Konzert:
Napalm Death, Diecast, Sanitys Dawn, Audio Kollaps - Salzgitter, Forellenhof
by Dennis Otto
Konzert vom 18.06.2005Ein nicht ganz so gewohntes Bild erschloss sich mir beim Eintreffen am diesmal sehr gut besuchten Forellenhof: nur etwa die Hälfte aller Anwesenden waren Kuttenträger, die anderen trugen DIN IRO 08/15 und politisch eindeutige Shirts, was nicht verwunderlich war, rekrutiert der an diesem Abend tätige Headliner NAPALM DEATH nicht nur die Hälfte seiner Fans aus diesem Lager, sondern ließ man außerdem entsprechende Vorbands den Leuten bei Tanz und Pogo einheizen. Trotz Allem war es natürlich ein friedlicher Abend und eventuelle Spannungen blieben, wie erwartet, aus, aber hätten sich zufällig ein paar kahle Herren von der anderen Fakultät eingefunden, hätte man gewiss auf eine ansprechende Keilerei im Stile der alten "Asterix" - Comics hoffen dürfen… Als der Opener AUDIO KOLLAPS auf die Bühne stieg, hatten sich, wohl auch aufgrund der nicht zu unterschätzenden Hitze im Gebäude, nur etwa 20 Leute eingefunden, den Hannoveraner Hardcore - Punks zu huldigen. Dabei hätte die Band ein paar mehr Anwesende verdient gehabt, denn nebst eindeutiger deutscher Texte hatten die Jungs eine gute Schippe ballernder, teils sehr kurzer Songs am Start, die neben einigen Midtempo - Strecken auch eine sympathisch - thrashige Seite offenbarten. Die Performance und der Sound waren in Ordnung, lediglich Sänger Kai machte seine Ansagen sehr nuschelnd und kaum verständlich. Insgesamt eine gute und passende Eröffnungssession, die auch den leider wenigen Zuschauern gefallen haben dürfte.
Setlist AUDIO KOLLAPS (natürlich, wie bei allen Bands, ohne Gewähr):
Stille Schreie
Deutsche Im Dübelwahn
Horst
Todesballett
Die Macht Der 5 Sekunden
Predigt Den Krieg
Die Crew
5 Vor 12
Eiszeit
Panzer
Rausch Der Gerechtigkeit
Zu Spät
Hirntod
Fick Die USA
Sucht
Das Schweigende Heer
Die nachfolgenden SANITYS DAWN konnten mich dagegen absolut nicht vom Hocker reißen. Zwar gingen schon ein paar Leute mehr ab als noch bei AUDIO KOLLAPS und die Pogenden vergrößerten den Aktionsradius vor der Bühne nicht unwesentlich, aber das Hardcore - Paket aus Wunstorf (das schon seit 1987 existiert!) war zumindest für meine Ohren eher weniger geeignet. Aggression pur, aber Schrammel - Riffs, eingebettet in 25 - Sekunden - Songs, konnten zwar die Zielgruppe erreichen, aber für Metaller war der Gig eher eine Durststrecke. Das Schlimmste aber waren die Vocals, die mehr als "A aaa a aaaaaa aaa aa aaaaaaaa aaa aa aaaaa!!!" nicht erkennen ließen, aber echte Hardcore’ler und Punks können mit gepflegten Death - Grunts sicher genauso wenig anfangen. Daher versuche ich auch gar nicht, die Performance, die optisch durchaus ok war, näher zu bewerten. Für Viele sicher essentiell, aber gewiss nicht meine Baustelle.
