Konzert:

Ill Nino, Spineshank, Chimaira - Hamburg, Markthalle

Konzert vom 11.10.2003Dass die Industrie "New Metal" und alles was irgendwie dazugehört oder dazu gehörend gemacht wird, eine sehr gut laufende Maschinerie geworden ist, ist hinlänglich bekannt. Welche Größenordnungen das mittlerweile angenommen hat, war dann aber doch erstaunlich. So erstaunlich, dass wir an dem elend verregneten Samstagabend zusammen mit vielen kleinen Mädchen und einigen großen Jungs in der Schlange vor dem Eingang warteten. Weil es eben nun mal seine Zeit dauert, bis weit über 1000 Leute durch eine einzige Tür einzeln die Location betreten haben. CHIMAIRA fiel dem Warten zum Opfer. Etliche lange Gesichter von denjenigen, die den ordentlichen Eintrittspreis berappt hatten und nun auf ein Drittel des Abends verzichten mussten, inklusive.



Was ein Glück, dass man dank der Außentemperaturen die Winterjacke eingepackt hatte. Ohne Unmengen flüssiger Nahrungsaufnahme lief an dem Abend gar nichts. Das Stand nach wenigen Augenblicken in der feuchtwarmen Hölle Hamburgs fest. Heilige Scheiße, das war nicht normal. Aber nicht zu ändern. Bei auf der Bühne sicher nicht kühleren Temperaturen mussten also SPINESHANK ran. In der Retrospektive konnten sie gegen ILL NINO kaum bestehen, zu ähnlich gestrickt waren ihre stets durch Intros und Outros aus der Konserve umrahmten Songs. Süchtige der Fäkalvokalistik und FUCK-Thematik kamen aber bei den Ansagen des exotischen Frontmannes dennoch auf ihre Kosten. Und auch die tanzwütigen sprangen auf die Musik der Amerikaner an. Crowdsurfer/innen bereiteten der Crew einige Mühe die Bühne sauber zu halten. Zu kurze Haare weil’s in ist, etwas zu aufgesetzt cooles Stageacting und Rumhüpfen bei diesen hochsommerlichen Innentemperaturen - bin ich dafür etwa schon zu alt? (dod)



Gegen elf gingen mit ILL NINO dann die Headliner auf die Bühne und in Deutschlands größter Sauna war damit der letzte, aber auch heißeste Aufguss des Abends angesagt. Ein kurzes Percussion-Intro eröffnete das Set und nachdem ich mich kurz darüber gefreut hatte, dass Drummer Dave aussah, wie Dimmu Borgirs´ Nick Barker mit Rasta-Zöpfen (allein diese Vorstellung lasse man sich ganz langsam auf der Zunge zergehen ), ließ ich wie die restlichen 1200 Anwesenden den südamerikanischen Sturm über mich hinweg fegen. Nicht selten an Soulfly erinnernd, heizten sich die Rasta-Männer durch das Set und boten dabei einen bunten Querschnitt durch ihre beiden Alben, wobei natürlich Hits wie "God Save Us" oder das göttliche "How Can I Live" von der aktuellen Scheibe "Confession" nicht fehlen durften. Sänger Cristian Machado beeindruckte neben seinen meterlangen Filzhaarwürsten mit stimmlicher Glanzleistung und auch wenn der Gute zwischenzeitlich leicht aus der Puste kam, fuhr seine Performance Bestnoten ein. Die Neuzugänge Ahrue Luster (ex-Machine Head) an der Gitarre und Danny Couto an den Percussions machten sich ebenfalls hervorragend und erweckten fast den Eindruck, niemals in einer anderen Band gespielt zu haben. Das Hamburger Publikum dankte den superben Auftritt mit überwältigenden Reaktionen und tanzte sich die Füße wund. Luft gab es in der Halle mittlerweile nicht mehr und auch wenn ich mich bemühte, möglichst wenig zu atmen und meine Körperbewegungen auf das Ansetzten des Bierglases zu beschränken, schwitzte ich mir Wasservorräte für Simbabwe aus dem Körper. So warm war es in der Markthalle nicht, seit Sepultura 1996 vor ebenfalls ausverkaufter Hütte die Tropen direkt in die Hansestadt holten, nur werden sich die meisten der bei der Roadrage-Tour anwesenden Kids nicht an dieses denkwürdige Ereignis erinnert haben, denn 80 Prozent von ihnen hatten zu dieser Zeit noch nicht einmal die Vorschule besucht. (cs)

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