Pressure Fest 2008 - Samstag

Dabei machten xFAT ASSx einen guten Job und konnten die ersten Leute zu Frühsport animieren. Wie bei so vielen Franzosen waren ihre englischen Ansagen putzig und konnten einen gewissen Niedlichkeitsfaktor nicht verhehlen, der aber mit Einsetzen des jeweiligen Songs verschwand, da stand druckvoller Beatdown-Hardcore auf dem Programm. Von daher war es kein Wunder, dass die ersten Leute im Pit zu sehen waren. Die Band konnte auf ganzer Linie überzeugen und für einen Opener auf sehr gute Publikusmresonanzen blicken, das Voting haben sie nicht umsonst gewonnen.
TRAPPED UNDER ICE gingen etwas old schooliger zur Sache und machten auf der Bühne ordentlich Alarm, so richtig wollte der Funke bei mir nicht überspringen. Auch beim Publikum waren weniger Aktionen zu sehen als bei den anderen Bands. Nicht schlecht, aber irgendwann brauchen auch Pressure Fest-Besucher mal eine Pause.
Ein erstes Highlight des Tages waren augenscheinlich CDC, die vor einer sehr gut gefüllten Halle loslegten und mit ihrem brutalen Hardcore für gleich drei große Moshpits sorgten. Dabei übertrieben es allerdings so einige der Tänzer, inklusive in die Menge springen, treten und kicken. Total bescheuert, mit Hardcore hat das nichts mehr zu tun, das ist reiner Aggressionsabbau bei pickeligen Teenies mit New Era-Cap, Goldketten und sexistischen Shirts. Das es zu keiner Schlägerei kam ist nur der Gelassenheit der anderen Fans zu verdanken (oder die Kung Fu-Spinner haben immer die Richtigen erwischt) und dem besonnenen Eingreifen der Security. Die musste sich am Rand der Halle positionieren, um die größten Idioten zur Vernunft zu bringen. Ganz großes Tennis, wenn bei einem Hardcore-Konzert die Security das Publkum vor einigen Vollspacken schützen muss. Es gibt kaum einen besseren Beweis dafür, dass im Hardcore einige Sachen mächtig schieflaufen. War ja aber auch nicht anders zu erwarten, so attraktiv wie die Bollo-Bewegung für viele Idioten geworden ist, die mit den Idealen der Szene nix am Hut haben und zu blöd sind, um sie zu verstehen, sondern einzig vom „coolen“ Image angezogen werden.
CDC machten unbestreitbar eine gute Show, die aber eben von den Idioten überschattet wurde. Aus dem gleichen Grund wurden SIX FT. DITCH und KNUCKELDUST von mir ignoriert. Eine Attacke der Bollo-Nerds pro Tag reicht.
THE BOSS hatten eine gute Handvoll Fans mitgebracht, die beim Gig der Belgier für ordentlich Show sorgten und die Band zu einer echten Energieleistung anspornte. Ihr heftiger Hardcore traf wie zu erwarten der Nerv auch derjenigen, die mit der Band bisher nicht vertraut waren und so wuchs der der Pit mit jedem Song.
SETTLE THE SCORE feierten den Release ihres neues Albums, das am Vortag veröffentlicht wurde. Um gut 100 Kilo leichter, Drummerwechsel sei Dank, machten das Quartett wie gewohnt Alarm. Im Grunde gab es keine Überraschungen, die neuen Songs fügten sich nahtlos in den Set ein und animierten zu einem großen Pit, der zivilisierter als der von CDC war. SETTLE THE SCORE haben die Gysenberghalle mittlerweile zu ihrem Wohnzimmer gemacht, sechs Shows in sieben Jahren Festival sprechen für sich. Und so war es nicht verwunderlich, dass es eine grandiose Show wurde, die mit dem größten Circle Pit der Festivalgeschichte gekrönt wurde: aus der Halle raus, über den Parkplat und wieder rein. Es spricht für die Coolness der Ordner, dass das problemlos klappt. Überhaupt waren die Herren in Blau so gelassen und freundlich wie immer, definitiv eines der besten Security-Teams, dass es Festival haben kann.
COLD WORLD waren für eine exklusive Show zum Pressure gekommen und überraschten durch die Tatsache, dass auch Musiker alt werden. Naja, wirklich überraschend ist das natürlich nicht, aber immer wieder ernüchternd. Die Plautze des Sängers war beachtlich, was ihn aber nicht davon abhielt, Kilometer auf der Bühne abzureißen und immer wieder ins Publikum zu hüpfen. Bollos hielten sich angenehm zurück, dafür war der Sound zu punkig, zu roh, zu schnell, war halt was für die entspannteren Mosher. Und eine gelungene Einstimmung auf die anderen alten Herren des Abend, H2O.
„Nothing To Prove“ , das quasi-Comebackalbum von H2O, ist eine echte Bombe, mit dem sih die New Yorker eindrucksvoll zurückmelden. Sieben Jahre nach ihren letzten Shows, vier Jahre nach ihrem letzten Album haben die Herren immer noch Feuer und eine Botschaft.
„When it began, for those who don't know
it didn't matter how you looked or what you wore to a show
dress codes, FUCK NO! we didn't care
about the brand of your jeans and all that shit in your hair
But now the biggest part is all about the image and not the art
Fashion before passion!
And at nights, it makes me mad that I should have to ask:a
What happened to the passion?
What happened to the reason for screaming?
What happened to the music and the message that I love?
What happened to the hard work?
And why does everybody look the same?
What happened the music and the message that I love?“
Das bringt es auf den Punkt, mit vielen Entwicklungen der letzten Jahre können H2O nichts anfangen und sprechen dabei eine deutliche Sprache. Als sich Sänger Toby schlußendlich noch über den Kung Fu-Stil der Bollos lustig machte, war für die auch der Drops gelutscht. Genau wie Toby flitzen alle Musiker wie Derwische über die Bühne, posten, hatten Spaß, sangen mit und steckten mit dieser Leistung viele 20 Jahren jüngere Bands locker in die Tasche. Ganz ganz große Show, mit der H2O bewiesen, dass mit ihnen wieder zu rechnen ist!
DISCIPLINE bildeten den Abschluss und kamen gerade bei den älteren Semestern gut an, für mich war nach H2O aber Schluss und der Abend klang bei einigen Kaltgetränken vor der Halle aus.