Konzert:

Negative, Substyle - Köln, Underground

Konzert vom 16.12.2008Kalt, grau und auch eher nass war es an diesem Dezemberabend, und zunächst sah es so aus, als würden NEGATIVE lediglich vor einer ausgesprochen kleinen Schar von Getreuen spielen. Zehn Minuten vor Einlass allerdings änderte sich das Bild dann schlagartig und plötzlich reichte die Schlange vom Innenhof bis auf die Straße hinaus, was den einen oder anderen nur kurz zum benachbarten Burger King entschwundenen Rückkehrer sich verwundert die Augen reiben ließ. Zwar war das Konzert zumindest vorab nicht ausverkauft gewesen, allem Anschein nach dürfte es aber zumindest nicht weit davon entfernt gewesen sein, denn der Laden war ausgesprochen gut gefüllt. Zum pünktlichen Beginn reichte es aufgrund diverser bereits im Vorfeld aufgetretener Verzögerungen zwar nicht, doch das tat der Stimmung keinen Abbruch: das Publikum begrüßte den aus Köln stammenden Support SUBSTYLE wohlwollend und bekam von diesem wiederum mit druckvollem Alternative-Rock beim Aufwärmen geholfen. Wer hätte gedacht, dass ein Akkordeon auf der Bühne so rocken kann? Die Band schien ihren Spaß zu haben, das Publikum auch, und erstere adelte letzteres schließlich noch mit dem Worten: "Negative- Fans sind scheinbar doch die Besten: machen´s sogar dem Support noch leicht!".



Eine mit zunehmender gespannter Erwartung gefüllte Umbaupause später war es dann kurz nach 21:30 Uhr schließlich Zeit für die Headliner: Sänger Jonne Aaron betrat mit Akustik-Gitarre bewaffnet und von stürmischem Applaus begrüßt die Bühne und stimmte den Neil Young-Klassiker "My My, Hey Hey (Out Of The Blue)"an, während seine Bandkollegen sich an ihre Instrumente begaben, um schließlich miteinzusteigen. Und dann wurde Gas gegeben. Die Band präsentierte sich bestens gelaunt und schaffte es auf wundersame Weise tatsächlich, den ersatzlosen Verlust von Gitarrist Sir Christus durch zum Teil geänderte Arrangements am Keyboard sowie der einzig verbliebenen Gitarre auszugleichen ohne in irgendeiner Weise an Qualität einzubüßen. Zwar neigt das Musikfernsehen, sofern es sich denn überhaupt noch dazu herablässt, zwischen all den leidigen Reality- Shows eine Pause einzulegen und tatsächlich Musik zu senden, tendenziell gern dazu, NEGATIVE auf kuschelige Balladen zu reduzieren, wer allerdings glaubt, dieses Bild entspräche der bei Konzerten vorzufindenden Realität, der hat sich gewaltig geschnitten: die Jungs rocken wie die Hölle und würden es von Show, Musik und Bühnenpräsenz her sicherlich auch spielend schaffen, ein Stadion zum Kochen zu bringen. Da das allerdings noch nicht die dafür nötige Menge an Leuten bemerkt zu haben scheint, dürfen sich die Eingeweihten um so mehr freuen, das Spektakel in der doch deutlich persönlicheren Atmosphäre eines kleinen Clubs genießen zu dürfen.



Und so tobten sich Publikum und Band denn auch höchst enthusiastisch durch ein erstklassiges Set, das sich mit Songs wie unter anderem "Glory Of The Shame", "Sinner´s Night", In My Heaven", "Motherfucker (Just Like You)""Naive", "Planet Of The Sun", "Until Your Mine" und "Devil On My Shoulder" aus allen bisherigen Schaffensphasen der Finnen rekrutierte und von "War Of Love" bis zum aktuellen "Karma Killer" alle soweit vorhandenen Alben abdeckte, wobei Jonne es sich nicht nehmen ließ, für 2009 bereits neues Material anzukündigen. Eine Panne gab es dann doch, und zwar auf Seiten des Publikums, wenn auch ganz offensichtlich unabsichtlich. Als bei "After All" plötzlich die ganze Band aussetzte, um akustisch Raum für den für diese Stelle anberaumten Publikums-Mitsingteil zu schaffen, schien die Menge allem Anschein nach aus ungeklärten Gründen total auf dem Schlauch zu stehen und es herrschte ebenso unerwartet wie plötzlich peinliche Stille. Die Verfasserin dieser Zeilen nimmt für sich in Anspruch, als eine der einzigen die Flagge der Geistesgegenwärtigkeit hochgehalten und aus voller Kehle gesungen zu haben, wenn auch nur, um nach etwa zwei Zeilen, durch das kollektive Schweigen doch etwas verunsichert und aus dem Konzept gebracht, ebenfalls zu verstummen. Aus dem Konzept gebracht waren ganz offensichtlich auch NEGATIVE, und die Ratlosigkeit stand der Band dermaßen ins Gesicht geschrieben, dass auch dem begriffsstutzigen Publikum schließlich dämmerte, dass DIES so NICHT vorgesehen gewesen war und versuchte den eigenen Patzer verlegen durch lautes Johlen und Applaus wieder auszugleichen, während die Band nach kurzem Kriegsrat beschloss, das Intermezzo höflich zu überspielen, wieder einsetzte und den Song zu Ende brachte, ohne ein weiteres Wort darüber zu verlieren. Das Publikum dankte für die Absolution mit enthusiastischem Beifall und machte die Panne schließlich bei "Frozen To Lose It All" wieder wett.
Für unerwarteten akustischen sowie stimmungsvollen Ohrenschmaus wurde gesorgt, als Jonne, erneut im Alleingang mit Gitarre, Pink Floyd´s "Wish You Were Here" anstimmte, und ein Instrumentalstück gab´s mit dem ersten Song der Zugabe auch noch obendrauf, bei dem das Rampenlicht hauptsächlich Gitarrist Larry und Keyboarder Snack gehörte und die dafür verdienten Beifall ernteten, trugen doch diese beiden die Hauptlast daran, die mit Sir Christus verschwundene zweite Gitarre zu ersetzen. Mit "Won´t Let Go" schließlich verabschiedete sich die Band nach einer Spielzeit von etwa anderthalb viel zu schnell verflogenen Stunden- in denen Sänger Jonne sich im Übrigen kurzzeitig auch um der Jahreszeit willen in eine Nikolausmütze warf, ein paar Takte eines Weihnachtsliedes anstimmte und allen frohe Feiertage wünschte, schließlich von einem grandiosen Gig und einem Publikum, das durchweg gerne noch länger geblieben wäre. Aber Kopf hoch, Leute- nächstes Jahr wollen sie ja schon wieder kommen!

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