Konzert:

Nightwish, After Forever, Charon in Hamburg - Große Freiheit

Konzert vom 22.08.2002Klasse-Wetter und volles Haus, nicht gerade die besten Voraussetzungen für ein Konzert in der Großen Freiheit. "Viel zu kleine Sauna" wäre wohl der bessere Name für den Klub.


Als die Herren von CHARON kurz vor etatmäßigem Beginn loslegten, war es naturgemäß weder richtig voll noch total heiß. Irgendwie find ich den Namen hochgradig scheiße, würde meine Band ja auch nicht "Stoiber" nennen, aber das tut nun überhaupt nicht zur Sache. Ich persönlich mag CHARON trotzdem. Nicht, weil sie besonders originell sind, sondern vielleicht nur deswegen, weil sie nicht so rumschmalzen wie ihre Kollegen von H.I.M. Das Ganze geht eher in Richtung Sentenced. Und phasenweise rockt es richtig. Auch, wenn die bereits jetzt beginnenden "Metaaaaalllll"-Rufe eines nicht ganz unbekannten Kollegen natürlich völlig übertrieben waren. Songs wie "Bitter Joy" oder "Erase Me" gingen in Ordnung, immer mehr Gothic-Metal-Jünger gingen mit und sorgten so für erste Schweißtropfen an der Freiheits-Decke.


"Tulpenfresser" hört sich doch arg despektierlich an. Jedenfalls kam dann das holländische Abziehbild des Headliners mit dem Namen AFTER FOREVER. Obwohl ich finde ja Folgendes: Madame Floor (is das vielleicht niederländisch für Tulpe) Jansen wirkt viel mehr Metal als Tarja, benimmt sich auch eher wie eine Shouterin der härteren Gangart und sieht von weitem auch interessanter aus. Nun, tut ja auch nicht zur Sache. Nachdem meine kleine Begleit-Besuchergruppe die Band als Plagiat abgetan hatte und wir uns über das Cover "The Evil That Men Do" von Maiden gefreu-wundert hatten, wollten wir nach diversen Cola-Mischgetränken schon das Weite suchen. Wir hatten ja schließlich alles gehört, Abziehbild hin, Plagiat her. Was sollte jetzt von NIGHTWISH noch zu erwarten sein? Und tatsächlich sollen ja in Dortmund einige Fans den Hauptact verpasst haben, weil sie dachten, NIGHTWISH hätten bereits gespielt.


Dieses Schicksal blieb den lustigen Angetrunkenen inklusive meiner einer erspart. Und wir mussten feststellen, dass NIGHTWISH tatsächlich eine ganz große Band geworden ist. Die Stimmung kochte schon beim Intro über, Sprechchöre hallten durch die Freiheit, als ob es darum ging, selbige vor der Wende im Osten zu fordern. "Bless The Child" bildete dann den Auftakt zu einem gefeierten Abschied von der Hansestadt seitens der in Ruhestand gehenden NIGHTWISH. Die Dame des Hauses hatte ihr Gefolge vor der Bühne fest im Griff, jeden Ton, jede Zeile feierte das Publikum in der lange ausverkauften Halle frenetisch. Weiteres Highlight: "The Beauty And The Beast". Den etatmäßigen Gig beendete übrigens das Gary-Moore-Cover "Over The Hills And far Away" - was ich im Orignal wesentlich annehmbarer finde. Den Tiefpunkt der Show allerdings hatten die Fans zu diesem Zeitpunkt bereits überstanden. Denn Ozzys "Crazy Train" ging gar nicht. Des Bassers Stimme (Marco) nervte ebenso wie die vergeblichen Versuche, die Gitarren-Soli zu kopieren. Weglassen, bitte. Als "Wishmaster" erklang, da wussten alle, dass das Ende nahte. NIGHTWISH macht Pause. Mir persönlich war’s völlig Pumpe, aber die vielen, vielen Fans, die jetzt wohl vor einer monatelange Nightwish-freien Zeit stehen, die tun mir schon ein bisschen Leid.