Konzert:

Keep It True 2017 - Freitag

Konzert vom 15.05.2017

Unglaublich, wie die Zeit vergeht: 2003 fuhr ich zum ersten Mal ins beschauliche Lauda-Königshofen, um mir von Bands wie OMEN, BROCAS HELM oder KILLERS ordentlich die Ohren durchpusten zu lassen. Ich habe mir damals ehrlicherweise nicht vorstellen können, dass ich 14 Jahre später bereits zum 20sten Mal die heilige Halle zu Lauda-Königshofen betreten würde. Und doch ist es so. 14 Jahre, 20 Ausgaben und ein Ende ist glücklicherweise nicht in Sicht.

Für das Jubiläum wurde nicht gegeizt und so gaben sich einmal mehr hungrige Newcomer wie SATAN’S HALLOW oder VISIGOTH, übersehene 2te Reihe Perlen wie ATROPHY und LEATHER sowie absolute Klassiker wie OMEN, MANILLA ROAD oder FIFTH ANGEL die Klinke in die Hand. Garniert wurde das Ganze von Reunions wie DEMOLITION HAMMER und vor allem CIRITH UNGOL.

Aber der Reihe nach:

 

Los ging’s mit SATAN’S HALLOW. Frontfrau Mandy Martillo wirkt zwar ein wenig wie die nette Kindergärtnerin von nebenan, das tat der energiereichen Performance aber keinen Abbruch. SATAN’S HALLOW boten energischen und Up-Tempo lastigen US-Metal, welcher immer mal wieder Erinnerungen an alte HELLION oder auch rauere MALTEZE aufkommen ließ. Naturgemäß haperte es noch etwas an Charisma und Ausstrahlung, aber das liegt bei einer Band, die gerade erst ihr Debutalbum (genau am KIT Wochenende) veröffentlicht hat, in der Natur der Sache. Alles in allem eine runde Sache und ein gelungener Auftakt.

 

Zu WYTCH HAZEL musste die Plattenbörse einer intensiven Inspektion unterzogen werden. Nur so viel: Ich kann mich an wenig Genaues erinnern…aber zu MAJESTY war der Geldbeutel bedeutend leerer und der Kofferraum bedeutend voller. Wie auch immer das wieder passiert ist.

 

Die Band um KIT Mit-Veranstalter Tarek spaltet das KIT Publikum seit jeher. Den einen sind die Mitsinghymnen MAJESTY’s zu platt und zu albern und die anderen feiern jeden Ton frenetisch ab. Ich kann beide Seiten verstehen, aber auch die Nörgelfraktion musste einsehen, dass es MAJESTY verstanden das Publikum sofort zu unterhalten. Eingängige Hymnen wie „Metal Law“ oder „Thunder Rider“ wurden aus hunderten Kehlen begeistert mitgesungen. Und wenn man ganz ehrlich ist: Hätten MEDIEVAL STEEL ihre Jahrhunderthymne 2017 mit einem moderneren Sound aufgenommen, dann wäre das musikalisch gar nicht weit von dem vermeintlichen „Reißbrett Metal“ MAJESTYs entfernt.

Als besonderes Schmankerl wurde „Fight For Honour“, ein alter SHADOWS OF IGA Song mit dem anderen KIT Veranstalter Oliver am Gesang performt. Anfänglich noch etwas wackelig fand sich Oli im weiteren Verlauf gut in den überlangen Song hinein, dessen Ähnlichkeit zu HELSTAR sicherlich kein Zufall war.

Den Sack zu machten MAJESTY mit einem Medley bestehend aus „Keep It True“ und „Metal To The Metalheads“. Ein souveräner Auftritt mit vielen Mitsingparts und ACCEPT / MANOWAR Gedächtnisposing vom Feinsten.

 

Nun wurde es Zeit für die erste Prügel-Reunion des Tages: ATROPHY aus dem FLOTSAM & JETSAM State Arizona wollen es auch nochmal wissen. Ihre beiden Alben „Socialized Hate“ (1988) und „Violent By Nature“ (1990) gelten gemeinhin als leider im Staub der Geschichte etwas untergegangene Kleinode der Speed / Thrash Historie, welche eine Wiederentdeckung durch jüngere Generationen an Nachwuchs-Thrashern durchaus verdient hätten. Optisch zwar gealtert wussten ATROPHY musikalisch sofort zu überzeugen. Der alte Biss war noch vorhanden und Abrissbirnen wie „Socialized Hate“ oder „Preacher, Preacher“ taten ihr Übriges, um die Menge sofort auf ihre Seite zu ziehen. Das abschließende „Beer Bong“ ließ dann auch noch den Partylevel nach oben schnellen. Coole Show, von in Würde gealterten Speed-Opis.

