Konzert:

MOTÖRHEAD, SAXON, GIRLSCHOOL – Ludwigsburg, MHP Arena

Konzert vom 01.12.2015

Über MOTÖRHEAD und insbesondere über ihren kränkelnden Frontmann Lemmy gab es ja in letzter Zeit eher beunruhigende Nachrichten. Konzertabsagen aus gesundheitlichen Gründen wie vor Wochen in den USA, oder aufgrund des Terrors in Paris wie letzte Woche, beherrschten die Schlagzeilen. Da machte sich manch einer Gedanken ob sein Ticket für die anstehenden Deutschlandauftritte des Rock’n’Roll Urgesteins noch einen Wert hatte.
Hatte es – denn Lemmy kam und spielte vor vollen Häusern. Und so war auch das Konzert in der Ludwigsburger MHP ARENA - SOLD OUT. Ein altersmäßig bunt gemischter Haufen – dessen Gemeinsamkeit vor allem die MOTÖRHEAD-Klamotten waren – diskutierte allerorts was man heute wohl erwarten durfte. Die Stimmung lag zwischen Vorfreude, Hoffnung und etwas Wehmut. Es ließ sich der Eindruck nicht verwehren, dass der Abend in Ludwigsburg für viele eine Art Abschied von Lemmy darstellte.
Lemmy selbst und seine beiden Mitstreiter gaben sich dafür gleich Anfangs keine Blöße – nach kurzem Intro dröhnte „Bomber“ mit unbändiger Lautstärke aus den Boxen, selbiger schwebte über der Bühne und die Menge tobte. Schlagzeuger Mikkey Dee knüppelte ohne Unterlass auf sein Arbeitsgerät ein und legte so die Basis für die gradlinigen Songs, Gitarrist Phil Campbell sorgte mit den mal punkig- mal bluesig angehauchten Soli für Abwechslung und sorgte für Bewegung auf der Bühne. Denn Lemmy bewegte sich kaum einen Zentimeter (außer um mal nach hinten zu trotten um was zu trinken und eine Verschnaufpause zu kriegen), seine Stimme klang durchaus schwach, ja dünn und noch unverständlicher wie früher, sein Bassspiel hat hörbar an Dynamik eingebüßt. Aber für Lemmy Kilmister war das sichtbar eine Frage des Ehrgefühls, seinen Fans hier und heute eine ordentliche Vorstellung zu liefern und nicht aufzugeben – MOTÖRHEAD und Lemmy bleiben sich treu. Dafür lieben ihn seine Fans, achtet ihn die Szene. Aber zurück zum „Bomber“ – danach wuchtet man mit „Stay Clean“ und „Metropolis“ zwei weitere Schwergewichte durch die voll aufgedrehten Boxen. Der folgende melodische und coole Rocker „When The Sky Comes Looking For You” zeigte, dass auch die Songs des aktuellen Albums „Bad Magic” live funktionieren.

Und auch wenn Lemmys Stimme manches Mal vom gewohnten brachialen MOTÖRHEAD-Sound fast erdrückt wurde – Perlen wie „The Chase Is Better Than The Catch” und “Rock It”, oder zum Abschluss „No Class“ und „Ace Of Spades“ sind einfach göttlicher Rock’n’Roll. Als Zugabe wurde dann der coole „Whorehouse Blues“ akustisch dargeboten bevor „Overkill“ (wieder mit fliegenden Bomber) den umjubelten und gefeierten Schlusspunkt des MOTÖRHEAD-Gigs setzte. Fazit: „We’re Motörhead and we play rock’n’roll !“
Als Mr. Kilmister nach getaner Arbeit von der Bühne ging, ja die Treppe abwärts in den Backstage Bereich herabstieg, oder doch wohl eher schlich, winkte er noch mal Richtung Seitentribüne ins Publikum – müde, ehrlich – ja leider alt. Alle die das mitbekamen hatten hier durchaus zwiespältige Gefühle bis feuchte Augen. So ist das wohl, wenn eine der großen, authentischen Ikonen des Genres „step by step“ gen Abschied geht. Erinnerungswürdige Vorstellung.

