Konzert:

Life Of Agony, Breed 77, Fony - Hamburg, Docks

Konzert vom 22.10.2003LIFE OF AGONY betouren das erste Mal wieder nach 1997 Deutschland
(diesen komischen Versuch mit Whitfield Crane mal ausgeklammert). Und
natürlich kommen alle, alle und das Docks ist ausverkauft. Der örtliche
Veranstalter regelt das ganz professionell, und so muss sich zumindest
niemand vorm Eingang drängeln.


FONY aus England haben nur noch nichts davon. Ihr Debütalbum "Circles"
erschien letzte Woche auf der Insel und nächste in Kontinentaleuropa,
aber diesen Satz könnt ihr getrost stante pede wieder vergessen: Zwar
spielen sie großzügig nach der offiziellen Einlasszeit, aber wer zu spät
kommt, hat sich nicht knappe 40 Minuten gelangweilt. Der Fünfer aus
Surrey versucht sich an einer englischen Definition von "Nu Metal" und
erfüllt das eine und andere Klischee - als müssten alle
Nu-Metal-Bassisten Dreads haben. Viele Riffs habe ich wo anders schon
mal origineller gehört, und schade auch, dass die Gitarristen beim
"Tom-Morello-alike-lustige-Geräusche-machen" mehr gegen als miteinander
spielen, die Einsätze beim Backgroundgesang saßen nicht... Immerhin der
Schlagzeuger konnte positiv auffallen, hielt den wilden Haufen zusammen
und machte einen auf Show-Drummer. Anzunehmen, dass die Plattenfirma die
Jungs mitgeschickt hat, um sich die Hörner abzustoßen.


BREED 77 mussten danach nicht mehr viel tun, um positiv aufzufallen,
aber diese Chance haben sie genutzt. Zunächst einmal ist die Band aus
Gibraltar wie eine Einheit auf die Bühne gekommen, die mit weißem
Pentagramm, Halbmond, Davidsstern und Kreuz auf schwarzem Hintergrund
dekoriert war, und nicht wild durcheinander gestolpert. Im ersten Moment
erinnerte der Auftritt mit Tribal-Getrommel eher an Soulfly, aber BREED
77 integrieren eher Flamenco-, Mariachi- und orientalische Rhythmen in
ihren Crossover-Mix. Vor allem aber kann deren Sänger nicht nur shouten
(und auch das kann er ganz formidabel), sondern singen. Dabei erinnert
er mich ein bisschen an Sully Erna von Godsmack - ist aber
wahrscheinlich sogar besser. Und vor allem noch sportlicher, auf der
Bühne hält er für heute den Hochsprungrekord. Das Publikum mochte es ihm
erst nicht nachtun, aber gegen Ende gingen die gewinnenden Hooks und
Rhythmen auch denen ins Blut, die ihre Kräfte eigentlich für LIFE OF
AGONY aufsparen wollten. Ich bin zwar nicht gesprungen, werde aber
gleich morgen mir das Album kaufen gehen. Olé!


Inzwischen war der Saal so voll, dass das Bierholen ein mittelschweres
Spießrutenlaufen darstellte. Ein bisschen nervte das Anfeuern der
Roadies während der Umbaupause, hier war vorher klar auf wen ca. 1300
Paar Ohren warteten: LIFE OF AGONY. Die kamen zum
Anrufbeantworter-Gekreische von "Monday" auf die Bühne, und ließen
"River Runs Red" gleich in "This Time" übergehen. Und wirklich alles,
was nicht unbedingt gebraucht wurde ging jetzt im Takt in die Luft -
Pullis, leere Bierbecher und der Kumpel neben einem. Nicht nur das
Gehüpfe, auch die Songauswahl war ziemlich oldschool: "Method Of Groove"
ist ganz Hardcore mit dicken Eiern und geschwollenen Halsschlagadern, da
beisst die Maus keinen Faden ab. Endlich ahmte das Publikum den Sänger
der Vorband nach - im Publikum ist heute abend mit Sicherheit die eine
oder andere persönliche Bestleistung im Hochsprung gefallen. Apropos
fallen - gleich als nächstes (und später noch mal wiederholt) die Ansage
von Keith, man möge doch bitte auch mal neben und unter sich und auf das
Mädchen vor sich gucken und alle aufheben, die gefallen sind. Keith tat
das so charmant, dass es spontanen Szenenapplaus gab - die Message kam
an, Spaß muss sein, aber keine Verletzten. Joey und Keith kabbelten sich
gegenseitig auf der Bühne wie Kinder, nassforsche Herren im Publikum,
die zu laut stänkerten, weil als nächstes nicht ihr Lieblingssong kam,
bekamen mit dem Stinkefinger ihre Aufmerksamkeit, Moshpit-Asos kühlte
der Sangesknirps persönlich mit Wasser das Mütchen. Das war auch
notwendig, denn musikalisch gab es kaum ein Verschnaufen, bis "How It
Would Be" war Bewegung angesagt. Und Keith Caputo sang. Ließ sich die
Mega-Erkältung in nichts anmerken und sang sogar besser als auf dem
aufgezeichneten Konzert aus New York. LIFE OF AGONY scheinen ihren
Homerun wirklich zu genießen, aber auch noch nicht richtig zu fassen.
Joey freute sich ein Loch in die Gitarre: "Did we mention that we´re
fuckin´ back?! And that we´re here to stay!". Die Docks-Chöre sang die
Eingangszeilen zu "Underground". Und wenn der Soundmann die vier
spielfreudigen New Yorker nicht mit einer entschiedenen Handbewegung auf
ihre Setlist hingewiesen hätte, hätten Joey, Keith und Alan
wahrscheinlich auch noch mehr und anderes gespielt - zum Beispiel das
"neue Lied, das Sal noch nicht kann", vielleicht auch "Let´s pretend"...
Warten wir auf die Sommerfestivals!



Setlist LIFE OF AGONY:

River Runs Red

This Time

Method Of Groove

I Regret

Weeds

Seasons

Other Side

How It Would Be

My Eyes

No Hope

Lost At 32

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Zugabe:

Plexi (instr.)

Through & Through

(neuer Song, angestimmt)

Bad Seed

Underground

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