Setlist SANITYS DAWN:
Chaos Over Me
Nothing To Say
Call The Garbage Collection
Loathing
Suicide
Don’t Think
Disclaim
Half A Brain
Kurzzeit - Revoluzzer
Roter Fleck
Diskussion Beim Räucherstab
Kill You, Bill
Bitch
How To Life
Dystopia
Backstabber
Nothing But Hate
Peeling Off The Epidermis
Slaves
Looks Like Rancid Juice
Nach hardcorigem Punk und punkigem Hardcore sollte nun metallischer Core folgen! Ganz sicher waren DIECAST nicht die schlechteste Wahl als Support für die britischen Grinder. Die Bostoner Band um Sänger und "Minardi" - Teamchef Paul Stoddard stieß nicht bei allen Besuchern auf Gegenliebe, da deren Stil, melodischer Metalcore mit teils cleanen Vocals, den echten Hardcore - Fans zu soft und poppig, den Metallern andererseits zu "neurockig" war. Trotzdem machte die Band einen tollen Job und wirkte zu keiner Sekunde wie eine hoch gezüchtete Formation, die im Zuge des Stil - Booms an Land gezogen wurde, sondern rockte ein sehr tightes und gut gespieltes Set herunter, an dem rein objektiv nichts auszusetzen war. Die Wechsel zwischen stampfenden Riffs und atmosphärischen Parts meisterte die Band jedenfalls ohne Probleme und der fette Sound tat sein Übriges. Obwohl ich mich persönlich nicht zu den großen Anhängern der Metalcore - Bewegung zähle, fand ich DIECAST auf jeden Fall sehens, - und hörenswert - und das nicht nur wegen der sehr geilen Coverversion von SLAYER’s "Raining Blood"!
Setlist DIECAST:
Rise And Oppose
Pendulum
Seize The Day
Solace
Fire/Damage
Singled Out
Raining Blood
Rebirth
NAPALM DEATH!!! Das Inferno! Laut, schnell, heftig, kompromisslos und technisch über jeden Zweifel erhaben! Nun waren alle vollzählig versammelt; Punks, Hardcore’ler, Metaller und was sonst noch anwesend war, stand aufgereiht vor der Bühne und feierte eine Auf - die - Glocke - Party der besonderen Art. Mit dem Uralt - Song "Instinct Of Survival" ging’s auf eine 75 - minütige Reise durch rund 20 Jahre Grindcore - Geschichte. Wahnsinn, wie diese Jungs zusammen auftrumpfen, da sitzt jedes Riff und jeder Beat an der richtigen Stelle. Besonders bemerkenswert ist dabei das epileptische Kopfschütteln von "Barney" Greenway, der wirkt, als habe er eine seltene Form von "Parkinson", absolut krass! Genauso kultig ist Basser Shane Embury mit seiner langen, lockigen Mähne, die nach oben hin immer spärlicher wird und beim Headbangen irgendwie lustig ausschaut. Zwischendurch ließ es sich der agile und mittlerweile kurzhaarige Frontmann nicht nehmen, diverse allgemeine politische Statements abzulassen, die beim Publikum erwartungsgemäß gut ankamen. Ebenso gut kamen auch die neuen Songs des genialen "The Code Is Red… Long Live The Code" - Albums weg, die nicht minder bejubelt wurden als die Klassiker. Ein persönliches Highlight war dabei "The Great And The Good", das auch ohne den berühmten Gastsänger ("Imagine Jello Biafra on vocals…!" - Gitarrist Mitch Harris übernahm erwartungsgemäß den Job des zweiten Schreihalses) wie Öl ´runterlief. Trotz etwa 68°C und 125% Luftfeuchtigkeit in der "Forelle" wurde eine leider recht kurze, dafür aber umso heftigere Party gefeiert, die manch Anwesendem, nicht nur den zahlreichen Stagedivern, ordentliche Nackenschmerzen bereitet haben dürfte, meine Wenigkeit eingeschlossen. In dieser ansonsten metallisch eher kargen Gesamtregion war die Birminghamer Grindcore - Bastion ganz sicher ein Highlight des noch jungen Konzertsommers!
Setlist NAPALM DEATH:
Instinct Of Survival
Unchallenged Hate
Instruments Of Persuasion
Continuing War On Stupidity
Narcoleptic
Take The Poison
Next On The List
Vegetative State
Suffer The Children
Breed To Breathe
The Code Is Red… Long Live The Code
Lowlife
Silence Is Deafening
Right You Are
Diplomatic Immunity
Mass Appeal Madness
The Great And The Good
Scum
Life
The Kill
Deceiver
You Suffer
Lowpoint
Greed Killing
Nazi Punx Fuck Off
Siege Of Power
