Metalcamp 2006 - Donnerstag, Freitag

Umgeben von landschaftlich wunderschön bewachsenen Bergen, grünen Wiesen, verschlafenen aber gepflegten kleinen Dörfern und vor allem vom einem traumhaften Gebirgsfluss
liegt das Örtchen TOLMIN. Bereits zum dritten mal pilgerten Metalfans aus Slowenien, Italien, Österreich und Deutschland (und vermutlich auch noch aus ganz anderen Ecken Europas..)
ins Camp um hier eine der geilsten Metalparties zu feiern, die man sich vorstellen kann. Und dabei war bei weitem nicht alles positiv, aber dazu gleich mehr.
In Kooperation mit der Heilbronner Metal Combo THE PAST ALIVE charterten wir einen Reisebus und brachen am Donnerstag Morgen um 08.00 Uhr auf den Weg nach Tolmin. Insgesamt knapp 30 Metalheads aus ganz Deutschland - ja sogar zwei aus Frankreich - waren also bereit für 5 Tage Party, Bier & Heavy Metal oder ums Old School mäßig auszudrücken: SEX, DRUGS & ROCK ´N ROLL !!!
++++Nachfolgend könnt ihr ein etwas anderes Festival Review lesen, nämlich in Form eines Erlebnisberichtes mit allem drum und dran und vor allem mit vielen Fotos. Habt Spaß! ++++
Donnerstag, 20.07.2006
Die Sonne lacht vom wolkenlosen Himmel herab und schon um 7.45 Uhr zeigt sich auf der Heilbronner Theresienwiese, daß Metalheads durchaus pünktlich sein können. Alle rechtzeitig da, bepackt bis unter die Ohren und vor allem mit großer Motivation! Abfahrt pünktlich um 8.00 Uhr. Standesgemäß fliesst bereits jetzt das erste Bier - und es schmeckt! Wir fahren auf der A6 Richtung Nürnberg und biegen am Kreuz Feuchtwangen auf die A7 ab. Kurz vor Aalen und kurz darauf direkt in Aalen steigen dann nochmal Leute ein. Franken und tiefste Schwaben - ein wahrlicher Genuss.
Wir kommen gut voran, keine Staus, viele Raucherpausen und wilde Metal Video Clips laufen über die DVD Anlage des 4 Sterne Reisebusses, der natürlich (zum Glück) vollklimatisiert ist, Außentemperatur beträgt mittlerweile 34-36 Grad. Da machen die Raucherpausen keinen Spaß mehr. Aber das kühle und vor allem billige Bier im Bus schmeckt immernoch.
Nachdem wir die Deutsch/Österreichische Grenze passiert haben, gehts über die A10 quer durch Österreich und durch den unglaublich langen Tauerntunnel bis kurz vor Villach, Hier biegen wir irgendwo ab, tuckeln ne knappe halbe Stunde durch kleine Dörfer in Italien und sind dann auch schon auf der letzten Etappe der Tour. Slowenien ist erreicht - an der Grenze schauen die nur ein bisschen komisch weil wir alle so böse aussehen. Aber keiner will was von uns und mit einem freundlichen Blick dürfen wir weiter fahren. Mittlerweile ist es schon 17 Uhr - die Außentemperatur liegt immernoch bei 33 Grad und zwei Stunden lang tuckeln wir jetzt eine Ministraße mit krassen Kurven und steilen, teilweise unbefestigten Abhängen entlang, bis wir gegen 19 Uhr endlich das kleine Städtchen Tolmin erreichen.
Die Fahrt war angenehm - noch keine Ausfallerscheinungen aber trotzdem wäre es jetzt schön, wenn bald mal unser Zelt stehen würde. Zunächst muss jedoch alles wegen dem Parkplatz des Busses und des Bandequipments geklärt werden. Dies stellt sich als schwieriger heraus als angenommen denn schon an dem Treffpunkt mitten im Ort, wo eine Art "Bürozweigstelle" des Veranstalters sein sollte ist nix - gar nix ! Freundlichweise läßt man uns mitsamt des Reisebusses in den Backstage Bereich einfahren wo alles noch kreuz und quer durcheinander läuft. Nach etlichen Durchfragen werden wir hier aber fündig, bekommen Parkausweis und Instruktionen wo wir parken können.
