Konzert:

NESTOR, VELVETEEN - Frankfurt, Das Bett

Konzert vom 31.10.2024

NESTOR legen ein wahnsinniges Tempo beim Erklimmen der Erfolgsleiter hin. Und sicher ist es keine große Weisheit, wenn ich die Band spätestens nach dem dritten Album in den großen Hallen der Republik sehe. Doch noch ist es nicht so weit. Das Frankfurter Bett öffnet seine Türen für die Schweden, und wenig überraschend ist die knapp 500 Zuschauer fassende Location restlos ausverkauft.

VELVETEEN QUEEN, die Landsmänner von NESTOR, eröffnen den Konzertabend. Ähnlich wie die Hauptband verströmen sie 80er Jahre Vibes. Sänger Samuel Nilsson findet sich gut, das bringt Ausstrahlung und unterhaltsame Performance. Seine Stimme indes ist doch etwas eindimensional und ein wenig limitiert, um Melodien zu transportieren. Auch der Lead-Gitarrist mit Hut und Sonnebrille ist optisch eine Mischung aus den GUNS 'N' ROSES Gitarristen Slash und Izzy Stradlin und somit eher wenig originell. Das alles tut dem Zweck, das Publikum vorzuheizen, keinen Abbruch. Und somit dürfen sich die jungen Musiker von VELVETEEN QUEEN über ordentlich Applaus freuen.

NESTOR starten mit "We Come Alive" ihren Gig. Der Sound ist transparent und druckvoll. Der Schweden-Fünfer ist komplett in weißer "Uniform" gekleidet, was mich ein wenig an ihre Kollegen vom NIGHT FLIGHT ORCHESTER erinnert und was ich ganz ehrlich etwas affig finde. Das verhindert aber nicht im geringsten die Freude, die im Auditorium entfacht wird. Zwei Alben haben NESTOR im Gepäck, und davon werden insgesamt 15 Nummern geboten, darunter die fast schon AOR Evergreens "Kids in a Ghost Town", "Victorious", "Caroline" und "1989". Die Bühnenshow ist visuell atmosphärisch und ansprechend, aber ein Headliner, der auch größere Hallen bespielen will, darf doch noch ein bis zwei Birnchen mehr einschrauben.

Es ist eigentlich nicht die Band, es ist nicht die perfekte Performance, es sind nicht die Interaktionen von Sänger Tobias Gustavsson - nein, es sind die wunderbaren Melodien in den bockstarken Songs, die hier das Feuer entfachen. Und somit ist nach 90 Minuten viel zu früh Schluss. Man hat das Gefühl, noch Stunden zuhören zu können, auch wenn es etwas warm und beengt im ansonsten gut organisierten und mit freundlichem Personal bestückten Live-Club ist.

NESTOR bieten eine handwerklich und soundmäßig makellose Vorstellung. Böse Zungen behaupten, daran wäre auch die immer zunehmendere Technik, gerade im Live-Sektor, beteiligt. Die Frage ist, wenn dem so wäre, würde das den Genuss stören? Ich fühlte mich zumindest von NESTOR fantastisch unterhalten, und wenn ich so ins Publikum geblickt habe, so meine ich, der Großteil tat es mir gleich. Starke Band, großartige Songs, somit ein wunderbarer Konzertabend.

Bilder Michael Berghammer



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