Konzert:

Pain, Brother Firetribe - Hamburg, Markthalle

Konzert vom 02.02.2009Nur zwei Bands, und das auf einem Montag abend? Wieviele Leute erwarten
die denn da? Passen diese beide unterschiedlichen Bands zusammen? Und
wann soll das anfangen? Und wann aufhören? Skeptische Fragen über Fragen...



BROTHER FIRETRIBE haben jedenfalls um 21 Uhr angefangen. Und der Grund,
warum die finnischen JOURNEY-soundalikes auf Tour mit dem
Industrial/Eurodance-Projekt von Peter Tägtgren gehen, liegt schnell auf
der Hand: Weil die Bands menschlich gut zueinander passen. (Ok, und sich
Management, Bus und Crew teilen). Denn wenn es dem Finnen zu langweilig
wird, gründet er ein Nebenprojekt, und das geht dem NIGHTWISH
Gitarristen Emppu Vuorinen da genauso wie seinen zahlreichen
musikalischen Landsleuten. Sänger Pekka Heino hört sich nicht nur
ungefähr so an, er sieht auch fast so aus wie Jorn. Es gab also
Früh-Achtziger Hardrock mit ner Menge Schmalz und fröhlichem
Keyboard-Sound. Dazu eine recht fette, psychedelische Produktion -
Hardrock-Fan, was willst du mehr!



"Guckt euch auf jeden Fall das Intro von PAIN an, jeder der die Band
kennt, lacht sich nen Ast, wenn er das sieht" - dieser Tipp geht an alle
Leser, die die Cynic Campaign Tour 2009 noch sehen können, denn wir
haben's im Mädchenklo verpasst. Also schnell in die Halle gerauscht, in
der gerade ein roter Puls über die Leinwände auf der ansonsten noch
schwarzen Bühne klopft. Der erste Song dazu hieß passend "I'm Going In",
ist von der aktuellen Platte und spielt mit für Pain neuen
Gesangseffekten. Song zwei war auch neu, aber zumindest den
NIGHTWISH-Fans ziemlich geläufig, schließlich singt Anett auf der
offiziellen Version von "Follow Me" die zweite Stimme. Oder, besser
gesagt, die erste Stimme, denn ohne weibliche Begleitung klang das Stück
überraschend - tief. Fast schon wie ein Cover des eigenen Songs. Um eine
weitere Frage zu beantworten: Etwa 400-600 Leutchen füllten die
Markthalle angenehm, mit genug Platz zum Tanzen. Noch klatscht das
Hamburger Publikum aber allenfalls, Hardrocker und PAIN-Verehrer müssen
sich erst neu entmischen, die Industrials vom Glam- und Glitter-Schock
erholen. Zwischen "Zombie Slam", "Suicide Machine" und "Stay Away"
kommen zum vereinzelte Zuckungen im Publikum dazu, bis sich bei "Bitch"
der erste Aha-Effekt des Abends einstellt: Die Leinwände zeigen den
Songtitel in einer sehr stylischen Type, und die spontane Reaktion von
99% der weiblichen Anwesenden ist ein spontanes "Haben wollen", wie auch
später die Merchandiserin bemerken muss: "Girlies mit dem Bitch-Logo?
Haben wir leider nicht!" Logo, dass dieser einprägsame Slogan aus voller
Kehle mitgebrüllt wird. Sind die Augen wach, folgen Füße und Ohren, und
so sah man zu "Dancing with The Dead" schon mehrere Zuckungen als
vorher. Es folgt mit "On Your Knees" dann der erste echte Industrial-Hit
vom PAIN-Debut von 1997, ein richtiger Aggro-Stampfer mit diesem ganz
speziellen Schrei, für den Peter Tägtgrens Stimmbänder bestimmt schon
das eine oder andere Mal geblutet haben... "Crashed" ist wieder vom
aktuellen Album, zu "Walking on Glass" werden die ersten Hüften (beim
weiblichen Teil des Publikums) und Biere geschüttelt. "Just Hate Me"
lenkt im Hintergrund mit dem animierten offiziellen Video auf der
Leinwand ab, bis die Leute bei "End Of The Line" endlich das erste Mal
richtig abgehen. Aber was ist das, das Licht geht aus - war's das schon?
Die Hamburger klatschen Zugabe. Aber nein, es war nur eine
Mini-Verschnaufpause, bevor es mit "It's Only Them" und "On And On" in
ein furioses Finale geht, bei dem Peter Tägtgren kaum noch selbst singen
muss. Die "kühlen Hamburger" sind also auf mehr als Raumtemperatur und
wollen mehr, so dass die Lautstärke für die Zugabe-Rufe ungefähr auch
von einer fast ausverkauften Halle stammen könnte. Mit "Same Old Song"
geht das Licht das zweite Mal wieder an. "Hamburg, wollt ihr eine
Cover-Version hören?" Die Antwort ist ein überraschendes nein, aber
natürlich handelt es sich nicht um irgendein Cover, sondern um "Eleanor
Rigby" und die Halle klatscht und stampft im Takt das Nein aus dem
Gedächtnis. Die Band geht wieder von der Bühne, aber das kann's ja noch
nicht gewesen sein. Unabgesprochen formt sich der erst Sprechchor,
fordert "Shut Your Mouth". Das Licht geht zum dritten Mal wieder an,
Peter fragt: "Was wollt ihr hören?" Und natürlich kommt "Shut Your
Mouth". Jetzt muss er wirklich nicht mehr selbst singen, auch kleine
Textunsicherheiten schleifen sich im "ohhohhohh" ab. Ausrasten. Und
Peter Tägtgren, dieser alte Haudegen der schon sämtliche Festivals und
mit Hypocrisy Hallen jeder Größe gespielt hat, grinst sein Glück über
das Energielevel ins Publikum. Stellt seine Sidekicks vor und beweist
dabei eine ähnliche Selbsteinschätzung wie schon vor drei Tagen THE
HAUNTED, denn er will dabei mit "The Ugliest" anfangen, "ach nee, das
bin ja ich". Drummer David Wallin ist auf Vaterschaftsurlaub und wird
von Tomas ersetzt - einem Stockholmer, der zusammen mit Bassist Johan
und Gitarrist Mikael in einer anderen Band spielt. "Und, was ist mit
euch? Wollt ihr noch einen?" Äh, jetzt ist das Publikum wirklich durch,
aber das Ja ist noch laut genug, und weiter geht es mit "Bye/Die".
Klappe die nächste. Klappe die letzte? Nein, denn die völlig
verschwitzten Musiker kommen tatsächlich noch einmal raus, und zu dem
Country (Cuntry?)-Song "Have A Drink on Me" läuft ein Video von
sämtlichen Verfehlungen der Band auf den vergangenen Touren. Ein
Anschlag auf das Zwerchfell, um also auch noch den letzten Muskel zu
quälen. So rund muss ein gelungener Abend sein!




I'm Going In

Follow Me

Zombie Slam

Suicide Machine

Stay Away

Bitch

Dancing With The Dead

On Your Knees

Crashed

Walking On Glass

I Don't Care

Just Hate Me

End Of The Line

Nailed To The Ground

It's Only Them

On and On

---

Same Old Song

Eleanor Rigby

---

Shut Your Mouth

Bye/Die

Greed

---

Have A Drink On Me