so, auch wenn’s mit mehr Feinheiten bei den Gitarren schon netter gewesen wäre. Den Fans schien langsam die Puste auszugehen, so viel wie bei MAROON oder DARKEST HOUR war nicht mehr vor der Bühne los. Aber wer blieb und ausharrte, wurde mit einer verdammt guten Death Metal-Dröhnung belohnt, mit der THE BLACK DAHLIA MURDER zeigten, dass allen Line-Up-Wechseln zum Trotz mit ihnen weiterhin zu rechnen ist.


THE HAUNTED schenkte ich mir dann, um noch einigermaßen zeitig nach Hause zu kommen, außerdem spielen die Jungs ja auch beim WFF.


Bleibt als Abschluss nur noch zu sagen, dass das Pressure Fest auch in der 2006er Auflage einen rundum gelungene Sache war und Herne immer eine Reise wert ist. Da der Wechsel in den Soundgarden ja nicht beabsichtigt war, bleibt die Hoffnung, dass 2007 wieder alle drei Tage im schönen Gysenberg-Park zu genießen sind.


Einen Toten gab es dieses Jahr wohl nicht, aber vom Gefühl her eine ähnlich große Zahl an Leuten mit Verbänden oder Gips. Hat das FAQ doch Recht…


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