 

Ich hatte das Glück Q5 schon mehrere Male live begutachten zu dürfen und wurde noch nie enttäuscht und auch am heutigen Nachmittag überzeugte der Seattle 5er auf ganzer Linie. Die Setlist war von Veranstalter Oli zusammengestellt worden und hinterließ keine offenen Wünsche. Auch wenn Q5 mit dem neuen „One Night In Hellas“ begannen, so lag das Hauptaugenmerk doch auf dem 84er Meisterwerk „Steel The Light“, was sicherlich kein Fehler war. Jonathan K. und seine Mannen legten einen energiereichen und höchst motivierten Auftritt hin, der keinen Anlass zur Klage bot und mit der NIGHTSHADE Nummer „Dead Of Night“ sowie „Lonely Lady“, „Missing In Action“ und natürlich „Steel The Light“ einige Highlights aufweisen konnte. Immer wieder gerne.

 Ach ja: Dass Bassist Evan vor dem Auftritt mit einem eventuellen Eintritt in die Rente kokettierte, kann nach der Show als schlechter Witz gewertet werden.

 

Dass MEDIEVAL STEEL gerne als „Ein-Song-Band“ wahrgenommen werden, „verdanken“ sie ihrer Megahymne gleichen Namens. Dass man ihnen damit aber nicht gerecht wird, haben sie spätestens 2014 mit dem bockstarken Comeback-Album „Dark Castle“ bewiesen. Und auch heute ließen sich MEDIEVAL STEEL nicht auf diesen einen Song reduzieren. Denn auch alte Semiclassics wie „Battle Beyond The Stars“ oder „To Kill A King“ und neuere Nummern wie „The Killing Fields“ oder „The Man Who Saw Tomorrow“ sind einfach arschcoole US-Metal Pretiosen, die zum KIT passen wie der Arsch auf den Eimer. Und als zum Schluss dann doch noch der EINE Song kam, stand die Halle sowieso Kopf. Was soll ich sagen? Nächster geiler Auftritt auf dem KIT XX.

 

Wer schon einmal einen meiner KIT Berichte gelesen hat, wird sich vorstellen können, was jetzt kommt: Richtig…kein OMEN (da im Gegensatz zu vielen anderen Bands des Wochenendes schon recht häufig gesehen), sondern ein schmackhafter Zwiebelrostbraten in der Rose.

 

Aber pünktlich zu den New Yorker Thrashern DEMOLITION HAMMER stand ich wieder in der Halle und ließ mir die Frise auf links drehen. Es war schier unglaublich mit welcher Aggressivität James „Ten FUCKS per Minute are not enough“ Reilly und seine Mannen auch heute noch am Weg sind. DEMOLITION HAMMER gehören mit Sicherheit zu den brutalsten Bands, die je auf dem KIT gespielt haben, und könnten auch heute noch problemlos auf jedem Extrem-Metalfestival bestehen. „Neanderthal“, „Carnivorous Obsession“ oder „Hydrophobia“ waren der totale Abriss. Als zu guter Letzt auch noch der „Hit“ „.44 Caliber Brain Surgery“ ins weite Rund „gehämmert“ wurde, blieb kein Stein mehr auf dem anderen. Das war eine echte Machtdemonstration und eine mehr als überfällige Reunion.

   

MANILLA ROAD boten wieder einmal eine Special Show. Dieses Mal spielte Ur-Drummer Randy Foxe den ersten Teil des Sets, welcher eher selten gespielte Nummern wie „Weavers Of The Web“, „Dragon Star“ oder „Into Courts Of Chaos“ beinhaltete. Im zweiten Teil klemmte sich dann der etatmäßige Schlagwerker Neudi hinters Kit und MANILLA ROAD packten ihre Hits aus: „Flaming Metal Systems“, „The Riddle Master“, „Necropolis“, „Open The Gates“ und „Masque Of The Red Death“. Sonst war eigentlich alles wie immer: Mark Shelton gibt den schrulligen Kauz-Opa und der Hellroadie singt fantastisch ohne sich in den Vordergrund drängen zu müssen. Ach ja, mit Phil Ross gibt es einen neuen Bassisten, welcher sich gut ins Gesamtbild eingefügt hat. MANILLA ROAD waren ein souveräner Headliner.

 

Für die Fotos sorgte Wolfgang Kühnle

Full Friday Gallery: http://www.fotowolle.de/gallery/2017-2/keep-it-true-festival-freitag-28-04-17/



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