Konzert:

KALAPÁCS, OMEN - Budapest, Barba Negra Track

Konzert vom 02.07.2021

Man erinnere sich: Konzerte. Da war doch mal was. Menschen feiern ausgelassen sich, die Musik im Allgemeinen und die Künstler auf der Bühne im Speziellen. Das alles mutet dank eines Virus, der uns seit über 1,5 Jahren fest im Griff hat, mittlerweile schon fast surreal an.

Als ich mitbekam, dass die beiden ungarischen Legenden OMEN und KALAPÁCS in ihrer Heimatstadt Budapest ein Doppeljubiläums-Konzert geben wollen (OMEN sind 30 Jahre am Start und KALAPÁCS 20) war der Frust erst einmal groß, denn es sah lange Zeit nicht so aus, als ob es aufgrund von Verordnungen, Vorgaben etc. möglich sei, nach Budapest zu reisen. Besonders als klar wurde, dass man zwar nach Ungarn fahren, nicht aber zu touristischen Zwecken fliegen darf, und das Ganze nicht gerade um die Ecke liegt. Aber der Hunger nach livehaftigem Stahl war größer als alles andere, und so schwang sich der Metal Inside-Abgesandte hinters Steuer und tuckerte die 1000 km (mit Übernachtung in Wien) in die Stadt an der Donau. Ohne die großartige Hilfe vor Ort wäre das nie und nimmer möglich gewesen. Dank hierfür gebührt Anna und Judit.

Die mitten in Budapest gelegene Open-Air-Location Barba Negra Track kannte ich schon von den OSSIAN-Shows, und damals wie heute war es beeindruckend, mit welch gutem Sound alle Bands ausgestattet waren. Das bekommen andere in einer Halle nicht gebacken.

OMEN machten mit dem alten Gassenhauer „Könnyű Szívvel“ gleich mächtig Dampf, und besonders Urgestein László Nagyfi sah man den Spaß an der Sache mehr als deutlich an. Mittlerweile zwar in Würde ergraut, aber noch genauso motiviert wie einst im Mai. Aber auch der neue Sänger Péter Molnár hat sich gut ins Bandgefüge integriert und wird entsprechend wohlwollend begrüßt. Seine angeraute, kraftvolle Stimme passt gut zum rustikalen Old School-Metal OMENs. Ein weiteres Highlight kam bald mit der Hymne „Vámpírváros“. Da begann der Nacken schon merklich zu zucken, und ich wurde gewahr, wie sehr ich das alles vermisst habe. Die erste richtige Überraschung kam in Form von Árpád Koroknai, welcher zwischen 2009 und 2019 als Frontmann bei OMEN tätig war. Gemeinsam mit seinen alten Kollegen schmetterte er „Villámokkal Jönnöd“. Die Interaktionen auf der Bühne machten deutlich, dass es ganz offensichtlich keine Trennung im Streit gewesen war. Noch kultiger wurde es aber im Anschluss, als bei „Fagyott Világ“ auch noch Ur-Sänger József Kalapács mit auf die Bühne kam. Selbiger Song wurde dann unter lautem Beifall von alle drei Sängern zum Besten gegeben. Gänsehaut pur. Den Rest der Show bestritt Péter Molnár souverän im Alleingang. Mit „Hajsza A Tűzzel“ verabschiedeten sich OMEN und machten Platz für die Hauptattraktion des Abends.

József Kalapács hat nicht nur in Ungarn Metal-Geschichte geschrieben. Neben diversen kleineren Projekten kennt man ihn vor allem als ersten Sänger von POKOLGÉP und OMEN. Aber auch mit seiner Soloformation KALAPÁCS ist er seit nunmehr 20 Jahren sehr erfolgreich unterwegs. Mit dem speedigen „Nem Az A Harc“ gelingt dem Veteranen ein Einstand nach Maß. Die knapp 1000 Zuschauer sind sofort auf der Seite ihres Helden und singen lautstark jede Zeile mit. Das macht schon richtig Laune. Als an fünfter Stelle die erste POKOLGÉP-Nummer „Pokoli Színjáték“ im Set ertönt, wird klar, dass hier heute aber auch gar nichts anbrennen wird. KALAPÁCS profitieren augenscheinlich davon, dass man seit 2000 ohne Besetzungswechsel ausgekommen ist, denn das Zusammenspiel der Akteure ist traumhaft, und alle Beteiligten strotzen nur so vor Selbstbewusstsein. Als dann langsam die Sonne hinter dem Horizont verschwindet, kann auch endlich die Lightshow ihr volles Potential entfalten. Die Ballade „Angyal“ sorgt für viel Emotionen, während Uraltkracher wie „A Jel“ das Letzte vom Publikum fordern. Aber auch eine neue Nummer wie „Úgy ítélj“ fügt sich perfekt in das Jubiläums-Set ein. Zwischendrin wurde noch kräftig gratuliert, sowohl zum Band-Geburtstag als auch zum wohl sehr erfolgreichen neuen Album „Világvégre“. Der Abschluss wird mit „Itélet Helyett“ dann noch einmal besinnlich, ruhig und dennoch kraftvoll.

Als der letzte Ton verklungen war, sah man überall nur glückliche Gesichter. Und man wurde sich bewusst, welch ein Privileg es war, heute dieser Show beiwohnen zu können.

Ich hoffe inständig, dass die Welt zumindest ein kleines bisschen wieder wird, wie sie einmal war. Mit Kunst, Kultur und ausgelassener Geselligkeit. Bis es soweit ist, werde ich von diesem Abend zehren. Auf bald, Budapest!



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Omen (HU)