Konzert:

Mountains Of Death - Muotathal, Schweiz

Konzert vom 19.08.2005SUFFERAGE - Hamburg Death Metal - machten sich vom vom 19. bis 21 August auf den Weg in die Schweiz, weil sie die Ehre hatten, auf dem MOUNTAINS OF DEATH auftreten zu dürfen. Drummer Ole machte sich dabei ein paar Notizen, um diese zu einer kleinen Review des Festivals zusammenzufassen:


Juhu, endlich wieder Festival, Party-San und Wacken sind ja auch schon so lange her!
Während ich meine Klamotten packe, zappe ich mich durch sämtliche Wetterberichte im Fernsehen, in der Hoffnung, dass die dicke, dunkle Wolke über der Schweiz verschwinden möge, es geht diesmal nämlich auf´s MOUNTAINS OF DEATH im Muotathal in der Nähe von Zürich! Doch die Wolke bleibt beharrlich und auch der Friesennerz verschwindet im Koffer.
Am nächsten Morgen bimmelt um halb vier der Wecker, es geht nämlich ganz dekadent mit dem Billig-Flieger nach Zürich. Schwuppdiwupp sind wir schon da, Reto, der Veranstalter des Ganzen, erwartet uns schon und nach ca. eineinhalb Stunden Fahrt durch die schöne Schweizer Postkartenlandschaft sind wir im kleinen Ort Muotathal angekommen.
Reto führt uns zur Unterkunft, und weil es gerade mal neun Uhr Vormittags ist, vertreiben wir uns die Zeit mit Schlafen, Essen und Bierchen, bevor es dann Abends um zwanzig Uhr los gehen soll.

Das Festival-Gelände befindet sich etwas außerhalb vom Ort in einer Schlucht zwischen steilen Felsbergwänden. Das klare, kalte Wasser eines Gebirgsbaches rauscht vorbei, über eine Brücke erreicht man auf der anderen Seite den Camping-Platz.
Alles klein, gemütlich und überschaubar in schöner und beeindruckender Landschaft!
Und endlich ist es soweit!
AMAGORTIS eröffnen die erste Runde und sofort kommt Bewegung auf in den vorderen Reihen. Die ersten Matten kreisen und ich entdecke nebenbei schon die erste Bierleiche im Matsch spielen. Man erkennt nicht nur am Shirt der Bassistin, das sie die Band Decapitated toll findet, souverän wird sich durchs Set geknüppelt und die vierzig Minuten Spielzeit vergehen viel zu schnell. Amagortis waren ein toller Opener, der gleich für mächtig Stimmung gesorgt habt!

Diese flaute leider wieder ab in einer ewig viel zu langen Umbaupause, bevor REQIUEMam Start waren. Um erneut einen Vergleich zu bemühen (ich sehe und höre Requiem wie Amagortis heute zum ersten Mal), fällt mir am ehesten Malevolent Creation mit einer großen Portion Thrash ein. Leider fällt der Sound eher dünn aus. Der Bass ist viel zu laut, die Drums zu leise. Technisch durchaus beeindruckend, ist die Band sehr aufs Instrument konzentriert bei der Sache, nur der Basser und der Sänger machen Show und sorgen in der Fangemeinde vor der Bühne auch für den ersten Moshpit. Die Stimmung ist wieder da. Auf einmal wird es dunkel, am Himmel und auf der Bühne!

Trotz des sintflutartigen Regens, versammeln sich viele Unerschrockene vor der Bühne und warten ungeduldig auf SANATORIUM. Death Metal!!! Das klatschnasse Haar wird geschwungen, die ersten Crowdsurfer landen im Matsch, die Slowaken hauen den Leuten links und recht was an die Backen. Gänsehaut, einmal wegen des Regens, aber auch wegen dieser kleinen Death Metal-Messe!

