IN FLAMES & AT THE Gates - Köln, Palladium
IN FLAMES gründeten sich, genauso wie AT THE GATES im Jahr 1990, von der Urbesetzung ist aber niemand mehr übrig. Bandgründer Jesper Strömblad sorgt derzeit mit seiner neuen Truppe THE HALO EFFECT für Furore. Dreizehn Alben haben IN FLAMES bereits auf dem Buckel, das Release von Nummer 14 folgt in Kürze. Unlängst kündigten die Göteburger mit den Singles "Foregone Pt. 1", "State Of Slow Decay" und "The Great Deceiver" die Veröffentlichung des neuen Longplayers "Foregone" an.
Ich fahre heute sehr gespannt nach Köln und bin mir unsicher, was mich erwartet: Macht ein IN FLAMES-Gig noch Bock oder ist die Truppe nicht mehr relevant? Ich habe IN FLAMES unzählige Male live gesehen und habe ihre Musik früher viel gehört. „The Jester Race“ aus dem Jahr 1996 lief bei mir rauf und runter und wird noch immer gerne eingelegt. Das Niveau konnte bei den kommenden Alben ungefähr gehalten werden. Auch ihrer mittleren Phase mit einem modernerem Sound konnte ich noch viel abgewinnen: „Reroute to Remain“, “Soundtrack to Your Escape” und “Come Clarity” sind gute Alben mit viele Hits. 2008 änderte sich mit “A Sense of Purpose” einiges. Im Prinzip müssen sich IN FLAMES schon ungefähr seit Clayman (2000) mit jeder neuen Veröffentlichung dem Vorwurf stellen, dass sie sich von ihrem typischen Stil entfernen. Modern Metal-Mist oder notwendige Experimentierfreudigkeit? – Die einen sagen so, die anderen meinen so. Ich habe die Band jedenfalls aus den Augen verloren, „Sounds of a Playground Fading“ und „Siren Charms“ nahm ich kaum noch war und „Battles“ sowie „I, the Mask“ habe ich komplett verpasst. Wenn IN FLAMES auf Festivals spielten, schaute ich auf drei vier Songs vorbei und wendete mich dann wieder anderen Bands zu. Wacken-Auftritte wirkten etwas lustlos und distanziert (wenn auch pompös) auf mich. Kein Vergleich zu hungrigen Konzerten um die Jahrtausend-Wende.
Wie sieht das heute im Jahr 2022 aus? Die Band kündigt in Interviews an, zurück zu härteren Wurzeln zu wollen. Das neue Album soll aggressiv und gitarrenlastig sein; das macht neugierig!
Den Anfang machen heute Abend die Metalcoreband IMMINENCE und die Melodic Death Metal-Truppe ORBIT CULTURE. Ich stehe zu dem Zeitpunkt aber noch im Stau auf dem Heumarer Dreieck, bin aber pünktlich für AT THE GATES vor der Bühne. Die Band rund um ihren Sänger und Kopf Tomas Lindberg entert zu „Spectre of Extinction“ vom neusten Album „The Nightmare of Being“ (2021) die Bühne. Sie geben gut Gas und es folgen „Slaughter of the Soul” und „At War With Reality“. Gleich zu Beginn decken AT THE GATES verschiedene Epochen ab. „Der Widerstand“ hat man noch nicht oft live hören können. Es geht weiter mit Klassikern wie „Cold“ und „Blinded by Fear“. Gerade live hört man bei der Band gewisse Hardcore-Anleihen heraus. Lindberg wirbelt mit dem Mikroständer umher und mit Anders Björker rockt hier wieder das Original die Gitarre. Er stieg 2017 aus und ist seit kurzem wieder mit der Band und mit seinem Zwillingsbruder Jonas Björler am Bass vereint. Dann ertönen melodisch melancholische Gitarrenklänge und nach „The Night Eternal“ ist Schluss. AT THE GATES sind immer, und so ist es auch heute im Kölner Palladium, etwas rauer und ungestümer als IN FLAMES.
Um 21:05 Uhr ist es so weit und IN FLAMES sind an der Reihe. Auch sie starten mit einem neuen Track und machen mit „The Great Deceiver” den Anfang, um dann „Pinball Map“ vom „Clayman“-Album zu spielen. Mit „Cloud Connected” ist das erste Highlight der Setlist an der Reihe und es folgt mit „Behind Space“ ein Song des ersten Albums „Lunar Strain“. Insgesamt ein gelungener Auftakt des Konzertes. Die Band kommt frisch und energiegeladen daher und scheint ordentlich Spaß zu haben. Anders Fridén war nie der große Stimmakrobat, aber macht einen guten Job.
„Graveland“ ist die einzige Nummer von „The Jester Race“, Kracher „Moonshield“ wird nicht gespielt. Aber was solls: IN FLAMES sind gut drauf und es ist erleichternd die Band mit so viel Spielfreude zu sehen. Vor allem Gitarrist Björn Gelotte scheint motiviert bis in die Bartspitzen zu sein. Der neue Gitarrist Chris Broderick posed was das Zeug hält. In der heutigen Setlist werden viele Alben berücksichtigt, es ergibt sich ein buntes Potpori: „The Hive“ von „Whoracle“, „Colony“, „Leeches“ von „Come Clarity“, „Alias“ von „A Sense of Purpose“… . Erwartungsgemäß sind die Publikumsreaktionen und dessen Bewegungsfreude bei „Only für the weak“ besonders ausufernd. Nach „I Am Above“ und „Take this Life“ ist fini und ein schwitzig süßer „Duft“ liegt in der sich leerenden Halle.
IN FLAMES Setlist
The Great Deceiver
Pinball Map
Cloud Connected
Behind Space
Graveland
The Hive
Colony
Only for the Weak
Leeches
Foregone Pt. 1
Wallflower
State of Slow Decay
Alias
The Mirror's Truth
I Am Above
Take This Life
AT THE GATES Setlist
Spectre of Extinction
Slaughter of the Soul
At War With Reality
Der Widerstand
To Drink From the Night Itself
Cold
Under a Serpent Sun
Heroes and Tombs
El Altar del Dios Desconocido
Death and the Labyrinth
Blinded by Fear
The Night Eternal
IMMINENCE Setlist
Ghost
The Sickness
Erase
Chasing Shadows
Paralyzed
∞
Heaven in Hiding
Temptation
ORBIT CULTURE Setlist
Saw
North Star of Nija
Strangler
The Shadowing
Vultures of North
Copyright: Text und Photo Credits: Erik Bosbach, All rights reserved
Mehr Infos:In Flames