Konzert:

Metal Hammer Paradise 2013 - Samstag

Konzert vom 16.11.2013Auf zum zweiten Tag des entspanntesten Metal-Festivals der Welt! Ein paar Eindrücke, die gestern noch vor dem inneren Auge kleben geblieben sind: Der Altersdurchschnitt ist noch höher, als es zu erwarten gewesen war und liegt klar bei irgendwas von weit über 40. So fühlt man sich mit Mitte 30 noch als junger Hüpfer, sehr schmeichelhaft! Aber jeder ist so jung, wie man sich fühlt, und so wird der Altersschnitt prompt wieder nach unten gezogen. Denn wer gestern abend beim Feiern nicht übertrieben hatte, konnte sich jetzt bei Kneipensportarten wie Kegeln, Bowlen oder Airhockey so richtig auspowern. Oder im Erlebnisbad dir Rutsche hinunter gleiten. Wer doch tiefer ins Glas geguckt hatte, konnte sich am Strand die frische Luft um die Nase wehen lassen oder es beim Minigolfen ruhig angehen lassen. Selbst das Abenteuer Dschungelland wurde von Metallern heimgesucht, und auf der Zettelbörse suchten nicht nur 7-jährige Spielkameraden, sondern auch Metaller um die 30...



GRAND MAGUS riefen dann zunächst die Klassik-Rocker wieder vor die Boxen. Das Trio aus Stockholm hat sich von traditionellem Rock im Stile von Black Sabbath zur schmuddeligen Version von Judas Priest entwickelt: Erdige Gitarren treffen auf JBs Stimme und Fox' prägnanten Bass. Das war der richtige Weckruf!



DRAGONFORCE drehten die Geschwindigkeit, von allem, was bis jetzt hier stattgefunden hatte, einfach mal um das xfache nach oben. Wie schaffen Herman Lee und seine Sidekicks an den schnellen Saiten eigentlich, selbst die Hintergrundgesänge noch so präzise hinzuzaubern?! Denn so flink wie die Finger von Sam Totman und Fred Leclerc sind, so schnell bewegen sich die beiden auch über die Bühne und springen doch trotzdem in der richtigen Milisekunde dem neuen Sänger Marc Hudson bei. Der "Happy Metal auf Speed" funktionierte auf jeden Fall. Die Band ging mit "Through The Fire and Flames" von der Bühne - dem Song, an dem seit 2006 einige Guitar-Hero-Spieler an der Playstation verzweifelt sind. Und zuverlässig klappen bei diesem Song seitdem die Kiefer herunter, wenn die Band es spielt. (laetti)



Setlist DRAGONFORCE

Fury Of The Storm

Cry Thunder

Die By The Sword

Heroes of Our Time

Seasons

Through The Fire and Flames




Bei LACUNA COIL war dann der "Schuhkarton" das erste Mal bis zum Bersten gefüllt. Die Italiener feierten auf dem Festival den Abschluß ihrer Europatour mit PARADISE LOST und waren sowohl perfekt aufeinander eingespielt als auch spielfreudig - schließlich ging es nun nach Hause. Immer wieder faszinierend, wie Frontfrau Cristina Scabbia das Publikum in jede einzelne Textzeile mit hineinzieht und dabei kongenial von Gesangspartner Andrea Ferro unterstützt wird. Gerade die beiden Marcos - Bassist Maki und Gitarrist Maus - animierten das Publikum immer wieder zum Abgehen. (laetti)



Setlist LACUNA COIL

I Don't Believe In Tomorrow

Kill The Light

Fragments Of Faith

Heaven's A Lie

The Game

Our Truth

Upsidedown

Without Fear

Swamped

Intoxicated

Trip The Darkness

Spellbound



Nun ging es in die "Pommesbude". Eike Freese von den Hamburger Metallern DARK AGE hatte sich diese passende Beschreibung für die kleinste Bühne, das "Riff Rondell" ausgedacht. In der Tat war hier alles ein wenig gequetschter. Hatten Eike, Martin, André, Jörn und Alex neulich noch das Hamburger Grünspan ausverkauft, so war das hier eine andere Kategorie von Auftritt. Die Hamburger machten das Beste draus und spielten selbstbewusst einige Songs von ihrem niegelnagelneuen Album "A Matter Of Trust". Die beinharten Fans in der ersten Reihe kannten das Album, die anderen lernten es kennen.




Setlist DARK AGE

Intro

Out Of Time

Kingdome Nevercome

Nero

Fight!

Zero

Outside The Inside

Minus Exitus

Afterlife

My Saviour



KADAVAR sorgten wenigstens für eine lange Schlange vor der Pommesbude, Verzeihung, dem Riff Rondell. Lange Bärte im Publikum, lange Bärte auf der Bühne. Da die modernen Trendsetter auf diesem Festival deutlich in der Minderheit waren, war dann doch noch einiges an Platz in der winzigen Location. Dabei werden auch die älteren Besucher Platten im Schrank stehen haben, die sich so ähnlich anhören wie KADAVAR. Also wie Deep Purple, nur ohne Ritchie Blackmoore, John Lord und Ian Paice.


