Konzert:

Monster Magnet, Gluecifer, The Quill - Hamburg, Große Freiheit

Konzert vom 14.03.2004Hallo? Das hier soll ausverkauft sein? Nein, wegen THE QUILL war buchstäblich
nur eine Handvoll Menschen in die Große Freiheit gekommen, der Rest der etwa
1000 Leute trudelte gemächlich ein - und hatte doch kaum etwas verpasst. Nach
den Vorschusslorbeeren hatte ich megamäßiges erwartet. Der unsanfte Boden der
Tatsachen: Der Schweden-Vierer spielt seine groovigen Sachen zuziseliert, um
tatsächlich zum Mitgrooven zu animieren, Songs, die sich catchy anhören
könnten, waren zu langsam, und für eine Sirenen-Stimme wie die von Magnus
Ekvall ist die Große Freiheit dann doch zu klein, phasenweise hörte er sich an
wie Chris Cornell ohne Timbre. Ok., THE QUILL spielen öligen Seventies-Kram und
kommen aus Schweden, aber das war heute auch alles, dass dem Vergleich mit den
Spiritual Beggars standhielt. Immerhin "American Power" kam ganz gut an -
jedenfalls bei den Jungs direkt vor uns, die sich aber auch zu wirklich jedem
Song auf der Luftgitarre warmgespielt haben. THE QUILL kann ich mir gut beim
nächsten Biker-Treffen vorstellen, wenn es zwischen Sonnenbrand, Bier, Abgasen
und Motorenlärm auch fast egal ist, wer oder was da gerade spielt.
Ober-Peinlich die Einlage des Gitarristen, sich bei "Hammerhead" eine
Zweihälsige umzuschnallen und dann auf dem zweiten Hals nur einen Akkord
insgesamt zu schrubben. Poser! Vielleicht lag die Vorstellung mit angezogener
Handbremse aber ganz profan am gehörigen Kater, den sich die Schweden am Abend
zuvor mit den Amis im Dollhouse auf dem Kiez angetrunken hatten...


Wegen GLUECIFER muss ich jetzt allerdings ordentlich Abbitte leisten, denn
bisher hatten mich die Rotzrocker aus Norwegen nicht weggepustet - jedenfalls
nicht im direkten Vergleich gegen Turbonegro, Backyard Babies oder
Hellacopters. Bis hierher fand ich die Gesten von Biff Malibu zu einstudiert
und Cpt. Poon zu schön. Bisher. Denn die GLUECIFER hatten heute ganz andere
Probleme, der Bus war auf dem Weg von Lingen nach Hamburg auf der Autobahn
liegen geblieben, so dass Band, Crew und Equipment mit eilig organisierten
Autos vom Nirgendwo auf der Autobahn in die Freiheit geschafft worden waren.
Der Soundcheck fiel natürlich aus, der taube Hausmischer bekam die
Rückkopplungen nicht in den Griff (wenn er sie überhaupt bemerkt hat, bevor
Gitarren-Wizard Cpt. Poon ihm den nahen Tod angedroht hatte...) Scheißegal.
Vielleicht gab gerade dieser unkalkulierte Moment GLUECIFER die entscheidende
Prise Spontaneität, die mir sonst immer bei ihnen abgeht. Los ging´s mit
"Automatic Thrill", zu "Here Comes The Pigs" erwachten die ersten
Schweinerocker im Publikum von der Quill-Lethargie, "Car Full Of Stash" war
wohl die Hymne zum Tagesverlauf. Bei "I Got War" lachte selbst die Band, alle
Chöre saßen, Biff Malibu poste nicht, sondern rockte, der Schweiß floss in
Strömen - und nur noch wenige steife Hamburger hielten sich frisch für den
Spacelord. "A Call From The Other Side" beendete eine kurzweilige Stunde. Dabei
wirkten GLUECIFER deutlich frischer als ihre schwedischen Kollegen - obwohl die
Norweger zudem an jedem freien Tag ihre eigenen Headliner-Shows spielen und das
meiste selbst aufbauen.


"Was, keine nackten Frauen?!" fragt ein Zuschauer ungläubig in die Runde. Nein,
die beiden Chicks auf der Bühne sind frisch aus der ersten Reihe gefischt und
noch angezogen, der Bühnenaufbau und die Effekte halten sich zurück, MONSTER
MAGNET kochen heute auch nur mit Feuerwasser: 2 Podeste, ordentlich Silberfolie
um den Drumriser, eine Windmaschine und jede Menge Licht. Und es ist fast
unglaublich, was diese fünft total unausgeschlafenen und überfeierten Männer
mit diesen paar Accessoires anstellen: Ok., der Sound war zunächst noch
"Bummer", aber jedes Riff saß, Ed Mundell steht punktgenau zum Riff auf dem
Riser und feuert die Meute rechts der Bühne zum Abgehen an, Neu-Bassist Jim
Bagliano und Rhythmus-Klampfe Phil Caivano wechseln sich auf dem anderen damit
ab, die Mädels links anzuschmachten. MONSTER MAGNET sind gigantisch und auch in
einem vergleichsweise kleinen Club immer noch larger than live: Viel Wahnsinn,
viel Sex und geile Hooks. Mit dem "Tractor" geht es weiter auf die Drogenfarm,
Dave Wyndorf schmeißt sich auf das mittlere Podest und lebt jede Zeile. Das
neue "Supercruel" fügt sich nahtlos in die alten Songs, "Cry for your mother"
wird dem Vordermann in die Ohren gebrüllt. Und klar, ab "Powertrip" hat die
Security das erste Mal keine Chance mehr, alle Crowdsurfer in der Mitte auch
fangen zu können - außer ihnen geht heute keiner mehr zur Arbeit. Zwei kleine
Handscheinwerfer lassen die Plastik-Seele bei "Melt" brennen - den einzigen
Song von der "God Says No". Mit der dritten Gitarren schlägt Dave "Dinosaur
Vacuum" an und damit einen Reigen ganz alter Hits an. Hits! "Radiation Day"
kennt dagegen offensichtlich noch niemand, "Dopes To Infinity" dirigiert der
Nikotin-Junk Wyndorf mit der ersten Zigarette der Show, der "Spacelord" folgt
als absoluter Höhepunkt.


Mit diesem Schlachtruf können MONSTER MAGNET die Hamburger natürlich nicht
stehen lassen, als erste Zugabe kocht das Captain Lockheed-Cover "The Right
Stuff" die Flamme noch weiter, daran schließt sich ein irre langes Rumgejamme
im LSD-Flair an, das irgendwann "American Pie" aufgreift, für den Sänger noch
weitere Zigaretten bereithält und darin mündet, dass Wyndorf in guter alter The
Who-Manier seine gute Stratocaster zerkloppt. Aber es gibt ja Situationen, da
macht das Sinn. Heute zum Beispiel


Bummer

Tractor

Supercruel

Powertrip

Melt

Unbroken (Hotel Baby)

Dinosaur Vacuum

Zodiac Lung

Radiation Day

Monolithic

Negasonic Teenage Warhead

Spacelord

---

Right Stuff

LSD-Jam



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