Konzert:

Keep It True 2013 - Samstag

Konzert vom 20.05.2013Samstag:



Der zweite Tag wurde von den Belgiern EVIL INVADERS lautstark eingeläutet. EVIL INVADERS zelebrieren ihren Speed Metal geradezu. Hier stimmt alles. Sowohl Songs als auch Bühnenpräsenz und Stageacting. Ganz stark. EVIL INVADERS schaffen es das Räudige von EXCITER (welchen sie auch mit einem „Violence & Force“ Cover huldigten) mit dem Anspruch von Techno-Thrashern der Marke REALM und frühen TOXIK zu verbinden. Im momentanen Retroboom genießen EVIL INVADERS eine echte Ausnahmeposition und wirken extrem eigenständig. Auf der Bühne wurde gepost, rochiert und gerockt, dass es allein optisch eine wahre Wonne war. Wenn EVIL INVADERS so weitermachen, dann wird das noch richtig spannend, und etablierte Bands können sich warm anziehen. Selten eine Band gesehen, welche mit nur einer E.P. im Rücken dermaßen professionell agiert.




Setlist


Speed Invasion


Driving Fast

Tortured By The Beast

Alcoholic Maniac

Violence & Force (EXCITER-Cover)

Siren

Stairway To Insanity

Victim Of Sacrifice

Evil Invaders


























Mit ATTIC gab sich eine Band die Ehre, welche im Underground abgefeiert wird wie kaum eine Zweite. Einerseits zu recht, denn ihr Debutalbum „The Invocation“ ist ein saustarkes Werk, welches subjektiv zu begeistern weiß. Objektiv muss man jedoch auch sagen, dass die „Inspirationsgeber“ MERCYFUL FATE & KING DIAMOND sehr omnipräsent sind. Für die ganz schmerzfreien gab es mit „Black Funeral“ auch noch ein MERCYFUL FATE Cover. Dagegen sind PORTRAIT ein Muster an Eigenständigkeit. Trotzdem ist es natürlich gut gemacht, was die Herren auf die Bühne zaubern. Stilecht mit Schminke und großen Kandelabern auf der Bühne, hielten ATTIC eine unterhaltsame Messe für den Gehörnten ab. Auch bei Tageslicht verfehlten die treibenden Hymnen ihre Wirkung nicht, und da das Gros der KIT Besucher in der Regel kein Problem mit Falsettgesang hat, durften ATTIC den Auftritt als Erfolg verbuchen.




Setlist



Funeral In The Woods

Join The Coven

Satan's Bride

Edlyn

The Invocation

Evil Inheritance

The Headless Horseman

Black Funeral (MERCYFUL FATE-Cover)





















TORANAGA stellten dann wieder einmal unter Beweis, warum -wenn man von Thrash Metal spricht- selten von Bands aus Großbritannien die Rede ist. (Ausnahmen -ONSLAUGHT, SABBAT, alte XENTRIX- bestätigen die Regel). TORANAGA stehen für Früh 90er Midtempo Thrash, welcher eben stark nach einer Zeit klingt, in der die meisten Thrash Bands das Tempo rausnahmen und versuchten „erwachsener“ zu klingen ( METALLICA sei „Dank“). Wie wir heute wissen, waren diese Alben selten die Highlights in den Diskographien dieser Bands. Und so rauschten auch TORANAGA mit ihrem Riffgeschiebe ziemlich an mir vorbei. Vielleicht tue ich der Band unrecht, aber meins war es nicht. Auch kann ich mich an keinen Song wirklich erinnern.


Setlist

Hammer To The Skull

Psychotic

Dealers In Death

Sword Of Damocles

Ultimate Act Of Betrayal (New Song)

Sentenced

The Shrine



































King Fowley und seine OCTOBER 31 sind schon ne Marke. Optisch ein Traum und auch musikalisch nicht gerade anbiedernd. Ihr kauziger und unkommerzieller Heavy Metal passt perfekt auf ein Festival wie das KIT. Allerdings wirklich nur hier hin...Auch wenn OCTOBER 31 das Metal-Heart am rechten Fleck und auch ein paar coole Songs am Start haben, so ganz zur Klassiker-Formation reicht es nicht. Weil ihnen das aber scheißegal sein dürfte und sie sich einfach als musikmachende Fans präsentieren, machte es Spaß ihnen zuzuschauen. OCTOBER 31 boten einen guten Querschnitt aus ihren Alben, wo eine Hymne wie „Meet Thy Maker“ noch einmal richtig herausstach. Keine Enttäuschung, aber auch keine Magie.




