Konzert:

JUDAS PRIEST, THE DEAD DAISIES - Bamberg, Brose Arena

Konzert vom 02.08.2022

JUDAS PRIEST waren für mich immer der Inbegriff des Heavy Metal und haben dieses Genre geprägt wie kaum eine andere Band. Leider sind die Touren der vergangen Jahre an mir vorübergezogen, ohne meine Würdigung zu erfahren, und das fünfzigjährige Jubiläum fiel 2021 Corona zum Opfer, deshalb standen die Metal Gods ganz oben auf meiner Bucketlist. Ich entschied mich für den Gig in Bamberg, weil ich hoffte, dort endlich auch Glenn Hughes, einen der begnadetsten Rocksänger, zu Gesicht zu bekommen, der mit THE DEAD DAISIES den Support übernahm. Zu meinem großen Bedauern kam mir erneut Corona dazwischen, da der Barde daran erkrankte und diesen Auftritt absagen musste. Die DAISIES ließen es sich aber nicht nehmen und traten mit Bassist Yogi Lonich (BUCKCHERRY) und Dino Jelusick von WHITESNAKE am Mikro dennoch auf.

Fünf vor acht enterten sie die Bühne, und um acht Uhr war das Publikum bereits auf Betriebstemperatur. Es wurde von jeder Platte etwas zum Besten gegeben. Als Appetizer auf das neue Album bekamen wir die beiden neuen Songs "Radiance" und "Shine On" zu hören. Die beiden DEEP PURPLE- Klassiker "Mistreated" und "Burn" gab´s als Sahnehäubchen. Eine Ikone wie Glenn Hughes ist natürlich nicht ohne weiteres zu ersetzen, aber der Auftritt machte dennoch viel Spaß. Das lag u. a. an der saustarken Gesangsleistung von Dino, der das Timbre von David Coverdale aber so was von drauf hat.

Die Metal-Priester kamen nach kurzer Umbaupause mit "One Shot Of Glory" auf die Bühne. Der Rausschmeißer aus dem Magnum Opus "Painkiller" war die erste faustdicke Überraschung, da die Nummer auf dieser Tour das erste Mal überhaupt live dargeboten wurde. "Lightning Strike" im Anschluss erhöhte direkt die Schlagzahl und markierte den einzigen Track aus der Reunion-Ära.
Die detailreich ausgestattete Szenerie auf der Bühne entführte uns in ein Stahlwerk, in dem man geradezu das Metall riechen konnte. Die vorherrschenden Temperaturen jenseits der 30°C vermittelten einem zudem das Gefühl, hier sei tatsächlich ein Hochofen in Betrieb. Der komplette Hintergrund bestand aus einem Bildschirm, der zunächst die Metallschmiede vervollständigte, und über den Köpfen der Protagonisten schwebte der "JUDAS-Dreizack". Rob Halford schritt die Bühne majestätisch von einer Seite zur anderen ab, wie man es von ihm gewohnt war. Stimmlich kam er nach anfänglichen Holprigkeiten, durch die er sich ein wenig quälte, immer besser in Fahrt, was de facto auch seine Laune zu heben schien. "Freewheel Burning" schmetterte er uns um die Ohren, als sei er in einen Jungbrunnen gefallen, und den Höllenspaß daran konnte man dem wild gestikulierenden 70-Jährigen ansehen. Wie viel Energie in den einzelnen Songs steckt, erkennt man so richtig erst live, wenn sie von den Musikern entfacht auf das Auditorium losgelassen werden. Richie Faulkner liefert sich mit Andy Sneap ebenso packende Duelle, wie er das mit Glenn Tipton getan hat.
In der Mitte der Show nahmen uns die Jungs aus Birmingham mit auf eine nostalgische Zeitreise zu "Unleashed In The East", dem wohl umstrittensten Live-Album. "Victim Of Changes", "The Green Manalishi" und "Diamonds And Rust" direkt hintereinander, brachten die Härchen am Körper in aufrechte Haltung. "Painkiller", die nunmehr dritte Nummer aus dem gleichnamigen Werk, heizte nach dem melodischen Intermezzo den Kessel wieder so richtig an und beendete mit viel Twin-Axe-Getöse den ersten Teil der Vorstellung fulminant.
Ich denke, dass jeder im Saal genau wusste, was jetzt kommen musste, um dieses phantastische Jubiläumsset "50 Heavy Metal Years" zu komplettieren!?! Na klar: "The Hellion2 mit "Electric Eye"! Die beiden Gitarristen liefen jetzt zur Hochform auf und feuerten aus allen Rohren - Schwermetall in seiner reinsten Form!
Und jetzt? Schon wieder Gänsehaut! Das Dröhnen der Harley kündet traditionell die obligatorische Zugabe "Hell Bent For Leather" an. Unter orgiastischem Beifall rollte der gute Rob mit seiner Maschine auf die Bühne. Allerdings verzichtete Mr. Halford dieses Mal darauf, sich auf das Zweirad zu stellen - geschenkt!
Da man bis dato noch nichts von "British Steel" bekommen hatte, wurde der Abend selbstverständlich mit "Breaking The Law" und "Living After Midnight" beendet, die beide von den anwesenden Metalheads stimmgewaltig unterstützt wurden. Zu "Living After Midnight" wurde ein überdimensionales Konterfei des Bull Ring-Bullen (Bronzestatue am Bull Ring in Birmingham) am linken Bühnenrand aufgeblasen, und der Bildschirm im Hintergrund brachte uns die Heimatstadt der Metal-Legenden nahe.

Wenn es an diesem Abend etwas zu kritisieren gab, dann die Tatsache, dass es noch so viele überragende Titel von dieser Truppe gibt, und es gerne etwas mehr hätten sein können. Fakt ist aber auch, dass die erlebten 95 Minuten mit all dem gefüllt waren, was diese Combo ausmacht. JUDAS PRIEST haben mit einem qualitativ hochwertigen und ausgewogenen Set bewiesen, das sie immer noch eine der größten Heavy Metal-Bands des Planeten sind, und auf mich machen sie den Eindruck, dass sie das auch noch eine ganze Weile bleiben wollen. Die Performance war alles andere als altes Eisen. Die zweistimmigen signifikanten Gitarrenläufe sind exakt wie eh und je, und das Charisma von Rob Halford ist ungebrochen.



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