 

Setlist MOTÖRHEAD (ohne Gewähr)

Bomber

Stay Clean

Metropolis

When the Sky Comes Looking for You

Over the Top

Guitar Solo

The Chase Is Better Than The Catch

Lost Woman Blues

Rock It

Orgasmatron

Doctor Rock (With drum solo)

Just 'Cos You Got the Power

No Class

Ace Of Spades

Whorehouse Blues

Overkill

 

Davor durften fast pünktlich um 19 Uhr die Mädels von GIRLSCHOOL ran - einer Band der Lemmy ja schon seit Urzeiten gewogen ist – um das mal aus den 80er herüber zu retten. Und dass Kim McAuliffe und Enid Williams zur Zeit mit „Guilty As Sin” ein durchaus starkes Album am Start haben passte da auch gerade rein. Entsprechend freundlich wurde das Quartett in dem zu diesem Zeitpunkt schon gut gefüllten Rund empfangen. „Demolition“ vom Debüt und der Quasi-Hit „C'mon Let's Go“ vom GIRLSCHOOL-Erfolgsalbum „Hit And Run“ gaben zusammen mit dem neuen „Come, The Revolution“ und „Take It Like A Band“ ein klasse Opener-Quartett das auch entsprechend positiv von der Meute aufgenommen wurde. GIRLSCHOOL hatten dabei sichtlich Spaß vor solch einer Crowd zu spielen und zockten den etwas über halbstündigen Sets routiniert und mit einer gewissen „working class“-Punk-Attitüde mehr als achtbar runter.

 

Setlist GIRLSCHOOL (ohne Gewähr)

Demolition

C'mon Let's Go

Come, The Revolution

Take It Like A Band

Future Flash

Watch Your Step

Race With The Devil

Emergency

 

Mit SAXON hatten MOTÖRHEAD ja auch noch richtig alte Kumpels aus den Anfangstagen dabei, welche hier als Anheizer fungierten. Dass SAXON im Vorprogramm von MOTÖRHEAD größtenteils flottes Material darboten überraschte auch eher weniger. Ich für meinen Teil hätte mir noch ein paar alte Standards wie „Dallas 1 p.m.“ oder „The Eagle Has Landed“ gewünscht. Anyway – mit dem starken Titeltrack des aktuellen Hammers „Battering Ram“ als Opener hatte man die jetzt zu 90 Prozent gefüllte Halle hinter sich. Und das Sänger Biff Byford immer noch nach über 40 Jahren so gut bei Stimme ist tat dann ein Übriges, um beim folgenden Klassiker „Motorcycle Man“ den Stimmungspegel zu steigern. Die Highlights welche mit gebührender Lightshow, Rauchfontänen und verdammt klarem Sound abgefeiert wurden waren aber Hits wie „Power And The Glory“, „Crusader“, „Princess Of The Night” und „Wheels Of Steel“ sowie natürlich der Meleodic-Hammer „747 (Strangers In The Night)“. Nicht zu verschweigen wäre aber dabei schon der Fakt, dass die im Mittelteil des Sets platzierte Aneinanderreihung der bereits oben benannten „flotten“ Tracks nicht ganz so glücklich war und zwischenzeitlich für etwas Langeweile sorgte. Dafür konnte allerdings „Queen Of Hearts“ vom neuen Album unheimlich punkten. Alles in allem knapp 60 Minuten starker Metal.

Setlist SAXON (ohne Gewähr)

Battering Ram

Motorcycle Man

Sacrifice

Destroyer

Power And The Glory

20,000 Ft

The Devil’s Footprint

Heavy Metal Thunder

Queen Of Hearts

Crusader

Princess Of The Night

Wheels Of Steel

747 (Strangers In The Night)



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