Konzert:

Party.San 2008 - Freitag

Konzert vom 08.08.2008DEFLORATION hatten ein Heimspiel, Jena liegt ja nicht wirklich weit von Bad Berka weg. Entsprechend gut war der Platz vor der Bühne gefüllt, der frühen Uhrzeit und den Brutz & Brakel-Exzessen am Vorabend (Cocktails machen aus Menschen im Handumdrehen komische Wesen) zum Trotz. Mit ihrem an CANNIBAL CORPSE angelehnten Death Metal konnten DEFLORATION sowieso nichts falsch machen – und mit einem symphatischen, kommunikationsfreudigen Fronter wie Uwe läuf ein Gig wie alleine. Die Leute fraßen ihm aus der Hand, ließen sich zum Bangen animieren und feierten seine hervorragende Leistung am Mikro ordentlich ab. 45 Minuten lang gab es so vorzügliche Death Metal-Kost auf die Ohren, mit der die letzte Müdigkeit aus dem Hirn geprügelt werden konnte. (lh)



TYRANT sahen nicht gerade wie die typischen Bösmetaller aus, gerade die beiden Saitenzupfer wirkten mit ihren Jeansjacken und langen Haaren wie Mitglieder einer Stoner Rockband. Gab es aber nicht, stattdessen gut ein blackmetallisch auf die Glocke, vielleicht noch ein weig CELTIC FROST dazu genommen. Und VENOM. Und überhaupt der ganze 80er-Jahre-Kram. Soundtechnisch waren TYRANT im 21. Jahrhundert angekommen, mit ordentlich Wumms wurde die Retro-Mucke aus den Boxen geblasen. Die ersten Reihen ließen sich vom simplen Charme einwickeln und bangten sich die Rübe weg, weiter hinten ließ die Begeisterung aber spürbar nach. Das dürfte den Nordlichtern herzlich egal sein, Musik wie diese hat immer auch eine „fuck you“-Attitüde in sich. So gesehen war es ein guter, ein authentischer Gig. (lh)



Die Holländer HAIL OF BULLETS hatten mit ihrem Gig nicht allzu viel Glück. Zwar wurden gnadenlose Death Metal-Brummer wie „Ordered Eastward“, „Nachthexen“ oder das geniale „Berlin“ spielerisch tight in die Menge gebolzt, doch machte speziell das Wetter vielen Fans einen Strich durch die Rechnung, denn exakt während der Show meinte ein ungemütlicher Regenschauer, die Party stören zu müssen. Einen kleinen Abzug in der „B-Note“ bekommt die Band für ihre etwas statische Performance, die ruhig etwas bewegungsfreudiger hätte ausfallen dürfen. In dieser Hinsicht macht Martin Van Drunen bei ASPHYX einen bissel besseren Job, aber auch „All-Star-Formationen“ müssen sich erstmal dauerhaft einspielen. Spaß gemacht hat´s allemal! (do)



Die norwegischen Folk Black Metaller KAMPFAR konnten nach der Grind-Dampfwalze LIVIDITY nicht wirklich viel reißen, da ihre Songs, unter Anderem vom dieser Tage erscheinenden, neuen Album „Heimgang“, für die meisten Leute vor der Bühne nun einfach zu melodisch und hymnisch waren. Da halfen auch die bemühten Anspornrufe von Sänger Dolk nix mehr… KAMPFAR gehören beileibe nicht zu den schlechtesten Vertretern ihrer Zunft, im Gegenteil, aber heute konnten sie irgendwie leider nur Schadensbegrenzung betreiben. (do)



Nachdem die Jungs von den Färöer Inseln so ziemlich jedes relevante oder weniger relevante Festival der Nation besucht hatten, schafften sie es nun auch ins schöne Thüringen, wo TYR zwar einmal mehr zu den Exoten gehörten, aber unerwartet viele Sympathisanten fanden. Manchen Leuten wie unserem Memme mag der epische, etwas behäbige Stil der Band nicht zusagen, aber Songs wie „Raimund Hin Unge“, „Regin Smidur“, „Hail To The Hammer“ oder „The Wild Rover“ entfalteten auch hier ihre folkige Wirkung und wussten selbst dem einen oder anderen Krachguru zu gefallen. Und ich persönlich muss zugeben, dass ich Heri Joensen und seine Mannen schon deutlich schwächer als auf diesem Festival gesehen habe, wo sie einmal mehr ihre Klasse als obskurer Außenseiter bewiesen, der genreübergreifende Freunde finden kann. (do)



