Persistence Tour - Hamburg, Große Freiheit
In Hamburg waren DISCIPLINE und THE BONES als Support geplant, DISICIPLINE mußten aber ihre Teilnahme absagen, wie ein kleiner Zettel an der Kasse verkündete. Na ja, gibt Schlimmeres. Auch so blieben noch acht Bands, was für 30€ Eintritt ein fairer Gegenwert ist. Und dazu führte dass FULL BLOWN CHAOS schon gegen 18 Uhr auf die Bühne mußten. Zu der Zeit saß ich noch im Auto Richtung Hamburg, ebenso bei THE RED CHORD und BLEED THE SKY.
Als ich um 19.30 in der gut gefüllten Halle war, begannen BORN FROM PAIN gerade ihren halbstündigen Set. Die Holländer boten ein gewohntes Bild mit einem wie gewohnt posenden Stefan (der sich dabei allerdings übermäßig häufig verspielte) und Sänger Che als solider Fronter. Unterstützt wurde er dabei von Basser Rob, der in fließendem Deutsch mit dem Publikum parlierte und es dauernd zu mehr Action aufforderte. Dabei konnten sich BORN FROM PAIN über mangelnden Zuspruch nicht beschweren, man sah Metaller und Hardcorler vor der Bühne gemeinsam einen großen Pit bilden und sowhl alte Hits als auch Songs vom aktuellen Album "In Love With The End" feiern. Erwartungsgemäß kam "Rise Or Die" am Besten an, der Song hat sich als echte Granate live entpuppt und animierte die Fans sogar zu einem kleinen Circle Pit. Kurz darauf war auch Schluss und BORN FROM PAIN machten die Bühne frei für Schwedens Vertreter an diesem Abend.
THE BONES, schon optisch das punkige Kontrastprogramm zu den geschniegelten Metalcorlern, posten sogar schon beim Soundcheck und ließen kein Klischee aus, dass ich mich mit skandinavischen Rotzrock in Verbindung bringe. Leider hatten die Jungs mit einem schlechten Sound zu kämpfen, der in einer einen Song dauernden Feedback-Schleife mündete - was Gitarrist Beef dazu brachte, dem Soundmensch Prügel anzudrohen. Und siehe da, beim nächsten Song war alles wunderbar und man konnte dem High Energy Rock’n’Roll entspannt lauschen. THE BONES rockten und posten sich den Arsch ab und konnten bei mir vor allem mit dem teilweise dreistimmigen Gesang punkten, durch den ihre Variante des Schwedenrocks viel an Klasse gewinnt. Einziges Manko an der erstklassigen Show war der mangelnde Publikumszuspruch. Kaum eine Nase war vor der Bühne zun finden und nur vereinzelt gab es dezentes Kopfnicken, dabei haben THE BONES die perfekte Mucke für jedermann gespielt, der bei einem Konzert die Sau rauslassen will. Wahrscheinlich waren sie den HC-Kids nicht cool und den Metallern nicht hart genug. Ungerechte Welt, wie die Schweden feststellen mußten.
Die englische Legende namens NAPALM DEATH hatte es da schon einfacher. Kaum begannen die Roadies mit dem Umbau des Drumkits kam Bewegung ins Publikum und der Platz vor der Bühne wurde mit buntem Völkchen gefüllt. Kurz darauf kamen die vier Briten (Jesse Pintado wurde ja im Sommer rausgeschmissen) auf die Bühne und wie immer epileptisch zappelnder Barney begrüßte kurz die Menge, um dann den ersten Song runterzubrüllen. Auf ihre alten Tage sind NAPALM DEATH offensichtlich wieder auf den Geschmack des rohen Grindcores gekommen, anders kann ich mir die Lehrstunde in Sachen Geballer nicht erklären. Songs Marke "Greed Killing" suchte man vergeblich (und auch das letzte Album wurde nur mit einem Song berücksichtigt). Stattdessen gab es Grindcore pur und als kleinen Bonus ein herrlich brutales Cover von CRYPTIC SLAUGHTER. "Scum" und "Nazi Punks Fuck Off" beendeten einen erstklassigen Gig, der bewies, dass NAPALM DEATH auch zu viert eine Macht sind. Und Shanes Platte irgendwie kleiner geworden ist…
Von England nach Amerika, von Grind zu Hardcore. AGNOSTIC FRONT waren an der Reihe. Bisher hatte ich die New Yorker nur auf Festivals gesehen, wo ihre Shows von grottenschlecht bis richtig geil alles waren. Nun also das erste Mal in der einer Halle. Nach der üblichen Drumkit-Umbau-Orgie kamen Miret & Co. unter begeistertem Applaus auf die Bühne und legten ohne Ansage direkt los. Old School und AGNOSTIC FRONT sind untrennbar verbunden und so gaben sich die New Yorker auch keine Blöße und feuerten ein reines old school-Brett ab, von dem ich aber nur "Crucified" und das aus tausend Kehlen mitgesungene "Gotta Go" kannte. Da ging es mir definitv anders als dem Rest der Menge, die bis zum Mischpult einen großen Pit entfacht hatte und AGNOSTIC FRONT ohne Ende feierten. Die Band machte es mit ihrer 1A Leistung und einer gelungenen Songauswahl den Fans aber auch einfach. Da stimmte einfach alles - so muss HC sein!
Ob man HATEBREED bereits als Legende bezeichnen kann, ist strittig. Unstrittig ist aber ihr Einfluss auf die Metalcore-Szene und ihre absolut überragende Live-Präsenz, die sie auch an diesem Abend unter Beweis stellten. Vor der Bühne wurde es noch einen Tick voller als bei AF und jeder wartete gespannt auf die Mannen um MTV-Moderator Jamey Jasta. Der kam mit federndem Schritt auf die Bühne und legte mit seinen Sidekicks los. Deutlich lauter als alle anderen Bands boten die vier Amis ein brutales Brett und eine Songauswahl, die keinen Hit ausließ. Die Fans waren trotz Musik-Marathon noch lange nicht müde und tobten sich vor der Bühne ordentlich aus. Ein paar Wagemutige gaben sogar das Signal zum Stagediven, aber für ein HC.Konzert kamen dem nur sehr wenig Leute nach. Aber auch so hatten die Fans genug Gelegenheit, HATEBREED zu zeigen, dass Hamburg Hardcore ist. Zwei große Circle Pits und eine Wall Of Death sollten spätestens Beweis genug sein. Bei der Setlist und der wie erwartet erstklassigen Bühnenshow gab es bei HATEBREED keine Überraschung. Einzig der nostalgische Rückblick auf das Jahr 2000, als HATEBREED Support von SEPULTURA waren und das erste Mal die Hansestadt besuchten, kam überraschend. "Refuse/ Resist" wurde den Brasilianern zu Ehren runtergezockt und von der gesamtem Halle mitgesungen. Danach noch ein paar eigene Hits und fertig war die gute Show, mit der HATEBREED ihren Status als eine der momentan besten Live-Acts im Metalcore-Bereich belegt haben. Sahen auch die Fans, die noch lange nach Anschalten des Saallichtes Zugaben forderten. Aber keine Chance, nach sieben Stunden war die Persistence-Tour vorbei und die regnerische Reeperbahn erwartete sie.