Mortiis, Susperia - Hamburg, Marx

Die zahlenmäßig eindeutig unterlegene Gruppe zieht sich dann nach langem Warten ins Marx zurück als die MORTIIS Landsleute SUSPERIA den Knüppel aus dem Sack holen. Ein riesiges Drumset auf der Bühne, hübsch in Leder gewandete Band, allesamt mit langen Mähnen und mit einem sehr schnell sehr aufgeweckten Publikum fegten sie ihren Metal durch den Saal. Deutlich heavier als auf dem letzten Album und gleichzeitig mit extrem fittem Gitarristen erkannte man jeden Song sofort, jede Melodie saß auf den Punkt genau, Sänger Athera ließ sein Haar kreiseln, dass es selbst den schwedischen Wikingerkollegen zur Ehre gereicht hätte. Während an ihm und seinen im Wind der Ventilatoren wehenden Haaren ganz klar ein Thrasher und Metaller der alten Schule verloren gegangen ist, thronte ex-DIMMU BORGIER Drummer Tjodalv mit konzentrierter Mine hinter seinem Drumungetüm und tackerte präzise wie ein Uhrwerk. Auch wenn an diesem Abend viele nicht ganz zu wissen schienen, weswegen sie überhaupt hier waren, feierten einige mitreisende Fans durchweg lautstark. Den Rest konnten neue Songs wie "Chemistry" oder "Home Sweet Hell" durchaus erwärmen. Gesanglich konnte die Band aber bei darüber hinaus nicht allzu gutem Sound nicht gänzlich überzeugten, machten aber durch ihre Show einiges wett. Obligatorisch endetet ihr reguläres Set mit dem Hit ihres letzten Albums: "Devil May Care". Und "because this is the last show in germany on this tour” gaben sie mit dem A-HA Cover von "The Sun Always Shines On TV” - den Song haben sie übrigens bei jedem Konzert gespielt - die Bühne für MORTIIS frei.
Im Mikrokosmos Marx warteten nun also verschwitzte The-Cure-lookalike-Gothics, aufgetakelte Mädels mit skeptisch guckenden Begleitungen, biertrunkene Metaller und ein von der ersten Minute an besoffen in der Ecke liegendes Etwas auf den Gnom aus dem hohen Norden. Programmatisch läuft in der Umbaupause NINE INCH NAILS. Nase angeklebt und los. Dass Songs wie das MINISTRY Pseudocover "Gibber" live recht gut Arsch treten war abzusehen, dennoch schien es so, als habe es sich nicht zu allen herumgesprochen, dass MORTIIS härtere Töne anschlagen und Industrialrock zelebrieren. Von Lagerfeuerromantik keine Spur, ausschließlich Songs der letzten beiden Alben stehen auf dem Programm. Oft lange Intros bringen neben den harten Gitarren viel Elektronik ins Spiel, "Decadent&Desperate" kommt live erstaunlich gut rüber. Weniger prickelnd dagegen, dass MORTIIS ohne die Studioeffekte auf seiner Stimme ebendiese kaum variiert und selbst Balladen wie "The Loneliest Thing" ziemlich aggressiv ins Mikro brüllt. Während MORTIIS also rockt wie Hölle, gehen einige Mikroständer über den Jordan, aber auch "Smell The Witch" oder der Übersong "Parasite God" des letzten Albums können das Publikum nicht wirklich aus der Reserve locken. Und wie lange dauert ein MORTIIS Konzert? Bis die Nase abfällt. Amen.