Setlist


Visions Of The End

The Warlock

The Chosen One

Commit To Sin

Salem's Curse

Meet Thy Maker

Rivet Rat

Powerhouse

A Million Goodbyes

Power And The Glory (SAXON-Cover)





























Die bei OCTOBER 31 fehlende Magie gab es dafür bei JACK STARR'S BURNING STARR. Mit „Go Down Fighting“ wurde der metallene Reigen eröffnet und bot den Auftakt zu einem gelungenen (wenn auch leider zu kurzem) Querschnitt durch die Historie des ehemaligen VIRGIN STEELE Gitarristen. Es kamen Songs von fast allen Alben (bis auf das Debut „Rock The American Way“) zum Zuge. Außerdem noch zwei Nummern vom unterbewerteten „GUARDIANS OF THE FLAME“ Album. Neben dem Guitar-Virtuoso stach vor allem Sänger Todd Michael Hall hervor. Was nun weniger an seiner neuen Kurzhaarfrisi lag, sondern vielmehr an seinen brilliant vorgetragenen Powervocals. Mit Abstand der beste Sänger des Festivals. BURNING STARR waren auf den Punkt perfekt eingespielt und wussten das Publikum mitzureissen und zu begeistern. So und nicht anders wird klassischer, melodischer US Power Metal gespielt. Virtuos und doch catchy. Von Breitwandepen, wie man sie sich von MANOWAR wünscht („Day Of The Reaper) über giftige Up-Tempo Kracher („No Turning Back“) zu klassischen Speed Hymnen („Evil Never Sleeps“) war alles, was man sich wünschen konnte, dabei. Für mich zusammen mit LIEGE LORD die Gewinner des Wochenendes.





Setlist


Go Down Fighting

The Flame That Never Dies (GUARDIANS OF THE FLAME Song)

Blaze Of Glory

Guitar Solo

Land Of the Dead

Day Of The Reaper

No Turning Back!

Sands Of Time

Conspiratos Sanctos (GUARDIANS OF THE FLAME Song)

Burning Starr

Evil Never Sleeps





















Als nächstes waren STEEL PROPHET an der Reihe. Waren die Herren um Sänger Rick Mythiasin und Gitarrist Steve Kachinsky in den 90ern viel und gern gesehene Gäste auf deutschen Bühnen, so haben sie sich in der letzten Dekade doch ziemlich rar gemacht. Da Herr Mythiasin den heutigen Gig im Rollstuhl absolvieren musste, war er naturgemäß in seiner Agilität eingeschränkt, doch man merkte ihm ständig an, dass er am liebsten explodieren wollte. Immer wieder versuchte er aufzustehen. Seine Mitmusiker drehten indes vollends am Rad. Sowohl Steve als auch Basser Vince sprangen herum wie Gummibälle auf Steroiden. Dadurch driftete die musikalische Darbietung mitunter ins Chaotische, und manchmal wussten die Herren Musiker vor lauter Begeisterung nicht mehr wo und in welchem Song sie sich gerade befanden. Dem Spaß tat dies allerdings keinen Abbruch. Im Gegenteil: STEEL PROPHET waren ein echtes Naturereignis. Darüber hinaus offerierte und der L.A. Fünfer solche Perlen wie „Death“, „When Six Was Nine“ oder den Ultrakracher „Strange Encounter“. Eine überraschend gute Version von QUEEN's „Bohemian Rhapsody“ machte den Auftritt perfekt. Welcome Back Guys...you have been missed.




Setlist


The Ides Of March


Montag

Sleep Of Despair

When Six Was Nine

One Way Out

Trickery Of The Scourge

Penance Of Guilt

Earth And Sky

Death

Bohemian Rhapsody (QUEEN-Cover)

Strange Encounter
























Der Co-Headliner ANGEL WITCH entpuppte sich als höchst professionelle und gut eingespielte Einheit. Man merkte den Mannen um Kevin Heybourne ihre Routine durch die aktuellen Tourneen sofort an. Wo bei STEEL PROPHET mitunter enthusiastisches Chaos wütete, war bei ANGEL WITCH alles an seinem Platz. Sowohl die Musiker als auch die Noten, welche sie ihren Instrumenten entlockten. Ist wohl eine Geschmacksfrage, was mehr begeistert. ANGEL WITCH konzentrierten sich hauptsächlich auf ihr 1980er Debut und einen Farbtupfer aus ihrem aktuellen Werk, welches musikalisch an die alten Zeiten anknüpft. Aus Kevin's Speed Metallischen Bay Area Tagen gab es nix. Dürfte die meisten Anwesenden aber auch nicht gestört haben. Das abschließende „Angel Witch“ einte die Halle in ähnlichem Maße wie das Tags zuvor bei „Medieval Steel“ der Fall gewesen war. Guter Auftritt der NWoBHM Legende.