Von schnörgelnden Instrumenten aus Massivholz zu massivem Stahl: BEHEMOTH haben sich in den vergangen Jahren zu einer der größten Black Metal Bands Europas entwickelt und schaffen es auch Show-technisch inzwischen, Kollegen wie Dimmu Borgir den Rang abzulaufen. Cradle und Co. spielen schon lange in einer Liga drunter. Was mich noch mehr beeindruckt hat als Nergal am Mikro und die Feuershow aus den Deko-Elementen war Bassist Orion, der aussah wie der Klon eines Uruk-Hai. Nur mit noch mehr Muskeln. Böse, große, beeindruckende Show!


MY DYING BRIDE haben auch überrascht, allerdings vor allem mit dem bisher leersten Baltic Ballroom des Wochenendes. Als schien es sie nicht zu beeindrucken, stiegen die Engländer mit einem extra-depressiven Song von ihrem aktuellsten Album "A Map Of All Out Failures" in den Set ein - und prompt war das nächste Dutzend Zuschauer verschwunden. "Turn Loose The Swans" wurde als nächster Song verheizt, aber nur eine tapfere Schar an beinharten Fans wollte sich die Laune von Aaron Stainthorpe, Andy Craighan und Co. verderben lassen. Das Tresenteam hielt sich die Laune mit eurythmischen Tanz zu erratenen Textzeilen hoch, die Fans vor der Bühne hingen an Aarons Lippen und beobachteten den relativ neuen Keyboarder und Violinisten Shaun Macgowan. Vor allem verlor die Band ihren Humor nicht: "Nur noch ein Song, dann hören wir auf, euch mit unserer Laune zu quälen," sagte Aaron Stainthorpe. Aber bei einem Festival wie diesem konnte man mit depressiver Musik auch nur verlieren, wenn man genau parallel zu den Happy Metallern HELLOWEEN spielt. (laetti)





Die besten LONG DISTANCE CALLING-Songs sind die, in denen niemand etwas sagt oder singt. Die Münster-plus-Dortmund-Band perfektioniert das Abgehen nach Noten! Das Riff Rondell war genau richtig gefüllt, und David Jordan, Florian Füntmann und Jan Hoffmann dirigieren ihr Publikum durch Takte und Melodien. Musik wie ein einziger, positiver Rausch!



... und dann war da noch... der unumschränkte Headliner. SABATON mögen sonst eine "love them or hate them" Band sein: Hier waren sich 95% der angereisten Fans sehr einig über ihren Headliner. Nie haben Schlachtengeschichten so lustig geklungen, schon wieder 100.000 tot, jetzt aber klatschen. Nein, das ist natürlich fies: Die Texte der Dalarna-Schweden sind historisch überaus korrekt, und bei BOLT THROWER wird Kriegsgeschehen auch beklatscht und bemosht. Trotzdem ist eine SABATON-Show natürlich Unterhaltung pur. Joakim Brodén rennt und rackert, grinst und hält seine riesige Piloten-Sonnenbrille ins Scheinwerferlicht. Einige SABATON-Fans sind schon vor der offiziellen Öffnungszeit an den Weißenhäuser Strand gekommen und haben mit lauter Musik und durch ihr Auftreten einige "normale" Übernachtungsgäste vertrieben. Erstere haben sich alle nur für diesen Augenblick fitgesoffen. Der "Final Countdown" kommt dann aber doch fast 30 Minuten später als erwartet. Was war geschehen? Die Lufthansa hat das Gepäck der Schweden in Frankfurt vergessen. Oder Hannover oder Hamburg. Bis es an der Ostsee angekommen ist, steht die Band schon fast auf der Bühne. Trotzdem hat alles gepasst - und dieses bißchen Adrenalin überträgt sich auch auf das Publikum. Übermütige Fans skandieren ab dem ersten Lied "Noch ein Bier" - bis Brodén endlich drauf einsteigt. Zwei weibliche Fans spendieren je einen BH in der Größe 105-Doppel D oder noch größer. Irgendwann gegen Ende des Sets kommt das Gespräch dann noch auf Kindermilchschnitte. Bei SABATON wird der Fan unterhalten - zur Not auch mit Niveaulimbo. (laetti)




Setlist SABATON

The Final Countdown

Ghost Division

Panzerkampf

Gott mit uns

Attero Dominatus

Uprising

White Death

Cliffs Of Gallipoli

Poltava

Carolus Rex

Screaming Eagles

Swedish Pagans

40:1

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The Art of War

Primo Victoria

Metal Crüe



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