Konzert:

Opeth, Katatonia - Hamburg, Logo

by Gast
Konzert vom 30.11.2001Es sollte DIE Tour des Jahres 2001 werden: Die progressiven Deather OPETH hatten sich mit ihren langjährigen Freunden und Düsterrockern KATATONIA zusammengetan, um in ganz Europa ausverkaufte Clubs zum Kochen zu bringen. Am Abend ihres Gastspiels in Hamburg hatte ich zum zweiten Mal in diesem Jahr die Gelegenheit, mich mit OPETH-Gitarrenmann Peter Lindgren zu unterhalten, der wie alle anderen Mitreisenden zwar gehörig unter Influenza zu leiden hatte, wenigstens im Gegensatz zu Sänger Mikael noch sprechen konnte. Als ich den mit Bazillen verseuchten Nightliner betrat, schwante mir bereits böses und Peter bestätigte mir, daß der Abend nicht ganz nach Plan verlaufen würde... aber das könnt ihr bei unseren Interviews nachlesen...



Wie hervorragend es wirklich alles lief, davon bekam ich am Abend einen vagen Eindruck. Gegen 20:30 Uhr stiefelten NOVEMBRE aus Italien auf die Bühne und lieferten einen ganz ordentlichen Gig ab. Der sehr schwer zu kategorisierende Mix aus düsterem Metal und Rock kam beim Publikum recht gut an und erntete mehr als nur Höflichkeitsapplaus.



Dann wurde es spannend. Ich hatte als großer KATATONIA -Fan leider noch nie die Gelegenheit gehabt, die Jungs auf der Bühne zu sehen und Augenzeugenberichten zufolge, hatten die Schweden live bis dato auch nicht das glücklichste Händchen; was mich dann aber erwartete, war grandios.
Klar, Jonas der eher mittelmäßig telegene Frontmann hätte sich ebenso wie seine Bandkollegen ruhig ein wenig mehr bewegen können und auch die Interaktion mit dem Publikum gestaltete sich eher spartanisch, auf der anderen Seite haben Katatonia aber auch noch nie Tanzmusik gemacht und wer das erwartete, war eben fehl am Platz. Mir war das vollkommen egal, feierte jeden einzelnen Song der wirklich akurat ausgewählten Setlist und selbst als die Blase dem konsumierten Bier nicht mehr standhalten konnte, sang ich auf dem Klo ehrfurchtsvoll alle Zeilen mit. Der Kollege am Becken neben mir schaute ein wenig vedutzt, als ich die Hose öffnete und "Oh my sweet Nurse...." zu trällern begann. Die Stimmung war klasse, der Sound war OK und auch daß mittlerweile Schweiß von der Decke tropfte, störte niemanden. Als letzten Song erwartete die Fans dann aber noch ein besonderes Schmankerl: Allen Erwartungen entgegen spielte man "Murder" von der göttlichen "Brave Murder Day" Scheibe, für dessen extreme Gesangsparts man sich kurzerhand Carmelo von Novembre auslieh, der im weiteren Verlaufe des Abend noch öfter zum Einsatz kommen sollte.



Nachdem Katatonia den Fans einen 60-Minütigen Depressivitäts-Einlauf verpaßt hatten, waren nun OPETH an der Reihe. Peter entschuldigte sich kurz für seinen stimmlosen Kollegen Mike und los ging es mit "The Leper Affinity" vom neusten Album "Blackwater Park". Für alle, die OPETH nur mittelmäßig viel abgewinnen können begann nun wahrscheinlich ein ziemlich langweiliger Teil des Abends, denn die Schweden spielen an sich schon sehr komplexe Musik und wenn dann noch der Akzente setzende Gesang fehlt... So sah man auf der einen Seite argwöhnische Blicke überforderter Zuhörer aber auf der anderen Seite wurde mächtig gefeiert. Die vorderen Reihen bangten was das Zeug hielt und bewiesen vor allem Textsicherheit. Mikael schien sich an die Rolle des nur-Gitarristen erst gewöhnen zu müssen, denn nicht selten machte er den Eindruck, er wolle zum Mikro rennen und losschreien, diesen Part überließ man heute aber den Gästen. Anders und Jonas (Katatonia) kamen für jeweils einen Song auf die Bühne und auch Novembre-Frontmann Carmelo ließ sich nicht lumpen und half kurzerhand bei einem Stück aus. Sicherlich war es sehr schade, OPETH nicht mit Mike am Mikro zu sehen, andererseits ziehe ich auch tief meinen Hut davor, daß er überhaupt auf die Bühne kam. So freue ich mich um so mehr, die Jungs hoffentlich bald wieder zu sehen und dann vielleicht erneut im Package mit Katatonia, denn diese beiden Bands sorgten überall für ausverkaufte Clubs. (cs)