Konzert:

Parkway Drive, Unearth, Despised Icon, Architects, Protest The Hero, Whitechapel, Carnifex - Hamburg, Markthalle

Konzert vom 26.11.2008Unter dem Banner der „Never Say Die!“-Tour fanden sich einige angesagte Combos, wie eine volle Markthalle beweist. Nachdem letztes Jahr COMEBACK KID und Konsorten in das kultige Übel & Gefährlich geladen hatten, war der dieses Jahr von PARKWAY DRIVE angeführte Tross in die gleich große Halle am Hauptbahnhof gekommen, das „Ausverkauft“-Schild wurde dabei nur knapp verfehlt. Als sehr angenehm erwies sich die kürzlich installierte Klimaanlage, mit der die stickige Markthallen-Luft endgültig der Vergangenheit angehört.



CARNIFEX wurden Staubedingt verpasst, WHITECHAPEL waren somit die erste Band des persönlichen Spielplans. Wirklich überzeugen konnte der Haufen dabei nicht, auch wenn gut Stimmung gemacht wurde und sich im Publikum ein erster Pit bildete. Es war aber bezeichnend, dass wie Wall Of Death nur ein Mäuerchen des Tödchens war, denn auch auf der Bühne war das Motto „gewollt, aber nicht gekonnt“. Die Band zockte ihre Songs zwar sicher runter und hatte im Sänger einen enthusiastischen Frontmann, dessen Ansagen aber zu routiniert wirkten. Zudem war der Sound stark basslastig, was zu Lasten der Gitarren ging, die sich selten durchsetzen konnten. Und WHITECHAPEL haben davon gleich drei am Start…



PROTEST THE HERO bekamen einen besseren Sound, polarisierten dafür mit ihrem Sänger, dessen klare Stimme nicht jedermanns Geschmack war und sich (gewollt) mit der frickelig-brutalen Musik seiner Kollegen biss. Ungeübte Ohren hatten ihre Probleme, den Strukturen in den Songs zu folgen, zeitweise nahm das Ganze schon Freejazz-artige Züge an, aber letztendlich bekamen PROTEST THE HERO immer den Dreh und verloren sich nie im eigenen Gefrickel. Vor der Bühne war etwas weniger los, aber das war angesichts der Musik zu erwarten.



Die Briten ARCHITECTS schlugen in die gleiche Kerbe, auch wenn sie etwas weniger sperrig als ihre Vorgänger zu Werke gingen. Aber auch bei ihnen gab es keinen Standard-Beatdown-Metalcore zu hören, sondern fast schon progressive Klänge. Da ihr Sangesknabe brutaler zu Werke geht und die Songstrukturen leichter greifbar sind, kamen ARCHITECTS beim Publikum besser an und konnten mehr Leute zum Bewegen der Gliedmaßen bringen. Auch auf der Bühne war einiges los, die Musiker hatten sichtlich Spaß am Live-Spielen und brachten den Set mit viel Energie zu Ende. Mit ihren Kräften mussten sie angesichts der Spielzeit von nicht einmal 30 Minuten aber auch nicht haushalten…



Als einzige Band hatten DESPISED ICON zwei Sänger am Start, die sich aber auf die gleiche Stimmlage (und oft auch die gleichen Parts parallel singen) konzentrieren, wodurch der Gesang während des Sets im Vordergrund stand. Der war ordentlich brutal und wurde vom Publikum mit ersten Stagedivern und einem großen Pit erwidert. Auf Dauer war die prollige Attitüde der Band zwar etwas anstrengend, musikalisch gaben sie mit Death Metal- und Grindcore-Schlagseite aber den heftigsten Ton ab und konnten damit Einiges rausreißen, auch wenn der Klamottenstil nicht bei jedem Besucher auf positive Resonanz stieß, dazu war das zu prollig HipHop-mäßig.



UNEARTH scheißen bekanntlich auf Image, die Kerle haben einfach Spaß am Live spielen, Moshen und Faxen machen. So auch an diesem Abend, an dem sie knapp 50 Minuten lang Vollgas gaben. Angeführt von Sänger Trevor, der sich mittlerweile zu einem erstklassigen Shouter und Entertainer entwickelt hat, zockten UNEARTH einen Kracher nach dem anderen, inklusive „Zombie Autopilot“ und „The Glorious Nightmare“. Auch das neue Album „The March“ wurde mit einigen Songs bedacht, die sich nahtlos in die Setlist integrierten und beim Publikum gut ankamen. Das gab der Security gut zu tun, im Sekundentakt kamen Stagediver auf die Bühne. Das UNEARTH-Gitarrendoppel ließ sich davon nicht aus der Ruhe bringen und poste derweil wie die Weltmeister, machte Faxen und feuerte Riff um Riff raus. So einfach kann eine gute Metalcore-Show sein, bei der jeder auf seine Kosten kommt.



Nach UNEARTH leerte sich die Markthalle ein wenig, für PARKWAY DRIVE blieb aber eine noch immer eindrucksvolle Kulisse, die den Australiern einen warmen Empfang bot. Wie schon bei ihrer Headliner-Tour Anfang des Jahres war die Band motiviert bis in die Haarspitzen und gab von Anfang bis Ende Vollgas. Die Songauswahl war sehr gut, ein Highlight jagte das Nächste, auch wenn die "Horizons"-Songs (subjektiv) hinter den Debütalbumssongs anstehen. Aber auch das ist Jammern auf hohen Niveau, andere Bands wären über solche Probleme froh. Den Fans war eh wumpe, was PARKWAY DRIVE durch die PA jagten, die feierten fröhlich ihre Helden. Die Stagediverfrequenz ging gegenüber UNEARTH etwas zurück, so dass der Security Zeit zum Durchschnaufen blieb. PARKWAY DRIVE stellten erneut unter Beweis, dass sie eine formidable Live-Band sind, mussten sich an diesem Abend ab UNEARTH geschlagen gegen, die den berühmten Tick besser ankamen.