Konzert:

JOE BONAMASSA - Frankfurt, Jahrhunderthalle

Konzert vom 06.03.2016

Wer zwei Tage hintereinander die Frankfurter Jahrhunderthalle voll macht (pro Gig ca. 3000 Fans) - und das bei richtig saftigen Ticketpreisen – der sollte es schon drauf haben. Und das JOE BONAMASSA es drauf hat, weiss der Eingeweihte schon seit Jahren.

Das JETHRO TULL-Intro „Locomotive Breathe“ mit Pianist Reese Wynans im Mittelpunkt läutete auf einer angemessen spartanische Bühne pünktlich um kurz nach 20 Uhr das Ereignis JOE BONAMASSA Live ein. Der Meister selbst – wie immer im teuren Anzug (ohne Schlips) - eröffnete mit dem Opener des neuen Albums „This Train“ – und einem ungemein fetten, klaren Sound. Laut war es – und trotzdem jede Nuance zu hören. Selten ein Konzert mit solch einer guten Akustik erlebt wie an diesem Abend. Dem Opener folgen drei weitere Songs aus seinem neuem, am 25.03. erscheinendem Album „Blues Of Desperation“. Dabei zeigt BONAMASSA gleich für was er steht – und was es diesen Abend auch zu hören gibt: Bluesrock mit harten Riffs, Hard Rock- und Seventies-Anleihen sowie Southern-Feeling. Die eher wenigen ruhigeren Momente geben Raum zum Durchatmen. Im weiteren Verlauf vermengt der Meister munter Eigenkompositionen und Blues-Cover (wie „Angel Of Mercy“ von Albert King oder das geniale „Sloe Gin“ von Tim Curry – hier zeigt JOE was er auch gesanglich drauf hat) zu einem schlüssigen Ganzen. Getragen werden die Songs von seinem virtuosen Gitarrenspiel (auf ständig wechselnden Instrumenten) und seinem einzigartigen Können trotz der Geschwindigkeit seiner Gitarrenläufe noch den Blues und die Melancholie zu transportieren – und dann noch unvermindert dabei die Lautstärke zu variieren. Szenenapplaus ist die logische Folge. Ich beobachtet mich selber wie ich minutenlang dem Mann auf die Finger schaue und genieße – beeindruckend.

Dabei darf man nicht vergessen, dass der Mann nicht alleine auf der Bühne wandelt. Seine klasse Tourband lieferte das Fundament – und durften alle auch mal Solo ran. Als da wären - Reese Wynans (Stevie Ray Vaughan) an Piano und Hammond, Paulie Cerra am Saxofon und Lee Thornburg an der Trompete, Schlagzeuger Anton Fig und Bassist Michael Rhodes. Und auch wenn ein anderer im Mittelpunkt stand, sie spielten wie ein Uhrwerk, den Meister seinen Raum lassend. Und diesen Raum nutzt BONAMASSA ein um das andere Mal; um fast verschmelzend mit seiner Gitarre den Blues zu zelebrieren, um dem B.B. King Klassiker „Nobody Loves Me But My Mother” seinen Stempel aufzudrücken, um sich bei „Oh Beautiful!“ in einen Rausch zu spielen.

Beim vorletzten Song – dem BONAMASSA-Hit „The Ballad Of John Henry” hielt es dann das Auditorium nicht mehr auf den Sitzen. Vor der Bühne und in den Gängen wurde es voll – das Ganze nahm Züge eines Hard Rock Event an und Joe & Co. taten ein Übriges um die Stimmung anzuheizen. Als Zugabe gab es mit „All Aboard“ von MUDDY WATERS nochmals eine fetzige Hommage an einen seiner größten Vorbilder. Nach 130 Minuten war dann Schluss! Leider! Denn JOE BONAMASSA gibt keine Konzerte, sondern zelebriert Gitarrenkunst – wenn auch – das darf nochmals gesagt werden – zu stolzen Preisen. Ein Erlebniss, ein beindruckendes Können, ein musikalisches Highlight war das allemal.

Intro: Locomotive Breath
This Train
Mountain Climbing
Blues Of Desperation
No Good Place For The Lonely
See See Baby
Never Make Your Move Too Soon
Angel Of Mercy
Hey Baby
Oh Beautiful!
Love Ain't A Love Song
Nobody Loves Me But My Mother
I Gave Everything For You, ‘Cept The Blues
Going Down
Sloe Gin
The Ballad Of John Henry
Zugabe: All Aboard



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