Konzert:

Night Demon, TYTUS, Speed Queen- Weiher, Live Music Hall

Konzert vom 08.09.2023

NIGHT DEMON waren und sind ja wirklich sehr umtriebig, was Live-Auftritte, gerade auch in Deutschland, betrifft. So konnte man dem amerikanischen Trio in den letzten Jahren kaum aus dem Wege gehen. Wie ich es schaffte, die Band bis dato nicht Live zu sehen, ist mir ein wenig schleierhaft, da sie sogar schon nahezu direkt vor meiner Tür im Aschaffenburger Colos-Saal spielten - und ich ja eigentlich Fan der ersten Stunde bin.

Sei's drum. Diesmal gehen sie mir nicht durch die Lappen. Und so machen wir uns auf, durch den schönen Odenwald in Richtung Mörlenbach/Weiher in die Live Music Hall. Diese liegt ländlich, fast beschaulich und hat von außen etwas von einer Dorfgaststätte und weniger von einem Live-Club. Von innen aber ist es eine Kombi aus beidem. Die kleine Bühne liegt bestplatziert, und die Location strahlt mit ihren einzelnen Bartischen und der langen Theke eine freundliche Gemütlichkeit aus.

NIGHT DEMON hat sich zwei Openig Acts ins Programm geholt, und den Beginn markieren die Italiener von TYTUS. Das Quartett zockt eine ursprüngliche Form von Metal. Der Sound ist klar und transparent, nur vielleicht etwas laut für das doch recht überschaubare Auditorium. Die Stimmung wird durch die spielfreudigen und dynamischen Südländer leidenschaftlich angeheizt. Nach ca. 30 Minuten kommt der zweite Supporter SPEED QUEEN aus Belgien zum Zuge. Hier besticht der mit einem fein gezwirbelten Moustache ausgestattete, sehr agile und charismatische Sänger. Das Gebotene platziert sich zwischen thrashigem, speedigen OVERKILL - hier ist es der etwas schrille Gesang, der an die New Yorker denken lässt - und groovigem, riffbetonten RATTigen Hair Metal. Die Jungs machen eine Menge Wirbel, wirken top motiviert, und die Raumtemperatur beginnt, während des hitzigen Gigs langsam die 40 Grad zu erreichen.

NIGHT DEMON überzeugen von Beginn an mit Atmosphäre, Knüppel auf den Kopf und einem sehr agilen und im weiteren Verlauf immer präziser werdenden Gitarristen, der sich häufigen Szenen-Applaus verdient hat. Das US-Trio ist verständlicherweise top eingespielt, und die Bühne wird gerecht zwischen den drei Musikern aufgeteilt. Das Set besteht in der ersten Hälfte komplett aus dem neuen Album "Outsider". Inklusive Intro gibt es 8 Songs des 9 Songs umfassenden Longplayers und diese in der gleichen Reihenfolge wie auf der Konserve. Danach kommen alle weiteren NIGHT DEMON-Veröffentlichungen zum Zuge. Zu unserer Überraschung gibt es keinen einzigen Coversong. Nicht, dass uns der gefehlt hätte. Aber NIGHT DEMON hat doch zuweilen eine ganze Riege wunderbarer Versionen im Programm, u.a. von BLACK SABBATH, THIN LIZZY, DIAMOND HEAD und den SCORPIONS; dieses Mal gibt es nur Eigengewächse. Hier freut mich das ungewöhnliche und stimmungsvolle "Darkness Remains" ganz besonders, das kurz vor dem Zugabenblock nochmal ordentlich Motivation in dem mittlerweile auf Saunatemperaturen angeheizten Club freisetzt. Nach gut 80 Minuten sind die US Boys fertig und das Publikum komplett nassgeschwitzt. Alle drei Musiker funktionieren als Einheit und präsentieren sich als würdigen Headliner. Der Gitarrist Armand John Anthony beeindruckt mit seinen tollen Soli und seinem immer mal wieder die Härte aufweichenden, hardrockigen Spiel. Der Club hat ein tolles, sehr nettes und immer entspanntes Personal und an diesem Freitag ein feierfreudiges, sympathisches Publikum zu bieten. Indes, eine Klimaanlage oder wenigstens ein Deckenventilator wäre ganz sicher eine lohnende Anschaffung bei einem solch heißen Package.

Fotos: Michael Berghammer



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