Konzert:

Poets Of The Fall - Köln, Kantine

Konzert vom 28.10.2018

Die Finnen sind nach Deutschland gekommen und in ihrem Gefolge der Winter. Herrschten bis eine Woche zuvor tagsüber noch T-Shirt-taugliche Temperaturen, hielt pünktlich zum Gastspiel von POETS OF THE FALL in Köln der Winter Einzug: in den Mittelgebirgen war in der Nacht der erste Schnee gefallen, in der Domstadt selbst kam es in dieser Hinsicht zwar noch nicht zum Äußersten, doch auch hier wehte ein eiskalter Wind, der schon nachmittags die vor der Kantine wartenden VIP-Meet & Greet-Kandidaten fröstelnd ihre Schals enger ziehen ließ, bevor man ihnen schließlich Einlass in die heiligen (wenngleich auch weitgehend ungeheizten) Hallen gewährte. Dort allerdings wärmte ihnen dann nicht nur ein kurzes Treffen mit der Band, sondern auch ein von dieser eigens veranstalteter Mini-Akustik-Gig das Herz. Um 19 Uhr folgte der Einlass für das „normale Fußvolk“, das nur zu gerne die vorwinterliche Kälte gegen das Gewusel im zumindest etwas wärmeren Kantinen-Inneren eintauschte und entsprechend füllte sich der Raum vor der Bühne zügig, was den angenehmen Nebeneffekt hatte, das mit der zusammen mit Anzahl der Anwesenden auch die Raumtemperatur anstieg.

 

POETS OF THE FALL waren dieses Mal ohne Support unterwegs und so ging es um 20:30 Uhr ohne jegliches Vorgeplänkel los mit dem Headliner. Mit „Dreaming Wide Awake“ legte die Band schwungvoll los und schaffte es dabei sofort, das Publikum mitzureißen. Es folgten „Dancing On Broken Glass“ vom neuen Album „Ultraviolet“ und die erste Single „False Kings“, die auch live reichlich James Bond-Feeling verbreitete – kein Zufall, hatten sich Sänger Marko und Gitarrist Olli doch zuvor im Interview als große James Bond-Fans geoutet. Die Band begrüßte das Publikum herzlich und freute sich sichtlich über den regen Zuspruch: „Guys, I can see you, from the front all the way to the door over there in the back – the place is packed! Unbelievable!“ Nach zwei weiteren Songs wurden – nach dem Akustik-Intermezzo für die VIP-Gäste – nun auch für das komplette Publikum ruhige Töne angeschlagen: Hocker wurden auf die Bühne gebracht, auf denen sich die Band niederließ, um die Ballade „Standstill“ anzustimmen. Und weil die Stimmung so schön war und das aktuelle Album reichlich balladesken Stoff liefert, blieben die Musiker dann auch gleich da, um mit dem sphärisch-elegischen, Synthie-getragenen „The Sweet Escape“ dezentes 80er-Flair zu verbreiten. Das anschließende wunderbar lebhaft-eingängige „Brighter Than The Sun“ bildete den Übergang von verträumteren Klängen hin zum deutlich düsterer daherkommenden „My Dark Disquiet“. Danach wurde es mit „Cradled In Love“ noch einmal ganz ruhig und obendrein sehr stimmungsvoll, da Sänger Marko Saaresto mit einer Kreuzung aus Lampe und Laterne auf der Bühne erschien und mit dieser buchstäblich Licht in die mit „My Dark Disquiet“ erzeugte Düsternis brachte.

Abgesehen von ihrem immer wieder zum Ausdruck gebrachten Dank für die Begeisterung des Publikums hielt sich die Band nicht großartig mit wortreichen Ansagen auf, sondern packte stattdessen die ihnen zugebilligte Auftrittszeit mit so vielen Songs wie möglich voll und spielte sich dabei munter durch ihr verschiedenen Schaffensphasen: „Temple Of Thought“, „War“, „Choice Millionaire“, „Lift“ – zwar war naturgemäß eine gewisse Schlagseite hin zu jüngerem Material zu verzeichnen, aber auch die etablierten Klassiker kamen mehrheitlich zu Ehren. Die Spielfreude der Finnen war offensichtlich, die Musiker strahlten mit den Besuchern um die Wette. Bei „Lift“ gab es im Publikum bei so Manchem kein Halten mehr und Band und Zuschauer feierten gemeinsam, was das Zeug hielt. Als die Poets danach die Bühnen verließ und das Publikum umgehend eine Zugabe forderte, wurde diese auch ebenso umgehend gewährt – die Band war kaum abgegangen, da stand sie auch schon wieder auf der Bühne und gab mit „Daze“ und „Locking Up The Sun“ weiter Gas.  Selbstverständlich durfte auch der melodiöse POETS OF THE FALL-Hit schlechthin, „Carnival Of Rust“, nicht fehlen und wurde aus vielen Kehlen aus Leibeskräften mitgesungen. Dann näherte sich der Spaß zwar bedrohlich dem Ende und der eine oder andere befürchtete aufgrund der erneuten Dankesbekundungen schon den endgültigen Abgang, aber einen weiteren – und überdies neuen – Song hatte das Sextett dann doch noch im Petto: mit dem bittersüßen „Choir Of Cicadas“ fand der Abend schließlich einen runden Abschluss. Was unerklärlicherweise fehlte, war „Last Goodbye“ – wenn eine Band schon einen so dermaßen perfekt als Rausschmeißer geeigneten Song ihr eigen nennen darf, der noch dazu großen Anteil an ihrem ursprünglichen Erfolg hat, dann ist es eigentlich nicht weniger als eine Sünde, diesen nicht im Set zu berücksichtigen. Das mag zugegebenermaßen Jammern auf sehr hohem Niveau sein, aber ein wenig schade war es trotzdem. Von diesem winzigen Wermutstropfen abgesehen, ließen die POETS jedoch ein hochzufriedenes, glückliches Publikum zurück, dem sie nicht nur alles erdenklich Gute für die Zukunft im Allgemeinen und die Heimreise von der Kantine im Besonderen wünschten, sondern dem sie – soweit von der Bühne aus machbar – auch noch per Handschlag persönlich dankten, wobei sich jeder einzelne Musiker bemühte, so vielen Besuchern innerhalb seiner Reichweite wie nur irgend möglich gerecht zu werden. Schöne Musik, nette Band und ein friedliches Publikum: was will man mehr.



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