Masterplan, Mystic Prophecy, Sebastien, Siren's Cry - München, Backstage

SIREN’S CRY mühten sich dann auch nach Kräften ab, die Stimmung unter den Anwesenden anzuheizen. Am Engagement lag es also mit Sicherheit nicht, dass der Funke nicht so recht übersprang und das Publikum es bei höflichem Applaus beließ. Der Prog-lastige Power Metal der Truppe an sich ist durchaus ansprechend, allerdings waren Gesang und Intonation von Sängerin Katie nicht immer auf den Punkt und durch das ausladende Ziehen der Gesangslinien stellenweise einfach dröge. Im Studio klappte das offenkundig besser. Der Auftritt war kein Reinfall, wurde aber im Anschluss von SEBASTIEN locker getoppt.
Die Tschechen SEBASTIEN boten symphonisch angehauchten und leicht progressiven Power Metal der mittelschnellen Sorte, den sie virtuos und enthusiastisch vortrugen. Größter Vorteil gegenüber SIREN’S CRY war Frontmann George Rain, der stimmlich und charismatisch in der Lage war, die Fans zu packen – so langsam stiegen die Temperaturen im Backstage auf Live-Niveau. Die Mühe der Tschechen lohnte sich, das Münchener Publikum applaudierte lautstark. Die Basis für den Auftritt von MYSTIC PROPHECY war also vorbereitet.
Mit ihrem neuen, starken Album „Killhammer“ im Gepäck legten MYSTIC PROPHECY wie eine Dampfwalze los, packten ihre stärksten Nummern aus gut zwölf Jahren Bandgeschichte neben neue Songs und nutzten mal wieder jeden verfügbaren Zentimeter des Backstage-Clubs. Wo die anderen Bands brav innerhalb der kleinen Bühne blieben, postierten sich Basser Connie und vor allem Gitarrist Markus gerne auch mal neben der Bühne und demonstrierten so ihre Nähe zu den Fans. Musikalisch präsentierten sich MYSTIC PROPHECY auf den Punkt und enorm druckvoll, ohne den nötigen Humor zu vernachlässigen. Wenn Sänger Lia etwa zum Mitsingpart bei „We kill you die“ auffordert und die rechte Hälfte der Fans etwas zu lasch „You die!“ ruft, korrigiert er sie augenzwinkernd mit „Noch mal, das klingt ja wie Hyundai“ – so macht Metal Spaß und sorgt für beste Stimmung.
MASTERPLAN hatten es entsprechend schwer, nach diesem Auftritt ihren Headliner-Slot zu rechtfertigen. Als anfangs noch der Gesang viel zu leise war und Sänger Rick Altzi mit verzweifelten Blicken gen Mischpult um Hilfe bat, sah es tatsächlich nicht so aus, als könnte der Masterplan aufgehen. Doch die Band fing sich, fand sich und schaffte es mit ihren bekannt starken Songs und tightem Zusammenspiel schnell, die Fans einzufangen. Und so setzten MASTERPLAN einen gelungen Kontrapunkt zu MYSTIC PROPHECY: Auf der einen Seite rohe Energie und Vollgas-Metal, auf der anderen Seite intensiven und variantenreichen Power Metal – zwei Seiten eines Musikgenres, die an diesem Abend in München gekonnt präsentiert wurden.