Setlist


Atlantis

Confused

Dead Sea Scrolls

White Witch

Sorcerers

Gorgon

Guillotine

Free Man

Dr. Phibes

Angel Of Death

Baphomet

Angel Witch
























WARLORD sind ein metallenes Phänomen. Obwohl ihre epischen und melancholischen Kompositionen sehr verträumt sind und mitunter hart am Kitsch kratzen, genießen WARLORD im Metal Untergrund einen exzellenten Ruf. Was damit zusammen hängen mag, dass WARLORD absolut eigenständig klingen und dass in uns Metallern doch ein sensibles Herz schlägt. Auch ich kann und will mich der Magie WARLORD's nicht entziehen und vergöttere die Frühwerke. Auch das Album mit HAMMERFALL Fronter Joacim Cans empfinde ich als gelungen, und trotzdem wurde der Auftritt WARLORD's nur zum Teil zum erhofften Triumphmarsch. Einerseits lag es am teils furchtbaren Sound (es ist eine lange Tradition bei KIT-Headlinern, dass deren Soundmenschen denken, sie wissen es besser und nicht auf die Profis vor Ort hören...siehe VIRGIN STEELE etc..). Die Quittung gibt es jedesmal. Ebenso wenig glücklich war die Entscheidung nahezu ALLE Klassiker zu Beginn des Sets zu verbraten und dann einen Block von 4 gänzlich neuen Stücken und noch zwei Songs vom Cans' Album zu bringen. Dann war natürlich irgendwann die Luft raus. Das hätte man geschickter machen können. Was zumindest auch bei mir für Verwirrung sorgte war die Tatsache, dass man mit Giles Lavery einen anderen Sänger präsentierte als auf dem neuen Album. Richard M. Anderson war doch auch schon unter dem Pseudonym Damien King III in den 80ern bei WARLORD aktiv und hat mit den Italienern MARTIRIA Alben aufgenommen, die den alten WARLORD Sachen zumindest stilistisch recht nahe kommen. Lavery machte seine Sache zwar OK, aber -und nun lege ich mich wahrscheinlich mit dem halben Metaluntergund an- Joacim Cans machte seine Sache besser. Und ja: Ich habe WARLORD mit Cans zweimal live gesehen, beziehe mich hier also nicht auf das Album. Cans hatte sowohl gesanglich als auch mit der emotionalen Performance eines echten Fans die Nase vorn. Trotz dieser nicht optimalen Bedingungen gelang es WARLORD bei Songs wie „Lost And Lonely Days“, „Deliver Us From Evil“ oder „Soliloquy“ Traumwelten zu erschaffen und Gänsehaut zu erzeugen. Dieses Review klingt negativer als es gemeint ist...die Erwartungen waren nur immens. Und so wurde es „nur“ eine richtig geile Show. WARLORD sind nach wie vor eine Klasse für sich und mit keiner anderen Band zu vegleichen. Hoffen wir dass der Elan des neuen Albums dazu genutzt wird weitere Shows zu spielen und dass nicht wieder 10 Jahre sang- und klanglos vergehen.





Setlist


Deliver Us From Evil

Winter Tears

Child Of The Damned

Penny For A Poor Man

Black Mass

Mrs. Victoria

Lost And Lonely Days

Aliens

Soliloquy

City Walls Of Troy

Kill Zone

Father

Glory

War In Heaven

Winds Of Thor


Zugabe:

Beginning / Lucifer's Hammer

Achilles Revenge





Keep It True 2013 bot viel Qualität und emotionale Momente, welche man so auf keinem anderen Event der Welt erleben kann. Bandauswahl und Stimmung waren exquisit und für jeden, der nur ansatzweise etwas mit traditionellem Metal anfangen kann, war mit Sicherheit etwas dabei. Und es hört nicht auf: Für nächstes Jahr stehen u.A. JAG PANZER (mit Original-Gitarrist Joey Tafolla), LETHAL, HEXX und FLOTSAM & JETSAM (mit special Oldschool Show) in den Startlöchern. Wir sehen uns.




KIT Poster