Konzert:

Manfred Mann´s Earth Band, Schaffner, Alev - Walldürn, Nibelungenhalle

Konzert vom 19.12.2002Wiedereinmal ist es Veranstalter Oliver Pöschko (opevents) gelungen, ganz entgegen dem ansonsten doch eher recht spärlichen Musikangebot in dieser Region, zumindestens was "richtige" Konzerte mit bekannten Bands betrifft, einen Knaller nach Walldürn zu verpflichten. Unter seiner bewährten Regie fand keine geringere Formation als MANFRED MANN’S EARTH BAND den Weg in den Odenwald und wir von Metal Inside durften diese Veranstaltung natürlich wieder mitpräsentieren.

Die "Siebziger Veteranen" bewiesen in der Nibelungenhalle einmal mehr ihre hervorragenden Livequalitäten, liesen es tatsächlich noch mal so richtig laufen und gaben so ihre ganz eigene, eindrucksvolle musikalische Visitenkarte ab.
Im Vorprogramm waren die Münchner Newcomer von ALEV und die Aschaffenburger Blues-Rock-Band SCHAFFNER zu sehen, dazu gab’s wie immer recht zivile Getränkepreise und eine (grob geschätzt) mit 800 Zuschauern ziemlich beachtliche (wenn auch teilweise schon etwas ältere, klar der gute Manfred zählt ja auch schon über 60 Lenze!) Fanschar - so stand einem gelungenen Abend nichts mehr im Wege.



Um kurz nach Acht begann dann die Münchner Nachwuchsband ALEV und die Instrumentenfraktion legte gleich los wie die Feuerwehr. Die Gruppe hat sich ja nach ihrer sympathischen Sängerin benannt und präsentierte insgesamt gesehen einen gelungenen Mix aus Rock und Metal, der sich zur Orientierung irgendwie ganz grob als die "Cranberries meets Metal" beschreiben läßt (wer sie im Vorprogramm von AXXIS gesehen hat, weiß bereits was gemeint ist!). Manchen der anwesenden älteren Semestern war es zwar zwischendurch als mal ein bisschen zu heftig - aber vor allem die glasklare Wahnsinns-Stimme der 20jährige Frontfrau zollten allen Anwesenden durch entsprechenden Beifall gehörigen Respekt. Auch die anderen Bandmitgliedern unterstützten ihre Sängerin immer wieder tatkräftig mit abwechslungsreichen, wuchtigen Gitarren-, Bass- und Schlagzeugspiel und auch sphärischen Keyboardklänge fehlten nicht. Die Band selbst beschreibt ihre Songs als wild, jung und erfrischend und dies kann man nach diesem Gig durchaus wieder bestätigen. ALEV haben sicher viel musikalisches Potential und werkeln gerade noch an ihrem ersten "richtigen" Longplayer, der irgendwann im kommenden Frühjahr 2003 erscheinenden soll - wir sind schon sehr gespannt darauf. Als einzigster "Kritikpunkt" sei hier noch angemerkt, daß der Band noch ein paar schnellere bzw. fließende Tracks ganz gut tun würden. Alles in allem aber eine überzeugende Vorstellung mit viel Energie und dazu für einen Newcomer absolut professionell vorgetragen. Wer’s noch nicht weiß: ALEV werden Walldürn im April im Vorprogramm von JBO nochmals beehren.



Als die nächste Band waren dann SCHAFFNER aus Aschaffenburg an der Reihe, die noch beim Soundcheck einen ganz guten Eindruck gemacht hatten, da hörte sich das alles an wie Blues mit ein bisschen Alternative Rock. Beim Konzert dann waren die meisten Stücke doch ein wenig arg ruhig (Blues halt!!!), wobei mir das ganze auch ein wenig in die Richtung Westcoast Sound ging, zweifellos ein sehr guter Sänger, der aber viel zu wenig aus sich heraus ging. Nun für uns beide war’s zwar nix aber beim älteren Teil des Publikum kamen SCHAFFNER mit ihren etwas gediegeneren Tönen recht gut an (sie hatten sogar ihre eigenen wild kreischenden Fans mit Transparenten aus Aschaffenburg mitgebracht!). Mir persönlich fehlten bei den Songs teilweise doch die Höhen und Tiefen, es war alles ziemlich gleichförmig. Obwohl der Beginn recht rockig war, im Stile von Rockballaden der Achtziger AOR-Größen - setzten sich im Laufe des Sets doch zusehends die atmosphärischen, bluesigen Töne durch. Wie gesagt, hier hätte zwischendurch mal ein "Donnerschlag", so kurz vor dem Einnicken, doch ganz gut getan. Großes Plus der Band ist, wie schon gesagt, der vorzügliche Vocalist vor allem seine charismatische und abwechslungsreiche Stimme konnten den oft sehr ruhigen Passagen Songs eine ganz eigene Note verleihen und verdiente daher oft ein genaues hinhören, selbst dann wenn die Musik etwas nichtssagend im Hintergrund dümpelte.




