Konzert:

Obscura, Revocation, Beyond Creation und Rivers of Nihil - Berlin, Lido

Konzert vom 19.11.2016

Nach  langer Pause melden sich die Progressive-Death-Metaler OBSCURA mit einem neuen Album zurück und springen auch gleich in den Tourbus. Mit RIVERS OF NIHIL, BEYOND CREATION UND REVOCATION an Bord tourt die Gruppe durch Deutschland und macht einen zwischenstop im Berliner Lido.

 

Das Debut geben RIVERS OF NIHIL. Auch wenn es zu Beginn noch sehr leer ist lassen sich die Herren nicht Lumpen und legen ohne Umschweife los. Klanglich geht es ordentlich brutal zur Sache. Dabei wird eine dichte Soundwand aufgebaut und dem Publikum regelrecht entgegen geschleudert. Während der Gesang m. E. etwas lauter sein könnte ist es doch angenehm, dass dem Schlagzeug so viel Raum gegeben wird. Leider nur gehen die Höhen etwas unter, wodurch ein Stück der Atmosphäre zugunsten der Härte aufgegeben wird. Musikalisch finden RIVERS OF NIHIL eine angenehme Mitte zwischen einer vergleichsweise eingängigen Grundstruktur, interessanten Variationen und anspruchsvollen Soli – fast immer passiert etwas, ohne dass das Publikum dabei gänzlich überfordert wird. Das zeigt sich auch in den Songs „Monarchy“ oder „Raineater“. Technisch spielen alle auf einem hohen Niveau: die Soli sind spannend und das Schlagzeug sehr anregend. Besonderes Lob verdient meiner Meinung aber der Bassist. Nicht nur, dass ich selten habe jemanden den Bass so leidenschaftlich spielen sehen – auch durch Meisterleistungen wie synchronem singen und tappen weiß er zu beeindrucken. Selten empfand ich so viel Freude daran, einem Bassisten beim Spiel zuzuschauen.

Danach betreten BEYOND CREATION die Bühne. Härte-technisch wird hier etwas zurückgeschraubt, dafür werden die progressiven Elemente wesentlich dominanter, was sich u. a. daran sehen ließ, dass die Gitarristen und Bassisten gefühlte 100 Saiten über ihre Instrumente gespannt haben. Dass sie diese zu benutzen wissen, zeigt sich schon bei „Omnipresent Perception“, später auch bei „Coexistence“. Die Kombination aus tiefen, klanglich sehr nah am Death Metal orientierten Parts, abgefahrenen Soli und ausufernden Instrumentalparts schaffen eine gute Stimmung, speziell letztere sind für die Atmosphäre der Musik äußerst förderlich. Nicht zuletzt beeindrucken Aktionen wie das synchrone Tapping der 3 Saiten-Instrumentalisten. Abschließend spielen die Kanadier „Fundamental Process“ und verlassen sogleich die Bühne – etwas mehr Spielzeit hätte hier nicht geschadet, für mich persönlich bilden BEYOND CREATION das musikalische Highlight des Abends.

Die nächste Band auf dem Plan ist REVOCATION. Auch diese Band bietet zahlreiche Verschnörkelungen der Finger begleitet von den Shouts des Frontsängers, lauten Drums und dem back-up-Gesang der anderen beiden Musiker. Im Sound findet man insgesamt wesentlich weniger Death-Metal-Elemente als bei der vorangegangenen Bands. Eher kommen noch neben den progressiven Elementen noch Annäherungen an Thrash Metal zu Tage. Zudem sind die Strukturen der Songs, wenngleich es auch hier wieder langgezogene sowie Anspruchsvolle Soli gibt, vergleichsweise eingängig. Dabei ist der Großteil des Auftritts im Up-Tempo angesiedelt, was der Performance, welche übrigens sehr leidenschaftlich dargeboten wird, noch zusätzlichen Schwung verleiht. So sieht man in den vorderen Reihen auch einige Fans, die ausgelassen Headbangen und der Musik so Ausdruck verleihen. Leider geht der Auftritt von REVOCATION m. E. etwas unter an diesem Abend. Es handelte sich zwar keineswegs um einen schlechten oder gar langweiligen Auftritt, allerdings waren die am ehesten hervorstechenden Elemente Bands wohl die wütende straight-forward-attitüde, die mich insgesamt schlicht nicht so sehr überzeugt hat wie die Eigenheiten der anderen Bands.

Schließlich betreten OBSCURA die Bühne, um auch Berlin das neue Machwerk „Akroasis“ präsentieren zu können. Wie es sich für progressiven Death Metal gehört, wird auch hier viel an den Instrumenten rumgespielt und dem Publikum dabei regelmäßig Tempo- und Themenwechsel um die Ohren gehauen. Dabei wechseln sich aber auch die Stilmittel ab: von groovigen über vertrackten Death Metal bis hin zu äußerst sphärischen Passagen wird dem geneigten Fan viel geboten. Das alles wird noch durch die Bühnenpräsenz sowie die Nebelshow unterstrichen. Zudem legen OBSCURA, genau wie die Vorgängerbands, sehr viel Spielfreude an den Tag. Die Setlist besteht zum größten Teil aus Titeln des neusten Albums, bietet aber natürlich auch ein paar ältere Sachen. Sänger Kummerer spornt das Publikum dabei immer wieder, sich am regen Gepoge zu beteiligen. Schließlich gibt es trotz des verdorbenen Magens des Gitarristen mit „Incarnated“ eine Zugabe. Alles in allem eine überzeugende Performance und ein gelungener Abschluss für diesen Abend. Allerdings war es selbst gegen Ende hin noch recht leer. Schade eigentlich, war es doch ein unterhaltsames Konzert mit einem ausgewogenen, spannenden Line-Up sowie durch und durch intensiven Auftritten.



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