Konzert:

Linea 77, Dreadlock Pussy - Hamburg, MarX

Konzert vom 21.10.2003Es gibt die Sorte von Konzert, auf denen ist es so verdammt voll, dass man zum Bierholen eine halbe Stunde braucht, zum pinkeln anstehen muss und laufend einen Ellenbogen im Gesicht hat. Und es gibt die Sorte von Konzerten, wo man beinahe ein Fernglas braucht, um weitere Konzertbesucher in der Weite eines gähnend leeren Saales zu finden. Letzteres wurde bei diesem Konzert nur durch die ohnehin kleine Location vermieden. Ob es an der Absage eines der beiden Headliners lag, weiß ich nicht. Vor einigen wenigen Seelen gingen es dann jedenfalls DREADLOCK PUSSY an, ein wenig gute Laune zu verbreiten.



Und natürlich ist das vor derart magerer Kulisse keine leichte Übung und gelang auch nur in Maßen. Das mag an vielem gelegen haben, sicherlich jedoch nicht an der Performance der Band. Der Sänger der italienischen Nu Metaller trug die Dreads zwar sichtbar nur auf dem Kopf und nicht zwischen den Beinen, sprang aber auf der Bühne umher als stünden Hunderte von der Bühne um ihn bei Laune zu halten. Neben dem Vokalisten zeichnet sich der langhaarige Gitarrist der Band mit theatralischen Gesten für die obligatorischen harten Shouts dieser Musikrichtung hervor. Neben einem ziemlich fähigen Drummer, wäre noch ihr Mann an den Turntables hervorzuheben, dessen simple Scratches während den Songs mich zwar nur in Maßen begeistern konnten, die Aktionen zwischen den Songs aber umso mehr: "If You Find Cheaper Pussy Anywhere... Fuck It!", ein feiner Film, ein feiner Auftritt.



Während END OF APRIL wegen privater Gründe die Tour absagen mussten, rockten die italienischen LINEA 77 wie erwartet unglaublich fett. Mit dem neuen Album "Numb" im Gepäck, dekadent mit zwei Sängern ausgestattet und mit genug Liveerfahrung reisten auch sie aus Italien an. Die zwei boten zwar optisch für die an einer halben Hand abzählbaren anwesenden Damen wenig, stimmlich setzten sie durch ihre zwei unterschiedlichen Gesangsstile noch einen auf die gute Vorband drauf. Auch wenn der eine der beiden schon nach wenigen Songs die Auswirkungen immensen Alkoholgenusses anmerken ließ. Live sind ihre Songs zwar deutlich straighter als auf CD, vorhersehbar werden sie aber auch hier nicht. Und genau das ist im Nu Metal so selten gehört und nur von ganz wenigen mit so viel Power umgesetzt wie von LINEA 77.

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