Der Regen lässt wieder nach, die Leute kommen aus dem überfüllten Party-Zelt gekrochen, um sich bei PIGSTYdie nächste Tracht Prügel abzuholen. Eine Grindcore-Lehrstunde wird dem Publikum hier vor den Latz geknallt. Das Kindergartenschlagzeug wird zu Hackfleisch verarbeitet, Geböller, Grunzen, Quieken, eine Wand von Lärm auf hohem technischem Niveau. Sofort rasten die Leute aus, Pigsty haben Charisma, der Funke springt gleich über und verursacht eine Explosion. Am Ende wird sich brav verbeugt und "Dankeschön" gesagt. Sehr beeindruckend!!

Schon ist es ein Uhr Nachts und mit NECROPHAGIST betritt heute die letzte Band des Abends die Bühne, vor der es noch mal schön voll wird. Alle wollen mit offenem Mund auf die Flitzefinger starren, die wie Spinnen über die Griffbretter huschen. Gefrickel und trotzdem Ohrwürmer, die man nicht mehr loswird! Was tun, Kopfschütteln, oder tollen Musikern beim Spielen zugucken?? Letzte Kräfte werden mobilisiert und die Leute bewegen noch mal ordentlich den Nacken, bevor auf der Bühne für heute Schluß ist und man im Partyzelt in geselliger Runde noch das eine oder andere Pils zu sich nimmt.

In der Nacht regnet es ununterbrochen, so dass am nächsten Morgen Zelt, Schlafsack, Klamotten etc. schön nass, klamm und kalt sind...Verkatert, nass und durchgefroren hocken die Leute im Zelt, trinken Café-Créme-Plörre oder schon wieder Bier und schleppen sich um halb zwei vor die Bühne.

Doch Überraschung: Das Programm verschiebt sich um eine Stunde, weil FLESHLESS leider ausfallen. Zwar ist Vladimir nach einem kleinen Schweiz-Urlaub schon längst da, aber der Rest der Band hatte unterwegs eine Autopanne, und so muß man leider absagen...Sehr schade.

Aber ein Stündchen später eröffnen die Schweizer AMOK die zweite Runde und das heißt Mathematik. Auf höchstem technischem Niveau prügeln sich die vier Virtuosen durch sämtliche Musikstile. Leider ist die Spielzeit für AMOK eher unglücklich, denn zu so früher Stunde ist das Publikum total überfordert mit derart brutaler und gleichzeitig komplizierter Musik. Man steht mit halb geschlossenen Augen und halb offenem Mund vor der Bühne, in der einen Hand ´ne Kippe mit langer Aschesäule, in der anderen ein Bier, das noch nicht so richtig runter will und glotzt abwesend auf die Bühne. Tolle Show, aber das Publikum schläft noch.

Auch bei DECEIT ändert sich die Stimmung Anfangs nicht wirklich, was nun aber auch ein Bisschen an der Band liegen mag. Meshuggah zählen sicher zur Lieblingsband dieser vier sympathischen Schweizer, deren Spielfreude allerdings doch ansteckend wirkt.
Doch die Songs und vor allem der hardcorelastige Brüllgesang wirken schnell monoton und ein Bisschen langweilig auf mich. Im Widerspruch zu meiner eigenen Meinung jedoch sehe ich am Ende dieses Auftritts doch die ersten Leute am Kopfschütteln.

ABRASIVE hab ich noch in allerbester Erinnerung vom Soul-Grinding-Festival in Straßburg Anfang des Jahres. Für mich damals eine der Killerbands: Brutaler, treibender Death-Metal! So soll es auch heute wieder sein, nur leider funktioniert das mit dem Sound nicht so richtig. Sehr schade für Band und Publikum, denn wenn man genau hinhört, kann man darüber eigentlich froh sein, sonst wäre einem schon jetzt dermaßen der Popo versohlt worden, dass man den Rest des Abends wohl nicht mehr überstanden hätte.

Als wir mit SUFFERAGE auf die Bühne klettern, hat es endlich mal aufgehört zu regnen. Mehr als übers Wetter schreib ich hier aber nicht. Nur so viel, dass es saumäßig Spaß gemacht hat.

