Konzert:

Nekromantix, Heartbreak Engines - Hamburg, Knust

Konzert vom 29.09.2004Am Mittwoch Abend gab sich die derzeit wohl beste und musikalisch abwechslungsreichste Psychobilly-Band NEKROMANTIX aus Kopenhagen die Ehre, um mit der aktuellen Platte "Dead Girls Don´t Cry" im Gepäck das Hamburger Knust zu rocken. Besonders gespannt durfte man auf Bandleader, Sänger und Bassist Kim Nekroman sein, der als ziemlich durchgeknallt gilt, sich z. B. seine Kontrabässe in Sargform selbst baut - sein erster war ein echter Kindersarg - und sich seinen eigenen Bass in doppelter Ausführung auf den Hals tätowieren ließ. Offensichtlich spricht die Musik der Dänen nicht nur Psychobilly-Fans an, denn erfreulicherweise war das Publikum im gut gefüllten Knust äußerst gemischt: Tatsächlich waren nur relativ wenige Psychobillys zugegen, daneben einige Rock ´n Roller, aber auch Fans jeglicher Art von harter und alternativer Musik - sogar einige langhaarige Metaller hatten sich eingefunden.


Um viertel vor zehn legten dann aber erst Mal die deutschen HEARTBREAK ENGINES mit ihrer Mischung aus Psychobilly und Punkrock los. Der Sound war anfangs etwas breiig, doch dass besserte sich im Laufe des Auftritts und damit schien auch die Band immer besser zu werden. Sänger Lou (ehemals bei THE SPOOK) hatte ordentlich Energie und Dreck in der Stimme, Gitarrist Syd rockte dazu seine Riffs runter und Bassist Grischa (ex-PITMEN) slappte, was der Kontrabass hergab. Überhaupt kam mal wieder - wie ja eigentlich bei fast allen Bands - der Bassist am coolsten rüber. Was dagegen etwas nervte, waren die Gitarren-Soli, die ziemlich Metal-mäßig weil Tapping-lastig klangen und nicht so recht zum Gesamtsound passten. Trotzdem machten die HEARTBREAK ENGINES großen Spaß und nutzten ihre gute halbe Stunde, um gut zu rocken und abzugehen. Hätte man sich auch länger anhören können.


Danach hieß es fast eine dreiviertel Stunde warten, bis kurz vor elf das Intro der "Dead Girls Don´t Cry"-Platte - "Black Wedding" - einsetzte, das passend zum Image der NEKROMANTIX wie ein Soundtrack eines Horror-B-Movies klingt. Und dann ging es mit dem höllisch schnellen "Backstage Pass To Hell" direkt los - und die Pforten der Hölle öffneten sich... Was die drei Dänen an diesem Abend ablieferten, war ein atemloser Ritt durch das dunkle Reich des Gehörnten: schnell, laut, düster und energiegeladen. Gleichzeitig merkte man aber auch, dass da drei begnadete Musiker auf der Bühne standen: Unglaublich, wie sie auch bei Highspeed noch groovten und perfekt zusammenspielten - da saß jeder Break, jede Pause, jeder Schluss, jede Tempo-Veränderung, jedes Feeling-Wechsel. Besonders Nekroman selbst beeindruckte mit seinem ultra-schnellen und dabei völlig lockeren und geradezu filigran wirkenden Bass-Spiel. Die vornehmlich schnellen Stücke wurden dann auch von der Pogo-Meute vor der Bühne dankend aufgenommen, wobei es zwischendurch immer mal wieder Verschnaufpausen durch langsamere Rockabilly-Nummern gab, die aber nicht minder intensiv rüberkamen. Der Schwerpunkt des Sets lag auf dem letzten Album, aber es wurden auch immer wieder Stücke von den fünf vorigen Studio-Alben eingestreut, wie z. B. "Devil Smile" von der "Curse Of The Coffin" oder "Who Killed The Ceerleader" von der "Return Of The Loving Dead", so dass eine gute Mischung entstand.


Der Blickfang der Band ist natürlich Nekroman: Er hat die größte Tolle, die meisten Tätowierungen und macht die meiste Show. Und das, obwohl er nebenbei noch singt und das sperrigste Instrument spielt. Aber grade, wie er mit seinem Kontrabass umgeht, ist genial: Einerseits zärtlich - manchmal scheint er ihn fast zu streicheln, und dann leckt er auch schon mal die Saiten oder den Basshals ab - andererseits brutal, indem er ihn wild in der Gegend herumwirft. Obersexy! Da könnte man glatt schwul werden...
Nach nur etwas mehr als 50 Minuten war das reguläre Set aber schon zu Ende. Danach folgte dann noch eine Zugabe mit einem langgezogenen Anfang mit einer Art Disco-Beat ("Hey, you are Germans! I know you like Techno!" - sehr witzig...), über dem die Band ein bisschen rumjamte und nebenbei einige altbekannte Riffs verwurstete (wie "Eye Of The Tiger" oder "Iron Man"). Das war zwar ganz lustig, aber in der Zeit hätte man locker noch ein, zwei Stücke spielen können, was ich auf jeden Fall vorgezogen hätte. Nach gut 60 Minuten ist dann endgültig Schluss, was natürlich viel zu kurz war, zumal die Band auf Song-Material ohne Ende zurückgreifen kann. Schade und vor allem nicht wirklich verständlich...


Was die Euphorie über dieses geniale Konzert auch etwas dämpfte, war das Publikum. Im vorderen Drittel wurde zwar ausgiebig gepogt, aber dahinter sah man nur vereinzelte Gestalten tanzen oder auch nur mit dem Kopf mitwippen. Die meisten sahen sich das Konzert regungslos an und applaudierten auch nicht besonders enthusiastisch. Entweder das Konzert hat den Großteil der Anwesenden einfach nicht mitgerissen - was mir völlig unverständlich wäre, bei dem Spektakel, das auf der Bühne geboten wurde - oder man ist in der Hansestadt von zu vielen guten Konzerten verwöhnt. Aber vielleicht sind die Hamburger auch ganz einfach zu cool, um sich Begeisterung anmerken zu lassen. Und das haben die NEKROMANTIX für diesen großartigen Auftritt wirklich nicht verdient...

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