Mit ihrer Reunion sorgten UNANIMATED Anfang des Jahres für Überraschung, immerhin hat die Band seit dem genialen „Ancient Gods Of Evil“-Album nix mehr von sich hören lassen, mit dem Wegzug von Mastermind Richard Cabeza nach Texas schien sich die Sache erledigt zu haben. Beim PARTY.SAN gab es den ersten Deutschland-Gig ever, den die Schweden hochmotiviert und vor beeindruckender Kulisse in Angriff nahmen. Der fähige Soundmensch zauberte ihnen den perfekten Sound, durch den die charakteristische Gitarrenarbeit perfekt zur Geltung kam und legte so das Fundament für eine erstklassige Show. UNANIMATED nutzten die Chance und legte eine Show hin, die einer Legende würdig ist und mit der sie niemanden enttäuschten. Dem Charme der Songs kann sich niemand entziehen, weder der Die Hard-Fan noch der Unbedarfte, der das erste Mal mit UNANIMATED in Berühung kam. Auf und vor der Bühne herrschte beste Stimmung, gemeinsam wurde der sehr gute Gig gefeiert. Dass die Leistung bei allen Musikern stimmte, versteht sich da von selbst, genauso wie alle großen Posen im Repertoire zu finden waren. Der perfekte Auftakt für einen Abend der ganz großen Namen! (lh)



ENDSTILLE sind unglaublich. Zwar sind die Kieler nicht unbedingt die Lieblinge der vielen Death-Metal-Fans in Bad Berka, aber die schiere Kompromisslosigkeit nötigt auch echten BM-Gegner jede Menge Respekt ab. In der Tat wirkt der schleswig-holsteinische Panzerkreuzer auf einer so großen Bühne mit effektvoller Lichtschau noch fieser als im miefigen Tanzschuppen - zumal Iblis eine mitreissende Performance bietet, leidet wie ein Hund oder wütet wie ein Berserker. Zur Feier des Tages hat sich sogar Herr Wachtfels das Gesicht gepudert. Von ,Dominanz' über ,Frühlingserwachen' bis hin zu ,Ripping Angelflesh' - es gibt kein Halten, nur unendliches Leid - und am Ende gehen viele konform mit Mayhemic Destructors Statement: "Das Festival ist der Hammer - und zwar alles."
ENDSTILLE auch!



Setlist ENDSTILLE:

Dominanz

The One I Hate

Vorwärts!

Frühlingserwachen

Endstilles Reich

Bastard

Among Our Glorious Existence

Navigator

Ripping Angelflesh

(memme)



Die schwedische All-Star-Truppe um KATAONIA-Kopf Jonas Renkse kam mit den erwarteten (Kunst)Blut-befleckten Shirts auf die in rotes Licht getauchte Bühne, passend zum Zombie-Image. Mit sehr gutem Sound ausgestattet legten BLOODBATH los – und der Zuschauer rieb sich die Augen, so routiniert und seelenlos spulten die Schweden ihr Programm runter. Allen voran eben jener Herr Renkse, der sich nicht einmal dazu hinabließ, seine Mähne zu schütteln. Das Gitarren-Duo Nyström und Eriksson bewegte sich zwar etwas mehr und zeigte die ein oder andere Pose, aber auch das wirkte einstudiert und dann routiniert runtergezockt. Einzig Mikael Akerfeldt schien erkannt zu haben, dass der zweite BLOODBATH-Gig in Deutschland überhaupt keine bessere Probe sein sollte und war nicht nur der gewohnt charismatisch-witzige Entertainer, sondern bangte auch, wie er es bei OPETH selten tut. Aber so wirklich konnte er den unmotivierten Eindruck nicht wegmoshen, den seine Kollegen hinterließen. Handwerklich war alles top und mit Songs Marke „Cry My Name“ oder „Eaten“ kann keine Band was falsch machen (das Publikum tickte auch entsprechend aus), aber ein wenig mehr Ehrlichkeit und Enthusiamus hätten dem Ruf gut getan. So blieb ein schaler Nachgeschmack. (lh)



BOLT THROWER müssen nicht weiter vorgestellt werden, so ziemlich jeder PARTY.SAN-Besucher hat eine Scheibe der Briten in seinem Plattenschrank und mit Glück eines der nur auf Shows verkauften Shirts. Die gab es auch vor dem Gig zu kaufen – und der gute Ruf der Band machte sich darin bemerkbar, dass das ganze Merch im Nullkommanix komplett ausverkauft war, immerhin ein ganzes Zelt voll! Mit neuem Shirt am Leib ging es dann für eienn Großteil der Party.Sanen zur Bühne, wo BOLT THROWER mt leichter Verspätung um kurz nach Mitternacht ihren Set begannen. Von der ersten Sekunde an flog die Kuh, egal was die Herren und Damen auf der Bühne zockten. Die bedachten jedes Album der mehr als 20jährigen Badngeschichte mit mindestens einem Song und waltzen im typischen BOLT THROWER-Sound durch die 90 Minuten Spieldauer. Dieser Death Metal-Walze konnte sich niemand entziehen, jeder bangte, Horns Up und laut misingend. Das war das erwartete große Kino, für das diese Band schon seit jeher steht. Hart arbeitend, ehrlich und so verdammt gut! (lh)