Konzert:

M´era Luna - Samstag 09.08.2014

Konzert vom 09.08.2014

"Da gibt´s die Sau und das Brot - das ist es, was mich hierher zieht!" (O-Ton Festivalbesucher beim Anblick der Fressbuden). Solch eher primitive kulinarische Fixiertheit brach sich beim einen oder anderen zwar auch gelegentlich ihre Bahn, das M´era Luna lediglich auf seine (zugegebenermaßen durchaus ansprechende) Bandbreite an Imbissbuden zu reduzieren würde dem Festival jedoch eindeutig nicht gerecht werden, zumal es den Veranstaltern dieses Jahr gelungen war, keinen Geringeren als den leibhaftigen Höllenfürsten zu verpflichten - MARILYN MANSON höchstpersönlich, der sich auf deutschen Bühnen nur selten die Ehre gibt.

 

 Entsprechend war das Festival denn auch bereits am Freitag Abend, noch vor offiziellem Beginn, ausverkauft - ein Rekord in der bisherigen Geschichte des M´era Luna. Auch das Wetter zeigte sich zur allgemeinen Völkerwanderung auf den Campingplatz am Freitag von seiner besten Seite und so kam es, dass zahlreiche Besucher bereits vor Beginn der Veranstaltung statt nobler Blässe leuchtendes Rot auf der Haut zur Schau trugen. Hatten bisher nur der sich auf dem Campingareal befindliche Mittelaltermarkt und die Disco am Freitagabend ihre Pforten geöffnet, so wurde dieses Jahr der Kauflust der Besucher Rechnung getragen und auch der Shoppingbereich auf dem eigentlichen Festivalgelände schon vorab geöffnet, was auf regen Zuspruch stieß. Sowohl die Mittelalterbühne als auch der Discobereich erfreuten sich eines großen Besucherzustroms, was zur Folge hatte, dass es bereits am Samstagmorgen etliche etwas zerknautschte Gesichter zu bewundern gab und der eine oder andere die erste Band des Tages, AEVERIUM, vermutlich verschlief. Die Gewinner des Newcomer-Wettbewerbs rockten die Bühne trotz früher Stunde und dürften sich so sicherlich den einen oder anderen neuen Fan erspielt haben. IGNIS FATUU brachten mit neuem (und erstaunlich unmittelalterlich wirkendem) Sänger im Gepäck die ersten Mittelalterklänge auf die Main Stage. Zu Bandklassikern wie „Nordwind“ und aktuellen Songs wie „Dein Letztes Wort“ wurde es langsam aber sicher voller — auch wenn nach Ende des IGNIS FATUU-Sets die Mehrzahl der Anwesenden vorübergehend flüchtete, da Petrus beschlossen hatte, mit einem kurzen, aber kräftigen Schauer für Abkühlung beim Festivalvolk zu sorgen. Wer konnte, rettete sich unter Zeltdächer, der Rest harrte stoisch aus. Vielleicht wollte der Wettergott auch SÜNDENKLANG einen Gefallen tun, die zu diesem Zeitpunkt im Hangar spielten und sich trotz nach wie vor vergleichsweise früher Uhrzeit über ein zahlreiches Publikum freuen durften, das sie  mit treibenden, düsterrockigen Songs wie „Der Krieger“ und „Wenn Mein Herz Schreit“ die wenig ermutigende Wetterprognose (Starkregen, Wind und Gewitter, garniert mit einer gewissen Unwetterwahrscheinlichkeit als Sahnehäubchen obendrauf) vergessen ließen.

 

 Auch vor der Main Stage füllte es sich wieder, nachdem der Himmel seine Schleusen wieder geschlossen hatte, und die schwarz-bunte Schar begann, sich erneut auf der Wiese niederzulassen, um HENKE zu lauschen, dessen eher getragene Klänge á la „Zeitmemory“, „Vergessen“ und „Wer Mich Liebt“ zu einer kleinen Pause mit gepflegter musikalischer Untermalung einluden. Unterdessen begann der Himmel zunehmend aufzuklaren, der Wind jedoch frischte ordentlich auf und sorgte dafür, dass auf dem Campingplatz einige Zelte und Pavillons auf Wanderschaft gingen oder von ihren Besitzern zumindest in eher unorthodoxen, recht windschiefen Zuständen aufgefunden wurden. Die zahlreich vertretenen Flaggen flatterten dafür umso schöner und die unheilvoll aussehenden Wolkenberge verschwanden hinter dem Horizont,  auch wenn Besucher mit aufwendigem Kopfschmuck vermutlich gerne auf die frische Brise verzichtet hätten.

