Konzert:

Monster Magnet, Scorpion Child - Wiesbaden, Schlachthof

Konzert vom 17.03.2016

MONSTER MAGNET wurden 1989 im Jahre um Frontman Dave Wyndorf gegründet und stehen somit bald vor ihrem 30jährigem Bandjubiläum. Von dem ursprünglichen Lineup ist bis auf den Wyndorf heute niemand mehr vorhanden, trotz dieser Besetzungswechsel hat die Band ihre treue Fangemeinde, was nicht zuletzt die sehr starken Alben "Superjudge", "Dopes To Infinity" und "Powertrip" liegen mag. Gerade diese Alben und die weniger erfolgreiche "God Says No" Scheibe, die von 1993 bis 2000 erschienen, wurden damals bei dem Plattenlabel A&M Records veröffentlicht. Grund genug für die Truppe um Dave Wyndorf dieser Zeit eine eigene Tour zu widmen, die in Norwegen startete und in Deutschland an einem Donnerstag im Kulturzentrum Schlachthof in  Wiesbaden Station machte. 

Als Vorgruppe hatte man  SCORPION CHILD aus Texas mitgebracht, die seit 2006 eine Mischung aus Classic und Psychedelic Rock spielen und nun in 2016 ihren neuen Longplayer "Acid Roulette" promoten wollten. Die Vorband sagte mir vor dem Auftritt leider nichts, lieferten jedoch kurz nach 20 Uhr vor der zu dem Zeitpunkt zu ca. 70 % gefüllten Halle eine einfangende Show ab. Neben der klassischen Besetzung einer Rockband hat man seit 2015 auch einen Keyboarder im Gepäck, der während des Auftritts nicht still halten konnte, sondern wie unter Starkstrom hinter den Tasten, die Haare schüttelnd, umherflog und somit ständig von der Performance des charismatischen Sängers Aryn Jonathan Black ablenkte. Eine "Classic Rock" Band klingt erstmal langweilig, doch SCORPION CHILD lieferten dank druckvoller Gitarrenriffs im Wechsel mit dem oft atmosphärischen Keyboard das volle Brett mit beißenden Melodien und einem dichten Soundteppich, so dass man nicht im Ansatz das Gefühl hatte, "Rock" sei angestaubt oder hätte sein besten Zeiten bereits hinter sich. Die Songs sind dabei live um einiges treibender, als ich sie später "im Heim am Herd" (auf Spotify) beim Durchhören der Alben nochmals wahrnahm und beweisen, dass die Band gerade live ein Geheimtip ist. Frontman Black erweckt dabei öfter den Eindruck, als sei er auf einem Drogentrip hängengeblieben, so stand er z.B. – was mich sehr irritierte – während eines Keyboardsoli mehrere Minuten ins Leere starrend, anteilslos und völlig versteinert vor dem Publikum. Nach knapp einer Stunde war die Show vorbei, wobei sicherlich die meisten gerne noch mehr von der Band gehört hätten. Es verwunderte daher auch nicht, dass später am Merchandise Stand die CDs bereits ausverkauft waren und nur noch eine alte Vinylscheibe zur Verfügung stand. 

Das Durchschnittsalter war an dem Abend übrigens weit über 40, was mich überraschte, aber zeigt, dass die Band im Kern Fans von früher anspricht, was ja auch nicht verwundert, da die herausragendsten Alben nun mal aus den 90er Jahren stammen.

Zwischenzeitlich war es trotz Donnerstag Abend auch ganz gut besucht, so dass der Wiesbadener Schlachthof zu ca. 80 % gefüllt war. 

Nach circa 20 Minuten Umbauphase war es dann soweit, MONSTER MAGNET enterten unter dem  Geschrei der Masse die Bühne. Die Stimmung im Saal war direkt auf 100, da musste noch nichts gespielt werden.

Hinter dem doch schon deutlich gealterten Wynford mit schwarzer Lederjacke schritt Gitarrist Phil Caivano mit dunkler Sonnenbrille (er dürfte nichts mehr gesehen haben) in den Saal. Wynford eilte flott vor einen Bodenventilator, der ihn den Abend über anblasen und die verbleibenden Haare noch oben heben sollte. Als erstes Zeichen bretterten die heftigen Riffs von "Crop Circle" durch die Boxen. Geil. Zwar wirkte Wynford ab und an dann doch etwas statisch, aber mit 59 Jahren darf man schon mal einen Gang zurückschalten. Rumhopsmusik spielen MONSTER MAGNET sowieso nicht. Insofern verwunderte es auch nicht, dass neben Wynford mit Gitarre noch zwei weitere Gitarristen auf der Bühne standen, um wohl keine Löcher in der akustischen Gitarrenwand entstehen zu lassen. Auch der Rest der Band war eher von gechillter Ausstrahlung und spielte lässig ohne großes Heckmeck das Zeug runter, was aber nicht lustlos heißen soll. Alles andere hätte aber auch nicht gepasst. MONSTER MAGNET müssen sich nichts mehr beweisen und die Songs wurden allesamt vom Publikum abgefeiert, das die Refrains stets mitsingen konnte. 

Nach "Crop Circle" folgte "Powertrip" und "Melt", bevor man in "Superjudge" überging. Die komplette Setlist sah an dem Abend dann wie folgt aus: 

Crop Circle         

Powertrip

Melt

Superjudge

Twin Earth

Look To Your Orb For The Warning

Dinosaur

Vacuum Cage Around The Sun

Tractor

Dopes To Infinity

Space Lord

Zugabe
        
I Want More

Face Down

Negasonic Teenage Warhead

Klar, dass der Megaerfolg, den man damals sogar der Disco zu hören bekam, "Negasonic Teenage Warhead", als letzter Song und Höhepunkt in der Zugabe gespielt wurde, dennoch war die Auswahl der Setlist sicherlich auch sonst nicht sehr schwierig, denn bei A&M Records sind damals schlichtweg viele der besten Alben von MONSTER MAGNET erschienen und Songs wie "Space Lord" oder "Dopes To Infinity" bleiben zeitlos geil. 

Abzüge bei der Performance gibt es von mir dennoch für den Sound, der mir manchmal etwas zu matschig daher kam, was jedoch weniger an der Hallenakkustik als an der Bandperformance lag. Drei Gitarristen erzeugen eine Menge Krach, aber schnell wird es auch "noisig", wenn alles nicht genau passt. Letztlich gehört ein leicht verwässerter dreckiger Sound auch zu MONSTER MAGNET, so dass man schnell drüber hinwegsah. Auch die doch zu heftig benutzten "Hall" Effekte bei Wynfords Gesang müssen jedoch erwähnt werden, da wäre "Weniger" deutlich "Mehr" gewesen. 

Letztlich hat der Abend Spaß gemacht, denn die selten in Europa anzutreffenden MONSTER MAGNET sind live immer noch überzeugend und können mit ihren zahlreichen Topsongs leicht eine geile Nummer nach der nächsten raushauen.  

Es bleibt abzuwarten, was die nächste Scheibe, die für Ende 2016/Anfang 2017 angekündigt ist, bei MONSTER MAGNET bringen wird. Es ist der Band zuzutrauen, nochmals  eine Duftmarke im Stoner-Rock Genre zu setzen. Wäre schön, wenn man die Band nicht nur wegen der alten Erfolge wieder live sehen wollte. Der Auftritt im Schlachthof hat jedenfalls Lust auf eine Fortsetzung gemacht.



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