Es gibt zwei Campingplätze. Einer vorne, direkt am Gelände, ohne Auto - und ein zweiter etwa 10 Gehminuten entfernt. Hier ist das Campen am Fahrzeug möglich. Wir sind natürlich froh das die Ordner mit dem Bus aufs Campinggelände lassen so sparen wir uns unnötig weite Wege mit viel Bier und weiterem lebenswichtigem Gepäck. Unsere Kutsche muss dann zwar raus fahren aber das macht nix. Unser netter Busfahrer macht nämlich jetzt ein paar Tage Urlaub in Tolmin die er sich nach dieser tollen Fahrt auch wirklich verdient hat.
Kaum stehn unsere Zelte und Pavillions (die Franken sind irgendwie am schnellsten und können mittlerweile ihr warmes Bier trinken) da kommt plötzlich ein Ordner und versucht uns hektisch irgendwas auf Englisch zu erklären. "Wir dürfen hier nicht campen " oder so - weil hier nur campen mit Fahrzeug ist, und Campen ohne KFZ nur auf Camping Platz Nr. 1. Ihm irgendwas zu erklären kommt nicht an. Er labert irgendwas von wegen er müsse Platz sparen usw. Nachdem einer von uns sich mit ihm gebrochen in der Landessprache unterhalten hat, können wir ihm auch klar machen das unser Bus (UNSER KFZ) ja noch mehr Platz wegnehmen würde und er froh sein soll, daß wir nur campen wollen. Er sieht es ja dann auch irgendwann ein und verabschiedet sich. Naja - da hätte schon eien ganze Armee kommen müssen bis 30 Leute nochmal alles abgebaut und 2 km weiter geschleppt hätten.....
Übrigens fällt uns auch langsam auf, daß wir für ca. 3.000-5.000 Leute gerade mal 8-10 Dixies haben - und die stinken jetzt schon. So eine Freude - vor allem weil es KEINE festen Wasserklos gibt, geschweige denn Wasserstellen oder Duschen. Ein kleiner Duschwagen steht scheinbar auf Campsite 1 - für ALLE Besucher. Das geht mal gar nicht !!!
Zelte, Tische und Sonnenschutz stehen, langsam wird es dunkel, die Franken grillen, Böschi auch ein paar Andere suchen im Dunkeln den Fluss, marschieren durch Gestrüpp und Bäume bis endlich der kleine Weg gefunden wird. Aber man sieht ja im Dunkeln eh nichts. Wir beschränken uns heute aufs Wesentliche - Bier, Bier, Bier - und ähm - Jägermeister und Jacky. Das Ziel ist auch bald erfüllt - Totalausfälle, blödsinniges Geschwätz und laute Musik. Oh Metalherz was willst du mehr. Der erste Abend ist böse - verdammt böse - fast schon unheimlich :-)
Freitag, 21.07.2006
Die Sonne brennt - um 07.30 Uhr spätestens aber um 08.00 Uhr hält man es im Zelt nicht mehr aus. Langsam drückt auch der Darm - zum Glück wurden die Dixies eben geleert, d.h. ich bin einer der Ersten !
Unglaublich wie warm es schon ist - also machen sich einige erst mal auf den Weg zum Fluss. Ist eigentlich ganz nah, wenn man weiss wo der Trampelpfad beginnt und dann auf den Schotterweg führt.
Keine 5 Gehminuten vom Campingplatz entfernt entdecken wir unser Paradies: türkisgrünes, glasklares Wasser, das Ufer zwar auch nur aus Kies und Steinen dennoch sauber. Wir sind zu so früher Stunde noch ziemlich alleine, auf jeden Fall geht es jetzt erst mal ins kühle Nass. Und kühl ist es wirklich .- 17 bis 18 Grad wie uns ein Einheimischer verrät - aber ist man erst einmal drin ist es nur noch traumhaft.
