Konzert:

In Flames, Caliban, DevilDriver - Hamburg, Markthalle

Konzert vom 20.04.2004Sollte ich noch einmal die dumme Frage beantworten müssen, wie ich einem Alien den Metal nahebringen würde - ich würde antworten, ihn auf ein IN FLAMES-Konzert mitnehmen zu wollen. Genau das haben ganz viele Leute mit ihren kleinen Brüdern und Schwestern, der neuen Freundin und dem besten Saufkumpel gemacht.


Haben sie? Als pünktlich um 20.30 Uhr DEVILDRIVER mit "Nothing’s Wrong?" loslegten, waren es besonders die Frauen Geschlechtsgenossinnen in der Kassenschlange vor und hinter mir, die anfingen zu drängeln - und die sich dann noch punktgenau zur ersten Single "I Could Care Less" vor die Bühne von Dez Fafaras neuer Band zwängen konnten. Da tobte schon der Mob, ein Meer aus Händen bereitete den Amis einen passenden Deutschland-Einstand und bekundete, bei der Headliner-Tour im September wieder dabei sein zu wollen. Der Ex-COAL CHAMBER-Frontmann hat sich vom komischen Irren im LSD-bunten Trend-Friseurladen seiner Ex-Band zum ernstzunehmenden Front-Psycho verändert, bei DEVILDRIVER steht das Image deutlich hinten an. Die neckisch hohen Melodien,
die DEVILDRIVER von manch anderer Knüppel-Band unterscheiden, gingen im Riffmassaker unter, live steht das Geschrote ganz vorne, dazu kreisch-grunzt Dez wie von der Tarantel gestochen. Herr Fafara war außerdem so freundlich, seine extrem junge Hintermannschaft vorzustellen - dass Gitarrist Mike erst den
sechsten Tag in der Band ist und bereits den vierten Gig auf dieser Tour spielt, hat er aber dezent verschwiegen. Man merkt es ja auch nicht, tighte Leistung. Der "Death Metal lebt"-Award geht an Bassist John Miller für sein ultra-oldschooliges Windmühen-Banging.

CALIBAN ließen sich dagegen nur zu deutlich anmerken, dass die Tourverwirrung um sich gegriffen hat. "Hello..." fing Sänger Andy Dörner an, doch das "Cleveland" konnte er sich noch verkneifen - Kurve gekriegt, deutsche Ansagen gemacht und einen ordentlichen Gig hingelegt. Die Jungs aus dem Pott spielen Moshcore, die Midtempo-Songs nehmen Nackenwirbeln und Halsmuskeln mit - allerdings war es mehr als vermessen zu glauben, die inzwischen ca. 1000 Leutchen würden auch den Chorus von "Beloved" mitsingen... Der Gitarrist allein war da erheblich dünn auf der Stimmritze, und dem Soundmann entglitten einige
fiese Rückkopplungen. Frontmann Andy hielt währenddessen mit großen Gesten die Leute bei Laune, zu "Fire Of The Night" wurde das inzwischen so beliebte Spiel mit der Teilung des Pits gespielt, die dann aufeinander zu laufen - ein bißchen
überheblich "Wall of Death" genannt, bei "7" Soul" klappte auch der Circle Pit. Während Teile von IN FLAMES bei DEVILDRIVER zugeschaut haben, schenkte Anders Fridén CALIBAN seine Aufmerksamkeit, schließlich hat er auch ihr in Kürze
erscheinendes Album produziert. CALIBAN stehen immer noch nicht als "ganze Band" auf der Bühne, der Bassist von den Berliner Kollegen MAROON ist für diese Tour eingesprungen. Einige enttäuschte Gesichter gab es dennoch - viele, die
draußen länger in der Schlange gestanden hatten, konnten es nicht glauben, dass DEVILDRIVER schon gespielt haben, und ab "Salvation" waren von weiter hinten die ersten gelangweilten IN FLAMES-Rufe zu hören.

Zurück vom Pausen-Bierchen (bei dem sich CALIBAN und DEVILDRIVER mitten unters Volk mischten), zurück mit einem Knall: "Dead Alone" eröffnete den munteren Hit-Reigen, also einer der Songs auf dem "Soundtrack To Your Escape", der vom
Songwriting und Aggressionslevel am ehesten an ältere Songs von "Colony" oder "Clayman" erinnert, gleich gefolgt von "Pinball Map". Flipper-Kugeln hätten in diesem Siff allerdings keine Chance gehabt: Es fehlten nur noch wenige
Zerquetschte bis zum Ausverkauft-Schild, und die Temperaturen kletterten unbarmherzig weiter, spätestens beim ersten Rumhüpfen zum Pinball-Refrain war man nass bis aufs Hemd. IN FLAMES haben sich zu dieser Tour optisch runderneuert, statt der (oft als zu poppig verspotteten) mondänen Lightshow der letzten Tour lugten nun acht Neon-Buchstaben durch solides Blech. Die weißen Hemden sind auch passé, all good guys wear black. Der Sound war vom ersten Akkord auf "Dead Alone" an eine Wonne - IN FLAMES sind einige der wenigen Headliner, die so vernünftig sind und zu Gunsten der Qualität unter Umständen auch ein paar Dezibel gegenüber ihrer Vorband nachlassen. Gut so, bei diesem
Resultat. "System" stürzt ins Wechselbad der Gefühle, über 1000 Kehlen schmettern "Slow I go..." und Bangen den Sauerstoff aus der Luft, "Episode 666" läutet drei eher härtere Songs ein. Die Göteborger haben offensichtlich wieder Lust bekommen, einfach draufloszudreschen. Vor "Cloud Connected" gibt es eine
Pause zum Durchschnaufen für beide Seiten, Anders Fridén führt gewohnt-gewitzt durch das Programm. Von der Saiten-Fraktion war weniger zu sehen, mag aber auch an der Enge gelegen haben. Zu "Touch Of Red" fraß Hamburg Herrn Fridén aus der Hand: Geklatscht wurde auf die kleinste Handbewegung hin. Dem gehorcht man sogar aufs Wort, wenn er sich zum Auftakt von "Square Nothing" Feuerzeuge wünscht, und mit einem Augenzwinkern gleich wieder entschuldigt, dass es ein bisschen lächerlich sei. In Stadion-Atmosphäre ging es in den Endspurt. Zwar war bei "Only For The Weak" nur noch so viel Sauerstoff wie auf dem Mount
Everest vorhanden, trotzdem wurde gehüpft - und danach kam sogar ein guter Kumpel wieder rein, um das uralte "Behind Space" abzufeiern. Bis hierher war das eine Stunde, zwanzig Minuten Nettospielzeit. Die Zugabe war ganz großes Tennis, der "Quiet Place" scheint der Song der Stunde zu sein - ohne Worte, wie hier
der Spannungsbogen auch live gehalten wird, alle sangen mit, IN FLAMES scheinen damit viele neue Fans gefunden zu haben. Nach "My Sweet Shadow" verabschieden sich die Schweden bis zu den Sommerfestivals. Und ich mich auch: SAUERSTOFF!!!



CALIBAN:


Forsaken

Little Secret

Between

Beloved

Fire Of The Night

Salvation

199 Sun

7” Soul



IN FLAMES:


Dead Alone

Pinball Map

System

Episode 666

Embody The Invisible

Watch Them Feed

Coerced Coexistence

Cloud Connected

Touch Of Red

Like You better Dead

Sqare Nothing

In Search For I

Clayman

Trigger

Gyroscope

Only For The Weak

Behind Space

--------

Quiet Place

Colony

My Sweet Shadow

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