Konzert:
Life Of Agony, The New Black - Schlachthof, Wiesbaden
by Wolfgang M.

Als Vorband hatte man nur für den Abend im Schlachthof die Bochumer Band THE NEW BLACK engagiert, die äußerst pünktlich, wie es sich für eine deutsche Band gehört, schon um 20:00 Uhr loslegte. THE NEW BLACK waren mir vorher unbekannt. Die Band spielte eine Mischung aus härterem Rock und Heavy Metal, der live druckvoll und überzeugend umgesetzt wurde. Meine Musik ist das nicht ganz, aber Fans des Genres werden sicherlich in THE NEW BLACK einen interessanten Newcomer sehen. Die Band gab sich alle Mühe, den nur ca. 20 Zuschauern vor der Bühne mit 2,50m Absperrung (Wer kam denn auf diese unsinnige Idee?) richtig einzuheizen. Die meisten Konzertbesucher waren zu dem Zeitpunkt jedoch im Biergarten neben dem Schlachthof, so dass sich für die Band die lange Anreise nach Wiesbaden nicht wirklich gelohnt hatte. Trotzdem ließen sich THE NEW BLACK weder die Hitze noch die mangelnden Zuschauer anmerken und zogen ihr Set artig durch. Keiner der Akteure wirkte statisch, ständig war Bewegung auf der Bühne und man merkte der Band an, dass sie die abartige Hitze in der Halle einfach ignorierte. Sänger Markus Hammer bot gesanglich eine gute Leistung und imponierte nicht zuletzt durch einen 30 Sekundenschrei zu Songende.
Unter Applaus der wenigen hitzeresistenten Zuschauer verließen THE NEW BLACK schließlich den Schlachthof und nach einer längeren Umbauphase enterten LIFE OF AGONY mit "River Runs Red" die mittlerweile fast voll gefüllte Halle. Offensichtlich hatten die Männer am Mischpult die lange Umbauphase und den Soundcheck nicht nur zum Einstellen und Abmischen der Instrumente genutzt, denn die ersten Songs waren dermaßen übersteuert und wenig ausbalanciert, dass einem der Spaß vergehen konnte. Erst nach dem vierten Song verbesserte sich das Klangbild und man konnte das Konzert richtig genießen. Ich weiß nicht mehr, wann ich zuletzt LIFE OF AGONY gesehen habe, es müssen jedoch schon viele Jahre her sein. Trotz dieser langen Zeit hat die Band von ihrer Faszination wenig verloren. Keith Caputo trägt nun schulterlange Haare und erscheint im Grunge-Look. So hab ich ihn noch nicht gesehen. Basser Alan Robert hatte sich wieder einmal eine lustige Melone aufgesetzt, so dass lediglich Joe Z., der Gitarrist, optisch nicht besonders auffällig war. Der Schwerpunkt der Setlist lag eindeutig auf dem Megaseller "River Runs Red" aus dem Jahre 1993, der kaum Lückenfüller enthält und einige Livegranaten bietet. Trotz der Hitze fegten Basser Alan Robert und Sänger Keith Caputo ständig über die Bühne. Gitarrist Joey Z. war hier zwar etwas statischer, da er aber als einziger Gitarrist maßgeblich für den Soundteppich verantwortlich ist, sei ihm das verziehen. Die Setliste sah an dem Abend wie folgt aus:
River Runs Red
This Time
Method
Love To Let You Go
Other Side Of The River
Weeds
Lost at 22
I Regret
My Eyes
The Day He Died
Bad Seed
Justified
Respect
Trough And Trough
Underground
In der zweiten Hälfte des Sets stürmten drei Mitglieder der Roadcrew die Bühne und sprühten die Band mit Konfettischlangen ein. Später wurde "a cool guy we picked up in arizona" vom Backstagebereich auf die Bühne geholt, der wohl auch zur Roadcrew gehörte, um an der Gitarre mit der Band eine kleine Deathmetaleinlage zu spielen. Dann wurde ein von Fans auf die Bühne geworfenes Banner präsentiert. Gitarrist Joey Z. bekam schließlich auch noch von Keith Caputo in einer Songpause ein Hefeweizenglas Orangensaft zur Erfrischung spendiert. Obwohl die Band in den meisten nicht gerade lebensbejahenden Songs Verzweiflung und Depression perfekt musikalisch auszudrücken vermag, merkt man ihr an, dass sie sich live auf der Bühne wohlfühlt und für jeden Spaß zu haben ist. Was Keith Caputo, der zum Glück zur Band als Sänger zurückgefunden hat, ausmacht, ist nicht nur sein auch live unfassbar charakteristischer und unverwechselbarer Gesangsstil, sondern auch seine Art, in die Songs eintauchen zu können. Man hat den Eindruck, dass er jeden Song durchlebt und auch wirklich das fühlt, was er singt. Die beiden letzten Songs "Through and Through" und "Underground" sind nochmals richtige Livekiller, die an dem Abend das sowieso schon total durchschwitzte Publikum, das viele Songs mitsingen konnte und dazu von der Band genügend Gelegenheiten bekam, nochmals zum Pogen in der Circle-Pit einluden. LIFE OF AGONY haben in Wiesbaden einen eindrucksvollen Auftritt abgeliefert und können weiter in Deutschland auf eine beachtliche Fanbase zurückgreifen, die auch an heissesten Tagen der Band die Treue hält. Es bleibt zu hoffen, dass sich die Band wieder ins Studio begibt und nicht zum letzten Mal durch Europa tourte.