Frisch kultiviert schwingen wir unsere Gesäße in das Städtchen Tolmin. Max. 10 Gehminuten und wir erreichen einen der beiden großen Supermärkte. Den Berg hinauf ins "Zentrum" gibt es auch ein paar kleinere Restaurants und Straßencafes, die sich schon auf die Hartwurst Fraktion eingestellt haben. So gibt es in einem Hotelrestaurant das "Metalcamp Menü" bestehend aus verschiedenen Fleischsorten vom Grill mit Beilagen für 11 Euro. Wie uns versichert wurde sind die Preise sonst wesentlich günstiger.
Dafür kann man im Supermarkt billig einkaufen und der Vergleich zwischen der Landeswährung Tolar und Euro ist einfach, da überall die umgerechneten Europreise ausgeweisen sind. Ab 01.01.2007 gibt es nämlich in Slowenien auch den (T)Euro.
Wieder zurück auf dem Camping Platz (und einige Biere später) marschieren wir also gemeinsam in Richtung Fluss. Mittlerweile sieht es hier aus wie in einem Touristikort auf Malle. Alles voll,
hier ne Luftmatratze, da ne Badeinsel und alle belegt mit langhaarigen Bombenlegern.... herrlich! Das Bier schmeckt wunderbar während die Kühlung auch von außen hervorragend funktioniert. Genießen wir die Zeit. Die ersten Bands dürften demnächst anfangen aber sorry - No Way - bei 36 Grad kriegt mich niemand von HIER weg !!!
Dann ist es endlich soweit - wir schlappen das erste mal Richtung Gelände. Wie erwähnt ca. 10 Gehminuten einmal durch den Campingplatz 1 durch. Die Leute hier haben es nicht schöner als wir,
Eine übel duftende Dixi Batterie (es wird von Tag zu Tag schlimmer) und überall Staub und Dreck. Manche Leute haben ihr Zelt tatsächlich irgendwo im Gebüsch aufgebaut. Viel Spaß beim Zecken ziehen. (Zwei Kumpels haben sich tatsächlich auf unserer komplett verdörrten Wiese Zecken geholt.). Der kleine Einlassbereich reicht aus und schon stehen wir auf dem überschaubaren Gelände.
Hinten links steht ein großes Festzelt in dem es das Catering gibt,. Links daneben erstreckt sich ein natürlicher Steilhang der das Gelände zu dieser Seite hin abgrenzt und gleichzeitig als Natürsitztribühne mit bestem Überblick dient. Vom Eingangsbereich aus recht geht es zu den Händlerständen sowie zur Talent Forum Bühne. Hier stehen große schattenspendende Bäume und es gibt weiterere Cateringstände. Ein kleiner Weg führt von hier aus zur Beach Bar.
Kommen wir zu den Akteuren auf der Bühne:
Während SCAFFOLD und DECAPITATED agierten lag ich noch teilnahmelos im Wasser und liess mir die Sonne auf den Bauch scheinen. Taten irgendwie fast alle
da keiner den ich später gefragt habe mir irgendwas über die beiden Gigs sagen konnte!
Pflichtprogramm ist für mich als alten Savatage-Anhänger gegen später der Auftritt von JON OLIVA´S PAIN . Zwar hatte ich den Knaben schon in Balingen sehen können aber besser einmal zu viel als zu wenig. Und siehe da - es hat sich gelohnt. Die Songauswahl war zwar fast die selbe - "Worriors" und "Sirens" als Opener Stücke, zwischendrin "Jesus Saves" und "Gutter Ballet" und am Ende "Hall Of The Mountain King" aber die Besonderheit an diesem heissen Nachmittag bescherte mal wieder feuchte Augen. Total unerwartet kam "Believe". Hierfür nahm die Truppe um Jon Boy Oliva einen bislang unveröffentlichten Song aus dem Programm. Vor der Bühne war nicht all zu viel los aber die Stimmung war dennoch prima und alle reckten ihre Faust in die Höhe und gröhlten die alten Klassiker mit.Das dem Gitarristen durch ein Loch in der Hose die Genitalien raus baumelten, störte da auch keinen mehr....
