Konzert:
Inferno Festival 2011 - Donnerstag

Exotisch begann der Inferno-Donnerstag: BHAYANAK MAUT aus Indien waren die erste Band auf dem persönlichen Spielplan. Der Subkontinent ist für Europäer ja noch immer ein weißer Fleck, gerade wenn es um Musik geht. Dass bei geschätzten 1,2 Milliarden Indern auch ein paar dabei sind, die sich nicht nur für Metal begeistern, sondern selbst in Bands aktiv sind, dürfte da eigentlich nicht überraschen – zumal die englische Kolonialzeit und die Entstehung einer städtischen Mittel- und Oberschicht dabei eine wichtige Rolle spielen. BHAYANAK MAUT lieferte eine beeindruckende Performance ab, die von den zwei Shoutern und dem sehr aktiven Bassisten lebte. Musikalisch konnte die Melange aus Death Metal und brutalem Metalcore durchaus überzeugen und für ordentlich Action vor der Bühne sorgen, wobei die gute Stimmung durch die launigen Ansagen noch gesteigert wurde („We expected a fucking blizzard, man!“). Alles in allem hinterließen die Inder einen sehr guten Eindruck und werden mehr als einen neuen Fan gewonnen habem.
Im Anschluss ging es rüber zu GOTHMINISTER in das Rockefeller, welches sich als geräumiger Laden mit umlaufender Galerie entpuppte, der Platz für gut und gerne 1.500 Leute bietet. GOTHMINISTER hatten die Hütte gut voll gemacht und fuhren in Sachen Light-Show und Performance einiges auf; eher witzig als alles andere waren die beiden dicken Typen, die bei einem Song auf die Bühne kamen, ein umgedrehtes Kreuz in der Hand trugen, in dem sich eine Fernsteuerung für einen mechanischen Vogel verbarg. Musikalisch war die Band besser aufgestellt und machte durchgehend Druck, was mit ihrem eingängigen, leicht poppigen Gothic Metal auch nicht schwer ist. Hauptaugenmerk lag dabei natürlich auf den Sänger, der sich immer wieder auf eine erhöhte Kanzel begab, um von dort den Massen zu predigen. Oder sowas. Gut war es auf Fälle, was GOTHMINISTER in Sachen Show auffuhren.
DHG waren mal DØDHEIMSGARD und als solche in ihrer Endphase relativ schlecht, gerade Live. Das hat sich in den vergangenen Jahren erkennbar gewandelt, mittlerweile kommen die Herren in fantasievoller Bemalung, die zwischen „Avatar“, Corpsepaint und „Herr der Ringe“ schwankt, auf die Bühne und legen ein fettes Brett hin. Es war schon beeindruckend, wie die Norweger routiniert ihre Spielart des Black Metal in die Menge feuerten, die gut abging und die (teilweise) Osloer gut feierte. Allen voran Sänger Kvohst machte ordentlich Show, immer wieder unterlegte er seinen garstigen Gesang mit passenden Gesten, während die Rhythmusfratkion sich auf böse gucken und grimmig Parts runterzocken konzentrierte. Auf der anderen Seite stand Gitarrist Vicotnik, der etwas aktiver war und im Laufe der gut einstündigen Show mehr und mehr aus sich herauskam. Insgesamt war es eine beeindruckende Black Metal-Show, die DHG ablieferten und mit der sie zu Recht vom Publikum gefeiert wurden.
NIDINGR boten im John Dee derweil angepissten Black Metal, der vom dezent psychopathisch wirkenden Sänger und einem gut rockenden Groove lebte. Die Herren erfanden den eingängigen Black Metal zwar nicht neu, konnten mit einer guten, ehrlichen Show und viel Einsatz punkten; zudem waren die Songs auch für Unwissende leicht zugänglich. Die große Meute anwesender Fans sorgte für gute Stimmung, ergo eine solide Show im nicht zu vollen John Dee.
AURA NOIR sind so Old School, das es fast schon wehtut. Outfit, Frisuren, Attitüde, Musik – alles schreit „long live the 80ies“! Damit haben die Norweger durchaus ihren Spaß, wie sie während ihrer Co-Headliner-Show an diesem Abend deutlich machten und auch das Publikum feierte die Typen gut ab, allen Anflügen von Monotonie im AURA NOIR-Sound zum Trotz. Nach einem langen Festivalabend gab Oslo nochmal alles, auch wenn die Reaktionen des Publikums denen während des DHG-Gigs ein wenig hinterher hinkten. Gute Stimmung war aber trotzdem da und AURA NOIR lieferten eine ehrliche, nach Bier und Schweiß riechende Show ab, mit der sie ihre Fans letztendlich zufriedenstellten. Und das ist ja im Grunde alles, was wichtig ist.