Nun sollten also eigentlich Fleshless spielen, die ja leider verhindert sind. Dafür versammeln sich die Leute gespannt nach kurzer Bierholpause wieder vor der Bühne, denn nun kommen ROMPEPROP. Es geht los und die Meute tobt- Freakshow vor und hinter der Bühne.
Die ROMPEPROP s in ihrer blutverschmierten Not-OP-Kostümierung animieren mit Musik und ihrer Show zum Schmunzeln und Kopfnicken, schon im ersten Song lassen sich mehrere Leute auf Händen auf die Bühne tragen, unter ihnen eine stumme Ursel, die während des ganzen Konzerts vom Publikum hin und hergeschossen wird, wie ein Luftballon auf einem Kindergeburtstag. Die Bühne voller Leute, die ständig auf irgendwelche Gesangs- oder Gitarreneffektpedale stolpern, erfreuen ROMPEPROP mit einem vor allem stimmungsmäßig gelungenem Auftritt.

Es folgen VISCERAL BLEEDING, die das Vergnügen haben, im wieder strömenden Regen spielen zu dürfen. Böse Männer auf der Bühne, die bösen technischen Death Metal spielen, sehr amtlich, aber auch sehr unspektakulär.Nichtsdestotrotz sind die Leute am Feiern, Bangen, Moshen und Toben.

Dasselbe in grün auch bei PROSTITUE DISFIGUREMENTP: Böse Musik, Regen, Party. Ich kriege beide Konzerte leider auch nicht mehr in voller Länge mit, weil die Stimmung am Biertresen im Zelt immer geselliger und lustiger wird...

Und schon ist es wieder eine halbe Stunde vor Mitternacht, als GOREROTTEDanfangen, loszuprügeln. Splatter-Death Metal, der Spaß bringt und dazu animiert, hin und her zu springen und andere Leute anzurempeln, wie ich aus sicherer Entfernung beobachten kann. Ich stehe nämlich hinter der Bühne, nehme mir das Schlagzeug genauer unter die Lupe und bin zutiefst beeindruckt! Inzwischen haben sich hier fast alle anderen Bands ebenfalls versammelt, einerseits, um sich die tolle Show von Gorerotted reinzuziehen, aber vor allem, um einen guten Logen-Platz zu haben bei der Headliner-Band dieses Festivals:
Nein, leider nicht Suffocation wie eigentlich geplant, aber ein "Ersatz" gleichen Ranges: Die Gebrüder KRISIUN. Alles wartet gespannt, als plötzlich ein kleiner Soundmann erst mal alles, was auf der platzmäßig doch begrenzten Bühne steht und da aber nicht mehr hingehört, durch Schieben und Bitten von dieser entfernt. Relativ vergeblich, denn kaum geht´s los, steht jeder wieder auf seinem Platz. Was soll ich sagen, KRISIUNsind mächtig. Die Bühnenbretter vibrieren unter den Gewalten, die auf das Schlagzeug einwirken.
Treibende High-Speed-Double-Base-Blasts tragen das präzise Riff-Massaker, Krisiun geben ohne Pause Vollgas. Ihr ganz eigener Stil greift sofort nach den armen Zuhörern und nimmt keine Gefangenen! Für mich mal wieder die Killer-Band des Abends!! Und das war´s dann auch schon...

Ach halt, es gibt ja noch die so angekündigte Surprise-Show. Ich kann mir ja schon denken, was das sein wird, und siehe da: Als drei leicht in Lack und Leder gekleidete Mädels Ketten an der Bühne befestigen und ihre Show vorbereiten, sehe ich meine Vermutung bestätigt.
Anketten, Auspeitschen, Kerze in Popo, etc...Danach wird im Zelt noch bis zum Hellwerden gesoffen, bis plötzlich das Bier alle ist! Zeit für mich, ins Bett zu gehen... Am späten Mittag des nächsten Tages sind wir längst die letzen in der Unterkunft, als eine übellaunige Putzfrau uns nach draußen in den Regen befördert. Reto holt uns ab, wir fahren zum Flughafen und müssen uns hier die Nacht um die Ohren schlagen, bis es am nächsten Morgen zurück nach Hamburg geht.

Das MOUNTAINS OF DEATH war ein super Festival, dem auch der Dauerregen nichts anhaben konnte! Bis zum nächsten Jahr!
www.mountainsofdeath.ch.vu

www.sufferage.de



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