Auf diese Band hab ich mich am meisten gefreut beim Metal Camp: NEVERMORE Nachdem die Jungs bereits vor wenigen Monaten auf der Tour überzeugt haben, haben sie meine Erwartungen ein mal mehr voll erfüllt. Songs wie "Dead Heart in Dead World", "I Voyager", "The River Dragon Has Come" oder "Born" wurden gnadenlos und perfekt vorgetragen und die Menge dankte es der Band. Auch ein kleiner Patzer bei "Enemies of Reality", den Sänger Warrel mit einem sympatischen "ups" kommentierte, konnte dem Vergnügen diese Band live zu sehen keinen Abbruch tun.(nik)
Das ARCH ENEMY kurzfristig abgesagt haben ging mir ziemlich gegen den Strich - aber dies erhöht natürlich die netto Trinkzeit!
Mächtig voll wurde es dann bei HYPOCRISY die im Sonnenuntergang einen Dampfwalzensong nach dem anderen raus hauten.
Durch die geile Atmosphäre - erzeugt durch die typischen Keyboard Parts sorgten HYPOCRISY somit wahrlich für Gänsehaut. In etwas mehr als einer Stunden zockten
Peter & Co. Stücke wie den mittlerweile klassischen Opener "Fractured Millenium", ""Fire In The Sky" oder "Eraser". Da vermutlich am Flughafen einige oder alle Instrumente der Band vorloren gingen, liehen die Kollegen von AMON AMARTH einfach alles was fehlte! Den Schlusspunkt setzt dann "The Final Chapter" und es bleibt lediglich zu erwähnen das mal wieder klar wurde, daß HYPOCRISY einfach eine Band ist, die es dunkel braucht und mit viel Lichtshow. Ganz anders als bei vielen anderen Open Airs in der prallen Mittagssonne.
Headlinerstatus für AMON AMARTH aber wen wundert es? Die Band um Johan Hegg hat sich in den letzten Jahren an die Spitze des Melodic Death bzw. Viking Death Metals gespielt und dies zurecht! Und so wurden die Wikinger schon bei der ersten Nummer "The Pursuit Of Vikings" gnadenlos abgefeiert - die Menge ging mit von vorne bis ganz hinten und immer wieder kamen lautstarke Gesänge auf. Vielleicht lag es doch daran das AMON AMARTH das erste mal hier unten gespielt haben - denn in Sachen Ausrasten und durchdrehen waren die Fans einfach nur ganz groß!
Ich glaube auch das es den Herren auf der Bühne mächtig viel Spass machte, denn das mehrfache Bedanken wirkte keinesfalls aufgesetzt. Ebenso überzeugend kam die Spielfreude rüber, egal ob bei Songs aus den älteren Schaffenstagen oder neuem Zeug. Sogar ein brandneuer Song der in Kürze erscheinenden Platte wurde zum Besten gegeben. Nach "Versus The World" und "Victorious March" verabschieden sich Hegg & Co. und mir wurde schon Angst und Bange, das es das wirklich schon war. Dem war jedoch zum Glück nicht so und Tolmin gröhlte aus tausenden Kehlen "Death In Fire". AMON AMARTH haben hier bewiesen warum sie in der europäischen Metal Liga ganz oben mit mischen. Geile Bühnenpräsenz, fetter Sound, geiles Licht aber vor allem die nackenbrechenden Songs und das sympathische Auftreten der Nordlichter.
Weitere Ausfallerscheinungen waren dann auch für den verpassten Gig der Modern / Industrial Metaller von DEATHSTARS zuständig.
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