Konzert:

Millencolin, Far From Finished, The Picturebooks - Hannover, Capitol

Konzert vom 27.04.2009Kollegin Dan hatte es im Review zum letzten MILLENCOLIN-Album
gesagt: weichgespülter sind die Herren geworden, massenkompatibler auf jeden Fall. Wie sich die Schweden dann wohl Live geben würden? Das sollte an einem lauschigen April-Abend in Hannover geklärt werden, wo MILLENCOLIN ihren einzigen Norddeutschlandgig der aktuellen Tour spielten. Nachdem die Tour Ende 2008 in Hamburg Halt machte, aber aufgrund unvorhergesehener Hindernisse nicht besucht werden konnte, jetzt also endlich MILLENCOLIN mal Live.



Futterpause sei Dank gab es von THE PICTUREBOOKS nicht mehr viel zu hören und zwei Songs lassen keinen Rückschluss auf die Qualität des Trios zu. Das Capitol war gut gefüllt, wobei das Publikum sich auch jungen Punkrockern, Ü30-Klientel des Ladens und ein paar Metaller rekrutierte, der ein oder andere Oi-Skin und Skater wurde auch gesichtet – MILLENCOLIN hat halt jeder irgendwann mal gehört.



FAR FROM FINISHED füllten die Bühne mit sechs Leuten, inklusive eines Keyboarders, der aber kaum zu hören war und sich sowieso viel mehr aufs Posen konzentrierte, während seine Kollegen ordentlich abrockerten. Sänger Steve zog schnell die Blicke auf sich, hat der Kerl doch nur einen gesunden Arm, was ihn aber nicht daran hinderte, wie ein Flummi über die Bretter zu hüpfen und immer den Kontakt zum Pblikum zu suchen. Das hatte seinen Spaß mit dem für Live-Shows gemachten Punkrock der Bostoner, die allerdings unter einem zu lauten Schlagzeug und zu leisen Gitarren leiden musste, so dass Neuling im FAR FROM FINISHED-Sound Probleme hatten, die Feinheiten in den Songs zu erkennen. Aber im Grunde wumpe, denn Live machte diese Combo Laune und wird in einem etwas kleinerem Rahmen und mit weniger penetrantem Drumsound richtig gut sein.



Gegen das Energielevel der Bostoner kamen MILLENCOLIN zu keiner Zeit, dafür haben die Schweden aber noch mehr Ausstrahlung und Charisma – und erkennbar Spaß am auf der Bühne stehen. Sie gaben einen Mix aus „Machine 15“-Songs und alten Sachen zum Besten, wobei tatsächlich auffiel, dass das letzte Album softer als gewohnt ist – die Songs kamen härtemäßig nicht an „For Monkeys“-Sachen heran, als Beispiel. Aber dafür wissen die Herren, wie sie auch nach mehr als einem Vierteljahrhundert eine solide Live-Show abliefern und das Publikum auf ihre Seite ziehen. Als dann die alten Songs ausgepackt wurden, gab es in den ersten Reihen kein Halten mehr, selbst hinten sang jeder zumindest die catchy Zeilen mit. MILLENCOLIN waren wie erwartet eine grundsolide Band, die zwar nicht mehr 20 ist und wie die Wilden über die Bühne hüpfen, sich dafür aber Charme, Ehrlichkeit und Spielfreude bewahrt hat.