Konzert:
Inferno Festival 2011 - Samstag

Irgendwann nahte der Abend und mussten die Kräfte wieder beisammen sein, denn der letzte Tag des Inferno Festivals stand an. MALEVOLENT CREATION legten um kurz vor Acht auf der Rockefeller-Bühne los, nachdem sie einige technische Schwierigkeiten mit Phils Gitarre überwunden hatten. Der gute Mann ist nicht nur die treibende Kraft hinter der Band, sondern sieht mittlerweile auch relativ alt aus - mehr als zwanzig Jahre Death Metal haben ihre Spuren hinterlassen. Auf der Bühne ist davon aber nichts zu sehen, hochmotiviert und mit viel Einsatz geht er zu Werke und bildet so mit Shouter NAME das dynamische Duo der Band, während seine Rhythmusfraktion auf der anderen Bühnenseite deutlich ruhiger auftritt. MALEVOLENT CREATION zockten sich durch am Ende gut 40 Minuten Set, der sich auf die neueren Alben konzentrierte und einige Klassiker unter den Tisch fallen ließ. Immerhin blieben so die ein, zwei kontroversen Songs außen vor. Allerdings ist am Bass genau jener Jason Blachowitz wieder dabei, der damals für die Kontroversen gesorgt hatte. Heuer verhielt er sich unauffällig, ja sogar sehr zurückhaltend. Das Publikum störte sich daran sowieso nicht - wer vor der Bühne stand, moshte mit und reckte immer wieder die Horns in die Höhe.
Richtig alte Schule in allen Belangen sind PENTAGRAM, die nicht nur musikalisch einen deutlichen Kontrast zum Death Metal Marke MALEVOLENT CREATION setzten – auch in Sachen Show gingen die Herren im gesetzten Alter ganz anders zu Werke. PENTAGRAM haben in den 70ern und frühen 80ern ihre Erfahrungen auf der Bühne gesammelt, zu einer Zeit, als der Rock’n’Roll von Leuten wie Alice Cooper, Ozzy Osbourne und Tommi Iommi dominiert wurde. Leuten also, die nicht nur ihren Stiefel runterspielen, sondern eine Live-Show zelebrieren und voll in ihr aufgehen, was PENTAGRAM an diesem Abend ebenfalls machten. Allein was Sänger Bobby an Bewegungsradius hat, was für Grimassen er zieht und wie er in der Musik aufgeht, ist schon eine Show für sich. Bassist Mike Mathews gibt derweil das Arbeitstier, entsprechend schweißgebadet ist er ab dem dritten Song, während Randy Palmer an der Gitarre die coole Sau gibt und gleichermaßen BLACK SABBATH wie Jimi Hendrix in Erinnerung ruft. PENTAGRAM liefern eine ganz große Show ab, die zudem mit einer Setlist ausgestattet wurde, die beim Publikum bestens ankommt und so ziemlich jeden im pickepacke vollen Rockefeller zum Tanzen und Mitsingen animiert. Ganz großes Live-Kino!
ILLDISPOSED bieten das auf ihre Art und Weise ebenfalls, auch wenn die Dänen einen mehr als dezenten Asi-Faktor dabei haben. Den hatten sie an diesem Abend aber nur bedingt, richtig zahm gaben sich die Herren um Shouter und Entertainer Bo Summers. Im vollen John Dee konzentrierten sich ILLDISPOSED auf ihr neueres Material, womit sie den Nerv des Publikums trafen und einen großen Moshpit entstehen ließen. Sehr solide, aber fast ein wenig langweilige Show der Dänen.
Mark "Barney" Greenway, Shane Embury, Mitch Harris und Danny Herrera machen seit 1991 zusammen Musik, als NAPALM DEATH sind sie eine der ehrlichsten und aktivsten Bands dieses Planeten – und an diesem Abend so was wie die Konsensband des Festivals, denn so ziemlich jeder stand vor der Bühne, als das einstündige Grindcore-Gewitter der Briten begann. Gewohnt charmant und an Bewegungslegastheniker erinnernd, hüpften die drei Frontleute über die Bühne, allen voran natürlich Barney, der sich über die Jahre einen ebenso eigenwilligen wie effektiven Gesangsstil angeeignet hat. Quer durch alle Alben prügelten sich die Herren, „Suffer The Children“, „Nazi Punks Fuck Off“, „You Suffer“ und „The Kill“ gab es wie erwartet zum Schluss und heizte den tobenden Mob vor der Bühne noch einmal an. Im Grunde ist es wumpe, welchen ihrer zahllosen Songs NAPALM DEATH spielen, Live macht die Band einfach Bock und lässt gekonnt ein gnadenloses Inferno auf die Zuschauer los. Ohne Frage ein Highlight des Inferno Festivals!
MESHUGGAH zogen dann noch einmal alle Register, um das müde Festival-Volk auch um ein Uhr nachts noch bei Laune zu halten – und hatten Erfolg. Mit einer stimmungsvollen Bühnendekoration, die effektiv von der Lichtshow untermalt wurde und mit beeindruckender handwerklicher Präzision boten die Schweden 60 Minuten technisch anspruchsvollen Metal auf höchstem Niveau. Da stimmte einfach, da saß jeder Ton genauso wie jeder Einsatz eines Scheinwerfers. Optisch ist die Band selbst zudem ebenfalls beeindruckend, sind es doch alle Abziehbilder hünenhafter Wikinger, von denen sich AMON AMARTH ruhig mal eine Scheibe abschneiden konnten. MESHUGGHA konzentrierten sich in ihrer Setlist auf die neueren Alben, deren Songs sehr gut beim Publikum ankamen und es dazu brachten, noch einmal alles zu geben und die letzten Energiereserven zu mobilisieren. Ein würdiger Headliner, der einem sehr guten Festival einen würdigen Abschluss bot.