Eins gleich mal vorneweg, wer hier gemutmaßt hatte eine der zahllosen und oft zahnlosen Comeback-Acts der Marke "Ne Oldieband macht noch mal den schnellen EURO!" vorzufinden, wie sie zur Zeit leider des öfteren durch die Republik tingeln, der mußte sich hier eines Besseren belehren lassen. Der gebürtige Südafrikaner Manfred Lubowitz alias Manfred Mann lieferte mit seiner MANFRED MANN’S EARTH BAND eine erstklassige Mischung alter Hits mit immer noch oft gespielten und gerne gehörten Classics in coolen, neuen Arrangements ab, welche so manchen Möchtegernrockgrößen der heutigen Zeit, wohl einige Schweißperlen auf die Stirn getrieben hätten. Interessant und was viele sicher nicht wissen, ist die Tatsache, daß die meisten der größeren Erfolge bzw. Titel definitiv nicht selbst von MM selbst geschrieben wurden. Genauso Fact ist aber, daß viele Songs erst in seinen Interpretationen zu richtigen Hits geworden und teilweise wesentlich besser als die Originale (u.a. "For You" & "Spirits In The Night" beide Songs sind von Bruce Springsteen wurde aber leider nicht in Walldürn gespielt!) rüberkommen.

Ein tolles Konzert war es auch dank des virtuosen Spiels des grandioses Gitarristen MICK ROGERS, der mit seinen Mark KNOPFLER ähnlichen Vibes und "Riffs" ein Glanzstück nach dem anderen auf die Saiten zauberte. Den Auftakt des Gigs bildeten nach einem kleinen Intro zunächst "neuere" Stücke wie das großartige "Shelter From The Storm", "Castles", "Martha" sowie der Klassiker "Don’t Kill It Carol”. Bei den folgenden Songs ”Angels At My Gate”, "Father Of Day, Father Of Night" (in einer 7-minütigen Wahnsinnsversion), "Redemption Song”, "You Angel You”, "Demolition Man”, "Blinded By The Light” und dem Gassenhauer "Davy’s On The Road Again” gingen dann bei dem zunächst etwas reservierten Publikum doch noch alle Hände in die Höhe (und nicht mal die Tribüne blieb sitzen). Von den genannten Songs muß vor allem "Father Of Day, Father Of Night" herausgehoben werden. An sich schon ein Klasse-Song in bester Siebziger Artrock-Manier zeigte hier die gesamte EARTH BAND eine tolle Improvisations- und Spielfreude, welche die Zuschauer des öfteren zu spontanen Zwischenapplaus animierte (wenn sie mal aus dem Staunen herauskamen).

Und noch ein weiteres überraschendes Highlight gab es: MANFRED MANN versuchte sich doch tatsächlich an ein Arrangement der beiden Klassiker "Dancing In The Dark" vom "Boss" Bruce Springsteen und dem Animal’s Oldie "House Of The Rising Sun". Die beiden Songs wurden so geschickt miteinander verwoben, dass wenn man die bekannten Refrains nicht genau kennen würde, man es für einen ausufernd (über 10 Minuten Spiellänge) gespielten Superhit halten würde - das war einfach Erste Sahne. Als Abschluss gab es dann natürlich das unvermeidliche "Mighty Quinn" in einer teilweise recht harten extended Version. Noch was zum Meister Himself: An ihm ist die Zeit (optisch gesehen) auch nicht ganz spurlos vorübergegangen - hohe Stirn, schwarz-graue Bartstoppeln und etwas stabiler wie früher, stand er in seiner Keyboardburg (und wenn man sich so umschaute, galt das auch für einen Teil der verzückten Fans). Trotzdem baut er sich wie eh und je etwas entrückt hinter seinen Keyboard bzw. Synthesizertürmen auf, schraubte mit Vorliebe an seinem "Verzerrerschalter" und experimentierte mitten im Set was das Zeug hielt. O.K das ein oder andere Geklimper-Solo hätte er sich ruhig sparen können aber so ist das halt , wenn der Keyboarder der Chefe ist! Dabei strahlte er aber stets eine Ruhe und Gelassenheit aus, welche sich wohl nur durch seine 30-jährigen Bühnenpräsenz erklären läßt. Aber auch der Rest der Band machte ihren Job hervorragend. Sänger & "Mr. Rastaman" Noel McCalla, ist zwar auch etwas fülliger geworden, aber mit seinem voluminösen souligen Organ ist er gar nicht mehr wegzudenken und gibt den Songs der EARTH BAND mittlerweile einen (nämlich seinen) unverkennbaren warmen Sound, wer vermisst da eigentlich noch Chris THOMPSON?!

Gitarrist Mick Rogers spielt auf der einen Seite die ruhigeren Parts und Soli mit einem in Jahrzehnten verfeinerten Gefühl für die zu transportierende Stimmung, auf der anderen Seite scheint es ihm ungeheuren Spaß zu machen, den Gitarrenparts einen harten, zeitgemäßen Sound zu geben. So war es dann auch verdammt schnell zwölf Uhr, die fast zwei 2 Stunden Programm vorüber und es blieb nur eins festzustellen: Zeitlos gute Musik braucht keine große Show oder Effekte und lohnt sich immer ein solches Konzert zu besuchen - gerade im neuen "Gewand", live gespielt, schlägt es jede alte Aufnahme um Längen. (hardy/maio)