Konzert:

M´era Luna 2013 - Sonntag - Hildesheim, Flugplatz

Konzert vom 11.08.2013Während ein neuer Morgen über dem M´era Luna heraufdämmerte und die Campingplatzbewohner langsam aber sicher aus ihrem festivalinduzierten Koma erwachten, kamen zum Schrecken so manch eines gerade zu sich Gekommenen doch tatsächlich ein paar Regentropfen herunter. Doch es blieb bei einer kurzen meteorologischen Drohgebärde und mit wachsender Geschäftigkeit zwischen den Zelten wurde auch der Himmel wieder freundlicher. Wer direkt wach und fit genug war, das erste Konzert in Angriff zu nehmen, steuerte um 11 Uhr die Main Stage an, auf der SCHWARZER ENGEL den zweiten Festivaltag einläuteten, alle anderen, die es etwas langsamer angehen lassen wollten, verblieben auf dem Campingplatz oder strömten in den Hangar zur Lesung von ASP & KAI MEYER, für die ASP auch am vorangegangenen Abend schon die Werbetrommel gerührt hatten.



Schließlich waren auch die Letzten wieder auf den Beinen und so wurde es auch vor der Main Stage zum Auftritt von COPPELIUS wieder schnell voller. Songs wie „Reichtum“, „Risiko“ und „Habgier“ kamen gut an und bescherten den Herren im Gehrock tosenden Applaus. Danach schlug die Stunde der Vampire, denn es war Zeit für THE 69 EYES. Die Helsinki Vampires eröffneten ihr Set mit „Framed In Blood“ und „Gothic Girl“ und gaben damit die Marschrichtung vor, denn aus dem Hut gezaubert wurden hauptsächlich bereits kampferprobte Goth ´N´ Roll- Klassiker – die einzige Ausnahme stellte „Tonight“ vom aktuellen Album „X“ dar. „Wasting The Dawn“ und der Dauerbrenner „Brandon Lee“ erfreuten das dunkle Szeneherz, bevor das Konzert mit dem rockigen Rausschmeißer „Lost Boys“ endete.



Nach dem Ausflug in die Düsternis, stand als nächstes wieder einer ins Mittelalter auf dem Plan, denn nach THE 69 EYES standen TANZWUT in den Startlöchern. Songs wie „Weiße Nächte“, „Ihr Wolltet Spaß“ und „Wie Phönix Aus Der Asche“ brachten die Menge nach der Umbaupause alsbald auch wieder ordentlich auf Trab und kamen live deutlich rocklastiger daher als in der Studioversion. Der „Rückgratreißer“ samt Galgen und Gerippen sowie das ÄRZTE-Cover „Bitte Bitte“ durften ebenfalls nicht fehlen und obendrein stellten Teufel und seine Mannen noch die aktuelle Single „Das Gerücht“ erstmalig live vor, bevor die ihnen zugebilligte Zeit dann auch schon wieder um war.



Als nächste waren CLAN OF XYMOX auf der Hangar Stage an der Reihe, gefolgt von STAUBKIND auf der Main Stage. Letztere waren ganz gerührt über die positive Resonanz, die ihnen entgegenschlug und gestanden, das M ´era Luna schon mehrfach privat besucht zu haben und es entsprechend unglaublich großartig zu finden, dort nun selbst spielen zu dürfen. Nach Vollendung ihres 45-minütigen Sets, das unter anderem „Rette Mich“, „Nur Ein Tag“ und „Dein Engel Schweigt“ beinhaltete, mischten sich die Bandmitglieder getreu ihren Worten denn auch unter die restlichen Besucher, um sich gemeinsam mit ihnen APOPTYGMA BERZERK anzusehen. Sänger Stephan L. Groth und Co. legten mit “Non-Stop Violence”, “Eclipse” und “Something I Should Know” los, bevor man sich mit “Kathy´s Song“ in fast schon epische Längen aufschwang, die von einem enthusiastischen Publikum eifrig beklatscht wurden. Schließlich handelt es sich bei APOPTYGMA BERZERK um altgediente M ´era Luna-Veteranen, die Band war seitdem das Festival aus der Taufe gehoben wurde häufig mit am Start. Das Set schloss nach „Until The End Of The World“, “Love Never Dies” und „Major Tom” zu reichlich Applaus.