 

Während die Mexikaner von RABIA SORDA im Hangar dem Publikum mit harten elektronischen Klängen einheizten, ging es auf der Main Stage bei LACRIMAS PROFUNDERE rockiger und schwermütiger zu. „Antiadore“, „What I´m Not“, „I Don´t Care“  und Konsorten wurden vom Publikum gut aufgenommen und mit reichlich Beifall belohnt, bevor STAHLMANN auf die Bühne kamen und eine härtere Gangart anschlugen. Ob „Adrenalin“, „Hass Mich... Lieb Mich“ oder „Stahlwittchen“ - die Stahlmänner gaben kein Pardon und auch wenn im Publikum vereinzelt etwas von „Rammstein-Klon“ zu hören war, tat das der Sache keinen Abbruch, denn auch wenn die musikalischen Wurzeln nicht zu überhören waren, überzeugte die Darbietung doch allemal. Wer statt Neuer Deutscher Härte lieber in nostalgisch-altertümlichem Ambiente verweilen wollte, konnte sich derweil auf dem Mittelaltermarkt mit Strocksäcken duellieren, sich über die mittelalterliche Partnerbörse „Kuppeley“ Gesellschaft suchen und hinterher auch gleich gegen Bares Buße tun.

 

Kurz nach 18 Uhr begannen auf der Main Stage die Gothic Metal-Urgesteine von PARADISE LOST mit Songs wie „Erased“, „Isolate“ und „Faith Divides Us- Death Unites Us“ damit, langsam aber sicher das Abendprogramm einzuläuten, was sich auch in einer wachsenden Schlange am Eingang vom Campingplatz zum Festivalgelände äußerte. Mit SUBWAY TO SALLY folgte eine weitere altgediente, da zu den Mitbegründern ihres Genres gehörende Truppe, die das Publikum mit rockigen bis metallischen Mittelalterklängen auf Touren brachten. Das Programm wurde untermalt von Pyrotechnik und umfasste Klassiker wie „Wenn Engel Hassen“, „Arme Ellen Schmitt“ und „Veitstanz“, und im Anbetracht der Tatsache, auf welchem Festival man sich befand, durfte natürlich auch die Verneigung vor der Szene in Gestalt von „Das Schwarze Meer“ nicht fehlen. Überhaupt lobte Sänger Eric Fish das M´era Luna-Publikum geradezu über den grünen Klee.

 

Nach Abgang der Spielmänner war es an der Zeit für die kleine Sensation im Line-Up, was auch unschwer am immer dichter werdenden Gedränge vor der Bühne zu erkennen war: bevor stand der Auftritt von MARILYN MANSON, von US-amerikanischen Eltern immer mal wieder als leibhaftiger Antichrist verschrien und in einigen Städten mit Auftrittsverbot belegt. Man durfte also gespannt sein. Los ging´s mit „Angel With The Scabbed Wings“ in angemessen dreckigem Ton, gefolgt von „Disposable Teens“. „Personal Jesus“ wurde mit großer Geste angekündigt und bekam reichlich Applaus, im Publikum begann sich die eine oder andere kleine Moshpit zu entwickeln. Das Eurythmics-Cover „Sweet Dreams“ präsentierte MANSON dekorativ und stimmungsvoll auf Stelzen, „The Beautiful People“ bezog er galant aufs Publikum. Tendenziell zeigte sich das Enfant Terrible der Szene vergleichsweise brav, auch wenn der eine oder andere beherzte Tritt oder Schlag gegen das Mikrofon nicht fehlte und zur Zugabe bei „Antichrist Superstar“ dann doch noch die ganz große Pose mit Podest und abgewandelter Nazi-Symbolik zum Einsatz kam – man hat ja schließlich einen Ruf zu verlieren. Nach MANSONs Abgang leerte sich das Areal vor der MAIN STAGE rapide, da im benachbarten Hangar COMBICHRIST aufspielten und das Publikum in Massen dorthin strömte. Da sich beide Gigs überschnitten, war vor der MAIN STAGE zunächst noch relativ viel Platz, als WITHIN TEMPTATION die Bühne betraten und mit „Let Us Burn“  und „Paradise“ loslegten. Zu „Stand My Ground“ hatte sich die Menge dann jedoch wieder vergößert und die Band bekam ihr verdientes Publikum, das auch beim Lana Del Rey-Cover „Summertime Sadness“ eifrig mitklatschte. Sängerin Sharon den Adel warf sich in opulente Roben und überzeugte sowohl bei ruhigen als auch bei rockigen Klängen. Das reguläre Set schloss mit dem Klassiker „Mother Earth“, nach reichlichen  Zugaberufen legte die Band jedoch noch mal mit vier Songs nach und der Abend endete schließlich, getreu dem Motto „Das Beste zum Schluss“, mit dem Hit „Ice Queen“. 

Tag 2: Sonntag http://www.metalinside.de/konzertbericht/mera-luna-sonntag-10082014

 



Mehr Infos:Ignis Fatuu
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