Konzert:
Massacre, Exterminator, Denial Fiend, Ashura - Berlin, K17
by Meisenkaiser

Vielleicht vor den Vorbands? Die Franzosen ASHURA beginnen, vor gezählten fünf Interessierten in der geräumigen Halle des K17. Nicht, dass die beiden Scheiben (2006: "At The Dawn Of Your Deterioration", Aktuell: "Legacy Of Hatred") der biederen Band aus Amiens so richtig mies sind. Aber für eine konkrete Zündung sorgt weder das oft gehörte Euro-US-Death-Gemisch noch die Show. Das Stageacting geht bei den Instrumententrägern gegen Null, Kollege Dave stolpert leicht epileptisch durch die Gegend wie Veggie-Barny mit zuviel Napalm im Haar. Und das obwohl die Kapelle mit Fabien Desgardins (Spitzname: "Fack") einen neuen Gitarristen zur Verstärkung aufs Baguette geholt hat. Letztlich kommen ein paar mehr Leute in die Halle, um sich Songs wie "The Cursed Seal" oder "My Cold Fury" vom neuen Album einzufahren. Begeistert scheint aber lediglich ein Einziger, der direkt vor der Bühne den längsten Luft-Bass der Welt spielt und trotz gehobenen Bruno-Genusses (das ist die tschechische Bier-Hausmarke - süß, aber oho) nicht umfällt.
Der lange Umbau bringt eine kleine Überraschung, denn bereits jetzt treten bereits erstmal Kam Lee und seine Freund in Aktion. Als DENIAL FIEND. Das ist das neue Projekt der Herren mit - Kam Lee vocals (Massacre, Death) Terry Buttler (Massacre, Six Feet Under, Death) am Bass, Sam Williams (Down By Law, Pseudo Heroes) an der Gitarre und Curt Beeson (Nasty Savage)am Schlagzeug. Kam Lee selbst kommt als böses Gerippe (als verkleidet, in echt ist er nicht ganz so schlank) mit schwarzer Eishockeymaske. Und macht einen auf Horror-Punk-Metaller, der über die Bühne schleich-krabbelt, wie das gefühlte Tier am Metallica-Bass. Das ist recht amüsant, weil es so gar nicht zum Death-Metal-Oeuvre einer Legende passen mag. Genau wie das Gehüppe des Nirvana-Verschnitts Williams. Die Songs klingen aber cool, stinken nach Misfits und CoKG. Songs vom Debüt "The Rise" hauen dem Death Metaller jetzt nicht die Hirse aus dem Hirn. Aber sie beweisen immerhin, dass Meister Lee es noch drauf hat ? trotz merkwürdigen, aber irgendwie nicht unsympathischen Auftretens. Groß der Jubel beim wachsenden Publikum, als Herr Lee mit "Legion Of Doom" einen Song vom 84er-Demo "Death By Metal", übrigens aufgenommen von Chuck Schuldiner, Kam Lee (auch an den Drums)und Rick DeLillo, genannt Rozz ...
Nach diesem ersten Höhepunkt entspannte sich der Bogen wieder. Das belgische Urgestein EXTERMINATOR, erklimmt die Bühne, bietet ein toughen Eindruck und macht einen kompetenten Eindruck. Kein Wunder, machen die Kinder des Reinheitsgebotsbrecher doch schon seit 1991 Death Metal. Was ihnen wiederum nicht ermöglichte, dolle Songs zu schreiben. Und so plätschert der keineswegs schlechte, dennoch aber über die Maßen belanglose Death Metal aus Peer vor sich hin, nicht wenige suchen Erfrischung an der Bar. Vielleicht ist es doch kein Wunder, dass die Belgier irgendwie nie so richtig durchgestartet (oder bei einem erfolgreichen Label untergekommen) sind. Im übertragenen Sinne: "Road Crash Rebellion" ist okay. "Slay Your Kind" - nicht unbedingt nötig.
Nach einer überraschend kurzen Umbaupause erklingen die ersten Takte des "From Beyond"-Openers "Dawn Of Eternity" - was zu fluchtartigen Auswüchsen auf den Pissoirs sorgt. Junge Menschen wollen nicht eine Note des unwiederbringlich finalen Berlin-Massakers verpassen, ältere und alte auch nicht. Inzwischen hat sich die Halle gut gefüllt, auch wenn noch Lücken klaffen und vielleicht 200 Leute die Flagge des Todmetalls raisen. Schade, aber die Klamotten sind nur leidlich gewechselt, vor allem unser Lieblingsgrungr hüpft mit seinem Sieben-Sekunden-Hemd herum wie ein Kleinkind in der Hüpfburg des örtlichen Möbelhauses. Dafür aber haben die Herren (Line-Up wie DENIAL FIEND, verstärkt um Gitarrist Steve Swanson (Massacre, Six Feet Under) auf der linken Seite den Coolheits-Faktor gepachtet. Und mittendrin steht Kam, überzeugt durch seine Schreie und beweist, dass Barney Greenway oder Cradles Dani sich das richtige Vorbild ausgesucht haben. "Cryptic Realms", "Biohazard", "Succubus", "From Beyond", "Provoked Accuser" (von der MLP), "Chamber Of Ages" - ein Kracher jagt den nächsten, nix von "Promise". Alles ist wunderbar. Den Corpse grindet Lee mit Fans und Musikern gemeinsam, es folgen Dankesbekundungen und Hände schütteln und viele Gespräche nach dem Gig. So will ein jeder trotz mehr als 20 Euro Eintritt, nur gut einer Stunde Auftritt und namens/gesichtsloser Vorbands glauben, die Amis meinten es ernst. Wenn nicht - auch nicht schlimm ? denn historisch war es allemal. Und trotz einiger, unrunder Passagen auch einfach gut. Die Angst, MASSACRE könnten sich ihren legendären Namen kaputt machen, diese Angst war in jedem Fall unbegründet.
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