Wer mit dem musikalischen Programm direkt weitermachen wollte, wanderte nun in den Hangar hinüber, um sich KIRLIAN CAMERA anzusehen, viele nutzten jedoch auch den Bühnenumbau auf der Main Stage, um sich eine wohlverdiente Pause zu gönnen, den zahlreichen Essensständen zuzusprechen oder sich auch einfach ungehemmt dem Kaufrausch hinzugeben, zu dem der Festivalmarkt ebenso permanent wie gnadenlos einlud. Findigen Menschen mit Geschäftssinn sei hier dennoch eine Marktlücke genannt, aus der sich – je nach Wetterlage – durchaus Kapital schlagen lassen könnte: Stichwort Sonnencreme bzw. After Sun-Lotion. Es hätten sich sicherlich dankbare, ehemals hell- und nun rothäutige Abnehmer gefunden, zumal nicht jeder über das nötige Kapital zur Anschaffung eines zwar zweifellos szene-gerechten, deswegen aber noch lange nicht unbedingt günstigen Gothic-Sonnenschirm (im Gegensatz zur Sonnencreme auf dem Markt problemlos zu finden) verfügen dürfte.



Um 18:00 Uhr schließlich betraten BLUTENGEL die Bühne und kredenzten ihrem geneigten Publikum tanzbare Klänge wie „Kinder Dieser Stadt“, „Willst Du“, „Lucifer“, „Uns Gehört Die Nacht“ und „You Walk Away“. Derweil war auf dem Campingplatz bereits ein gewisser Zeltschwund zu beobachten, da dort die Ersten schon emsig daran arbeiteten, ihre spätere Abreise vorzubereiten und somit im Idealfall dem Festivalendstau zuvorzukommen, der unweigerlich nach dem letzten Konzert einsetzen und den Parkplatz potenziell in ein Chaos verwandeln würde.



Während auf der Bühne im Hangar ZEROMANCER, die kurzfristig für die krankheitsbedingt ausgefallenen IAMX eingesprungen waren, ihr Programm begannen, sammelte sich vor der Main Stage allmählich die Anhängerschaft von FRONT 242. Als diese dann pünktlich um 19:15 Uhr loslegten, war der Raum vor der Bühne entsprechend auch wieder gut gefüllt, wenngleich es eine überdurchschnittlich große Anzahl der Anwesenden vorzog, sich die Darbietung im Sitzen oder Liegen anzuhören. Zwei Tage der Dauerparty gehen eben doch irgendwann an die Substanz, auch wenn die Belgier auf der Bühne mit dem programmatisch betitelten „Im Rhythmus Bleiben“ nach Kräften dagegenhielten.



Nach dem Auftritt von FRONT 242 ging es langsam aber sicher auf NIGHTWISH, die Headliner des Abends, zu und die Spannung stieg. Manch einer wunderte sich, warum der Bandmerchandising-Stand kein einziges T-Shirt der Band oder auch nur so viel wie ein popeliges Schlüsselband aufwies, während auf der Bühne die Funktionstauglichkeit der Leindwand getestet wurde. Als das Tageslicht allmählich zu schwinden begann, war es schließlich so weit: das Licht ging aus, das Intro „Crimson Tide“ ertönte und die verbliebenen Mitglieder von NIGHTWISH betraten die Bühne gemeinsam mit der derzeitigen Aushilfssängerin Floor Jansen, um direkt das episch-wuchtige „Dark Chest Of Wonders“ anzustimmen, gefolgt von „Wish I Had An Angel“. Bereits nach diesen beiden Songs war klar, dass Floor Jansens offizieller Status als Aushilfe schon fast einer Beleidigung gleichkommt, denn die Niederländerin zeigte sich den Anforderungen nicht nur gewachsen, sondern passte derart perfekt zu sowohl Band als auch Kompositionen als wären ihr jedes einzelne der Lieder auf den Leib geschrieben worden. Es folgte ein bunter, druckvoller Reigen durch den NIGHTWISH-Katalog, der unter anderem „She Is My Sin“, das wunderbar irisch angehauchte „I Want My Tears Back“, den Überhit „Nemo“, „Romanticide“ und „Amaranth“ beinhaltete und von strategisch platzierter Pyrotechnik untermalt wurde. War die Band nach der Trennung von Anette Olzon durch ihren erneuten Sängerinnenverlust auch ins Gerede gekommen, zeigte sie sich mit Floor Jansen am Mikrofon nun in überragender Form, die allen Zweiflern den Wind aus den Segeln nahm. Tuomas Holopainen und seine Mannen demonstrierten große Spielfreude und stellten ihre Sängerin enthusiastisch vor, das Publikum feierte sie wie Helden. Bleibt zu hoffen, dass die Band eine derartige Frontfrau nicht einfach wieder gehen lässt, sobald die derzeitige Tour beendet ist. Und so endete das diesjährige M ´era Luna mit einem mehr als würdigen Auftritt, nachdem sich so manch einer wünschte, das Festival wäre noch nicht zu Ende.


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